22.3.16

Laudatio für Melanie Raabe "Die Falle" - Stuttgarter Krimipreis

Foto: Caterina Kirsten/Wikipedia
Lizenz
CC-BY-SA 4.0




Reinhard Jahn
Laudatio für Melanie Raabe "Die Falle"  - Stuttgarter Krimipreis / Witwer-Debütkrimipreis
21.3.2016 Renitenz-Theater Stuttgart
Manuskript, es gilt das gesprochene Wort

Sie nennt sich Linda Conrads. Sie ist 38. Sie ist Bestsellerautorin. Einmal im Jahr ringt sie sie sich einen "wunderbar literarischen Roman" ab. Mehr weiß man kaum von ihr.
Außer vielleicht:
Sie lebt allein. Und das heißt: wirklich allein. Sie hat ihr Haus am Starnberger See seit elf Jahren nicht mehr verlassen. Sie lebt in einer Biospähre, in der konstant 23 Grad herrschen, in die die Welt nur übers Fernsehen und das Internet hereinkommt – und zweimal in der Woche in Person von Charlotte - ihrem Mädchen für alles. Denn so ganz allein schafft es auch eine solche Extromophile wie Linda Conrads nicht.
Ach ja - Sie hat noch Bukowski, ihren Hund und Norbert, ihren Verleger.
Wenn Linda Conrads nicht an einem ihrer Bestseller schreibt, hört sie Ella Fitzgerald oder Sarah Vaughan und natürlich die Lieblingssängerin aller Melancholiker: Billie Holiday.
So, wie Linda Conrads uns das auf den ersten Seiten ihres Romans erzählt, glauben wir ihr das erst einmal. Denn als Leser sind wir darauf gepolt, erst einmal alles zu glauben, was uns ein Autor erzählt.
Dass auf dem Buch, das wir lesen, ein ganz anderer Name steht – Melanie Raabe - egal, das stellen wir erst einmal zurück. Das Buch, das wir lesen, heißt: Die Falle.
Und ohne es bemerkt zu haben sind wir schon in dieselbe gegangen.
Diese Melanie Raabe hat uns manipuliert, hat diesen Vertrag, den Autor und Leser für jede einzelne Lektüre schließen, schon unterlaufen, indem sie nämlich behauptet, dass alles wirklich so ist, wie es erzählt wird.
Doch zurück zu Linda Conrads, dieser vom Glück geküssten Bestsellerautorin, die sich bereits mit 38 eine Villa am Starnberger See leisten kann, sowie ein Hund und einen Verleger.
Linda hatte eine Schwester - Anna. Anna ist tot, sie wurde ermordet. Und Linda sah den Täter – einen kurzen Augenblick nur, als er floh.
In diesem Trauma liegt die Ursache für ihren Rückzug in eine Welt mit Billie Holiday, Bukowski und dem Starnberger See.
Bis sie plötzlich den Mörder ihrer Schwester wiedersieht.
Im Fernsehen.  
Victor Lenzen heißt er, er ist Reporter bei einem Nachrichtensender.
Und Linda Conrads beschließt: Ich werde dich kriegen.
Wie das gehen soll? Nun - Linda Conrads wird ein neues Buch schreiben, einen Thriller, der von einer Frau handelt, die den Mörder ihrer Schwester gesehen hat.
"Ein Köder für den Mörder und eine Therapie für mich", redet sie sich ein.

Ehe wir Leser merken, dass hier eine zweite, eine dritte, eine vierte Ebene in den Thriller eingezogen worden ist, sind wir schon perfekt geködert worden – sind wir süchtig nach dem Ausgang der Geschichte der sich verschiebenden Realitäten, der sich überlagernden Wahrnehmungen, der changierenden Wahrheiten und Lügen.
Außerdem ist nichts mehr so, wie es auf den ersten Blick schien.
Melanie Raabe hat die "unzuverlässige Erzählerin" perfektioniert und zur Vollendung gebracht. In der "Falle", die wir lesen steckt  eine weitere Falle, und in der noch eine, die sich offenbart, als Linda Conrads endlich Victor Lenzen gegenübersitzt, den sie mit einem Interviewangebot über ihren aktuellen Thriller in ihr Haus am Starnberger See gelockt hat.
Ist der Mann vielleicht unschuldig?

Ist Linda vielleicht schuldig?
Wer suggeriert hier wem etwas?
Melanie Raabe folgt ihrem literarischen Spieltrieb. Sie löst Gewissheiten auf, sie treibt das Spiel mit  Täuschung und Suggestion mit großem Ernst – und das macht die große Qualität ihres Romans aus. Die Souveränität, mit der sie die Wahrheiten  und Halbwahrheiten zwischen Linda Conrads und Victor Lenzen, zwischen den Romanschwestern Britta und Sophie und den echten Schwestern Linda und Anna hin und herschiebt, verblüfft unter anderem deshalb, weil wir hier einen Debütroman lesen.
Wer ist also diese vom Glück geküsste 35-jährige Erfolgsautorin Melanie Raabe, die einen Bestseller geschrieben hat, von dessen Honoraren sie sich jetzt wahrscheinlich ein Haus am Starnberger See und einen Hund namens Bukowski leisten kann?
Melanie Raabe stammt  aus einem 400-Seelen-Dorf in Thüringen, das sie verließ, um in Nordrhein-Wesfalen aufzuwachsen. Eine nachvollziehbare und richtige Entscheidung. Sie studierte Medienwissenschaft und Literatur in Bochum und lebt inzwischen in Köln – als Journalistin, Drehbuchautorin, Bloggerin und Theaterschauspielerin.
"Ich bin Melanie Raabe – Autorin" stellt sie sich auf ihrer Homepage vor. Autorin – das ist ernsthaft gedacht, kein "ich mach irgendwas mit Büchern" und nicht die kommerzmäßige Ranschmeiße "Ich bin Texterin" -  nein – sie sagt: "Ich bin Autorin." 
Das heißt: Ich schreibe, weil ich es kann. Und ich kann es, weil ich es gelernt habe. Und man kann natürlich auch anfügen: weil ich Talent habe. Das ist ein starker Auftritt, wie man es von der Autorin eines starken Debüts wie "Die Falle" erwarten kann. Und es ist ein Auftritt, der noch viel mehr erwarten lässt. Das Talent dazu hat Melanie Raabe, und deshalb hat ihr die Jury des Stuttgarter Krimipreises den Witwer-Debütkrimipreis für ihren Thriller "Die Falle" zugesprochen. Herzlichen Glückwunsch.


Rezensionen zu "Die Falle" von Melanie Raabe
hier

19.3.16

Achim Freudenberg
Das Mädchen auf der anderen Seite

Radiojournalistin Eva Bottin kann die Toten sprechen hören – das entdeckt sie, als sie im Rechtsmedizinischen Institut den Mann sieht, dessen Tod im Moment noch als Selbstmord behandelt wird. Und die Geisterstimme des Toten kündigt an, dass es noch mehr Tote geben wird.
Es ist nur eines von vielen seltsamen Phänomenen, mit denen Eva Bottin auf einmal konfrontiert wird. Sie sieht immer wieder ein kleines Mädchen in roten Gummistiefeln – das andere nicht sehen, und sie hat diese Ahnungen und die Vorhersagen der Toten. Das alles hängt offenbar mit dem Verschwinden ihres Freundes Felix zusammen, eines investigativen Journalisten, dessen letzte kryptische SMS lautete «Traf eben den Informanten. Fetter Fisch. Muss dringend mit dir sprechen. Dein Name fiel.»
Eva Bottin steigt immer weiter in diesen Fall ein, der sich nicht nur auf die Suche nach ihrem Journalistenkollegen beschränkt.

Realität und Mystery-Welt überschneiden sich in dem packend erzählten Thrller-Debüt von Achim Freudenberg. Und Eva Bottin ist eine Heldin, der man begeistert durch ihr Abenteuer folgt.
(Reinhard Jahn, WDR Mordsberatung)
27.2.2016

Achim Freudenberg
Das Mädchen auf der anderen Seite
rororo

Radiojournalistin Eva Bottin kann die Toten sprechen hören. Die Fähigkeit entdeckt sie, als sie im Rechtsmedizinischen Institut einen Mann sieht, dessen Tod als Selbstmord behandelt wird. Und die Geisterstimme des Verblichenen kündigt an, dass es noch mehr Tote geben wird.
Es ist nur eines der Phänomene, mit denen Eva Bottin in Achim Freudenbergs Mystery-Thriller "Das Mädchen auf der anderen Seite" konfrontiert wird. Sie sieht immer wieder ein kleines Mädchen in roten Gummistiefeln – das andere nicht sehen, und sie hat diverse Ahnungen. Das alles hängt wahrscheinlich mit dem Verschwinden ihres Freundes Felix zusammen, eines investigativen Journalisten, dessen letzte kryptische SMS lautete »Traf eben den Informanten. Fetter Fisch. Muss dringend mit dir sprechen. Dein Name fiel.«
Realität und Mystery-Welt überschneiden sich mehr und mehr in dem packend erzählten Thriller-Debüt von Achim Freudenberg. Und Eva Bottin ist eine Heldin, der man begeistert durch ihr Abenteuer folgt.     rja
Krimi-Grenzgänger (Vier Sterne)
Achim Freudenberg:
Das Mädchen auf der anderen Seite
rororo, 400 Seiten,
Reinhard Jahn über Achim Freudenberg WAZ/Funke-Medien 30.3.2016




















WAZ/Funke-Medien 30.3.2016

Paul Finch < br>Schattenschläfer

Zwei junge Frauen wandern durch den Lake-District im Norden Englands. Es ist Nacht geworden, es ist kalt, die jungen Frauen haben ihre Kräfte überschätzt – und dann hören sie jemanden, der "Strangers in the Night" pfeift. Gleich darauf werden sie überfallen, eine der Frauen stirbt, die andere überlebt schwer verletzte.
Detective Mark Heckenberg ist alarmiert, als er die Tat entdeckt, die Aussage des Opfers hört. ist etwa ein Serienkiller wieder unterwegs, der "Fremde", den seine Kollegin vor zehn Jahren gestellt hatte? Und was hat ihn jetzt in den Lake District verschlagen – wohin sich Heckenburg hat versetzen lassen, um sein Leben in Ordnung zu bringen. Die Ermittlungen beginnen und es wird eine Jagd auf Leben und Tod.
Dichte Atmospähre, lebendige Charaktere, ein ausgefeiltes Plot und eine traumwandlerische Sicherheit beim Erzählen – es kein keine Zeile Leerlauf in diesen vierten Roman um den impulsiven Vollblut-Polizisten Mark Heckenburg.
Bester britischer Krimistoff!
(Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung) 27.2.2016

Spur des Schattens
Zwei junge Frauen wandern durch den Lake District im Norden Englands. Es ist Nacht geworden, es ist kalt, die jungen Frauen haben ihre Kräfte überschätzt – und dann hören sie plötzlich jemanden, der "Strangers in the Night" pfeift. Gleich darauf werden sie überfallen, eine der Frauen stirbt, die andere überlebt schwer verletzt.
Detective Sergeant Mark Heckenburg von der Polizei Cumbria ist alarmiert, als er die Tat entdeckt, die Aussage des Opfers hört. Ist etwa ein Serienkiller wieder unterwegs, der "Fremde", den seine Kollegin vor zehn Jahren gestellt hatte? Und was hat ihn jetzt in den Lake District verschlagen – wohin sich Heckenburg hat versetzen lassen, um sein Leben in Ordnung zu bringen? Die Ermittlungen beginnen und es wird eine Jagd auf Leben und Tod.
Dichte Atmosphäre, lebendige Charaktere, ein ausgefeilter Plot und eine traumwandlerische Sicherheit beim Erzählen – es gibt keine Zeile Leerlauf in Schattenschläfer von Paul Finch, dem vierten Roman um den impulsiven Vollblut-Polizisten Mark Heckenburg.
Bester britischer Krimistoff!     rja
(Fünf Sterne)
Paul Finch:
Schattenschläfer
Piper, 480 Seiten,

WAZ / NRZ / Funke-Medien
WAZ / NRZ / Funke-Medien 19.03.2016