10.12.17

Der Mord nach Rezept-Adventskalender
10. Dezember

Das Krimi-Ranking für den 10. Dezember
Die besten deutschen Krimi-Verfilmungen
 

Platz 4
Vier Schlüssel
BRD 1965 
Regie Jürgen Roland
Mit Günther Ungeheuer, Horst-Michael Neutze, Walter Rilla, Monika Peitsch









 


Worum geht es?
Eines der ersten Heist-Movies im Nachkriegsdeutschland: In einer Hamburger Bank werden über das Wochenende 3,5 Millionen Deutsche Mark im Tresor eingelagert. Der Tresor kann nur mit vier Schlüsseln geöffnet werden, die von verschiedenen Funktionsträgern der Bank mit sich geführt werden. Eine straff organisierte Gangstertruppe unter Leitung von Alexander Ford (Neutze) schafft es, die vier Schlüsselträger festzusetzen und ihnen unter Drohungen die Schlüssel abzupressen. Der Coup scheint zu gelingen, bis am Ende doch alles schiefgeht

Jürgen Rolands kühle, protokollartige Regie, die klare Kameraführung und die konsequente Spannungsdramaturgie, die die zahlreichen Handlungsstränge mit Cliffhangern zusammenbindet sorgten für ein perfektes Spannungsstück. Dass die Figuren meist schablonenhaft blieben, fiel da nicht besonders auf – auch weil mit Horst-Michael Neutze und Günther Ungeheuer zwei echte Könner im Genre des »bösen Buben« am Start waren.

Welcher Roman war die Vorlage?
»Die vier Schlüssel« von Max Pierre Schaeffer. Der Journalist Schaeffer ließ sich für seinen Roman von einem authentischen Fall aus der Schweiz inspirieren. Zugleich fiel der Film auch in die Zeit, als die englischen Posträuber (1963) mit ihrem perfekt geplanten Coup das Interesse an solchen Heist-Stoffen geweckt hatten. Zeitgleich zur Premiere der »Vier Schlüssel« entstand bereits die dreiteilige Fernsehverfilmung des Posträuber-Dokudramas »Die Gentlemen bitten zur Kasse«, nach dem Tatsachenbericht von Henry Kolarz.

Platz 3
Der Schneemann
BRD 1985
Regie: Peter F. Bringmann
Mit: Marius Müller-Westernhagen


Worum geht es?
Der klugschwätzende Abenteurer und halbseidene Entrepreneur Dorn (im Buch: Blum)  hängt auf Malta fest und versucht 5000 dänische Pornohefte nach Ägypten zu verkaufen. Der Deal geht schief und unter dem Toupet seines toten Aufkäufers findet er einen Gepäckaufbewahrungsschein des Münchner Hauptbahnhofs. Was lagert dort? Ein Karton mit 25 Dosen Old Spice Rasierschaum – allerdings mit speziellem Innenleben: zweieinhalb Kilo reinsten Kokains. Wenn Blum die an den richtigen Kunden verkaufen kann, ist er alle seine Sorgen los.
 »Der Schneemann« kam 1985 als Star-Vehikel für Marius Müller-Westernhagen in die Kino. MMW war damals noch kein Rockstar war, sondern hatte gerade erst als Schauspieler einen Kassenerfolg in der Verliererkomödie »Theo gegen den Rest der Wel« erzielt.
Das »Schneemann«-Drehbuch von Matthias Seelig übernimmt nur wenig aus dem Roman, aber es sind die wesentlichen Dinge: Blum/Dorns Klugschwätzereien, seine träge Verachtung für alles konventionelle und bürgerliche und nicht zuletzt seine Stehaufmännchen-Mentalität. In seinem weißen Leinenanzug wirkt er wirklich wie ein aus der Zeit gefallener Sohn der Schwarzen Serie.

Welcher Roman war die Vorlage?
»Der Schneemann« (1981) von Jörg Fauser (1944 bis 1987). Fauser war Journalist, Junkie, Lyriker, Schriftsteller, der souverän jede Einordnung in die E- oder U-Kategorien umschiffte. Den deutschen Krimi seiner Zeit hat er gehasst, was ihn aber nicht daran hinderte, einige der besten deutschen Krimis seiner Zeit zu schreiben.
»Der Schneemann« ist ein auf seine ganz spezielle Art vom Koks befeuertes literarisches Road-Movie durch die Bundesrepublik der Achtziger, inspiriert von der stilistischen Finesse eines Raymond Chandler und dem Rebellentum eines Marlon Brando, über den Jörg Fauser eine Biographie schrieb. Später erklärte Fauser gern, der »Schneemann« sei nur zum Geldverdienen geschrieben worden – aber vielleicht ist er gerade deshalb so gut, so konzentriert, so schnörkellos perfekt, wie es Fausers spätere Krimis nie wieder wurden.

Platz 2
Die Katze
BRD 1988
Regie: Dominik Graf
Mit: Götz George, Gudrun Landgrebe, Heinz Hoenig, Ralf Richter


Worum geht es?
Düsseldorf, 16. Juni 1987. Meistergangster Probek (George) hat einen Plan am Start, der ihm und seinen Mittätern (Hoenig und Richter) drei Millionen Mark Lösegeld bringen soll. Probeks Komplizen überfallen dazu eine Bank und nehmen Geiseln, die gegen das Lösegeld ausgetauscht werden sollen. Es entspinnt sich ein psychologischer Nervenkrieg zwischen den verschiedenen Parteien - Polizei, Gangster, Probek – der am Ende von einem Showdown beendet wird.
Kritiker bezeichneten die frühe Kinoarbeit von Dominik Graf durchaus wohlwollend als den schmutzigen kleinen Bruder von »Dog Day Afternoon« von Sidney Lumet. In der temporeichen, dichten Inszenierung zeigte Graf  schon damals alle seine Stärken und Vorlieben – die hektischen Bilder der bewegten Kamera aus den Krisenstäben, die verwackelten Observationsbilder des Bankraubes, das beständige Annähern an die Orte aus verschiedenen Perspektiven und last but not least – die Verwendung der Tonspur mit dem Sprechfunk der Polizei als eigenen Handlungsträger.

Welcher Roman war die Vorlage?
»Das Leben einer Katze«, später »Die Katze« von Uwe Erichsen ist ein reines Genrestück aus der Werkstatt des Spannungs-Spezialisten Erichsen, der seine Karriere als Jerry Cotton-Autor  und startete und später für »Der Fahnder« und andere Serien aus der Produktion der Münchner Bavaria schrieb, wo auch Dominik Graf sich seine ersten Sporen verdiente. Die Story funktioniert nach dem Prinzip des Masterminds mit einem Masterplan, der am Ende dennoch mit seinem Vorhaben scheitert.

Platz 1
St. Pauli Nacht
BRD 1999
Regie: Sönke Wortmann
Mit: Armin Rohde, Heiner Lauterbach, Benno Führmann, Christian Redl


Worum geht es?
Shortcuts und Episoden aus dem Tag- und Nachtleben im Hamburger Stadtteil St. Pauli: In mehreren miteinander verketteten Episoden erzählt der Film den vergangenen Tag aus der Perspektive verschiedener beteiligter Personen, so unter anderem eines Taxifahrers, eines Kleinkriminellen, einer transsexuellen Prostituierten und zweier Jugendlicher.
Der Film besticht nicht nur durch sein All-Star-Cast (Rohde, Führmann, Lauterbach, Redl), sondern vor allem durch seine inszenatorische Dichte, die die ansonsten disparaten Elemente der Handlung zu einem Ganzen zusammenfügt. Die besondere Glaubwürdigkeit erlangt dies alles nicht zuletzt durch die prägnanten und präsenten Dialoge, durch die perfekte Beherrschung der Dialekte und Soziolekte des Viertels – was klar auf das Konto des Drehbuchautors Frank Göhre geht.

Welcher Roman war die Vorlage?
»St. Pauli Nacht« von Frank Göhre, der Roman entstand bereits im Zusammenhang mit der Drehbucharbeit zum Film und nimmt in seiner Erzählweise das fragmentarische des Films auf, ergänzt die Handlungsteile um einige weitere Elemente zeigt genau wie der Film seine  Stärken den Dialogen und dem extrem dichten Erzählton.