29.9.15

Jörg Fauser:
Der Scheemann (Buch und Film)


Jörg Fauser (1944 bis 1987) war Journalist, Junkie, Lyriker, Schriftsteller, der souverän jede Einordung in die E- oder U-Kategorien umschiffte. Den deutschen Krimi seiner Zeit hat er gehasst, was ihn aber nicht daran hinderte, einige der besten deutschen Krimis seiner Zeit zu schreiben.



"Der Schneemann" ist einer davon – die Geschichte vom klugschwätzenden Herumtreiber Blum, der auf Malta versucht, 5000 dänische Pornohefte nach Ägypten zu verkaufen. Der Deal geht schief und unter dem Toupet seines toten Aufkäufers findet er einen Gepäckaufbewahrungsschein des Frankfurter Hauptbahnhofs. Was lagert dort? Ein Karton mit 25 Dosen Old Spice Rasierschaum – allerdings mit speziellem Innenleben: zweieinhalb Kilo reinsten Kokains - Peruvian Flake, 96% - für die Kenner unter uns. Wenn Blum die an den richtigen Kunden verkaufen kann, ist er alle seine Sorgen los. Doch wie den richtigen Kunden finden – zumal auch die echten Eigentümer des Rasierschaums hinter ihm her sind. Auf einer Tour von Frankfurt bis Amsterdam lernt Blum alle Arten und Schattierungen von Schwätzern und Geschäftemachern kennen und gerät dabei ohne es zu ahnen, immer tiefer ins kriminelle Geschäft.

"Der Schneemann" ist ein auf seine ganz spezielle Art vom Koks befeuertes literarisches Road-Movie durch die Bundesrepublik der Achtziger, inspiriert von der stilistischen Finesse eines Raymond Chandler und dem Rebellentum eines Marlon Brando, über den Jörg Fauser eine Biographie schrieb. Später erklärte Fauser gern, der "Schneemann" sei nur zum Geldverdienen geschrieben worden – aber vielleicht ist er gerade deshalb so gut, so konzentriert, so schnörkellos perfekt, wie es Fausers spätere Krimis wie "Das Schlangenmaul" und "Kant" nie wieder wurden.


1985 kam der "Schneemann" in die Kinos  - als Star-Vehikel für Marius Müller-Westernhagen, der damals noch kein Rockstar war, sondern als Schauspieler einen Kassenerfolg mit der Verliererkomödie "Theo gegen den Rest der Welt" erzielt hatte.
Jetzt war MMW unter der Regie von Peter F. Bringmann Siegfried Dorn (im Buch: Blum), der beim Versuch, auf Malta 5000 3-D-Dänenpornos zu verkaufen… und so weiter.
Das Drehbuch von Matthias Seelig übernimmt nur wenig auf dem Roman, aber es sind die wesentlichen Dinge: Blum/Dorns Klugschwätzereien, seine träge Verachtung für alles konventionelle und bürgerliche und nicht zuletzt seine Stehaufmännchen-Mentalität, die er auch schon in "Theo gegen den Rest der Welt" demonstriert hatte. In seinem weißen Leinenanzug, den er fast unbeschädigt durch den ganzen Film trägt, wirkt er wirklich wie ein aus der Zeit gefallener illegitimer Sohn der Schwarzen Serie.



"Der Schneemann" ist perfektes Unterhaltungs- und Krimi-Kino, das neben  dem guten Hauptdarsteller auch durch sein konzentriertes Drehbuch und die gelungene Adaption seiner literarischen Vorlage besticht.


Jörg Fauser
Der Schneemann
Diogenes / Alexander Verlag




14.9.15

Kevin Lewis
Kaitlyn






















Kevin Lewis
Kaitlyn
dtv

9.9.15

Gregor Weber
Feindberührung


Ein Polizeiroman, der Maßstäbe setzt - was dieSorgfalt angeht, mit der hier Polizeiarbeit geschildert wird und was die Entwicklung der Geschichte angeht.
Schauplatz ist eine namenlose Großstadt - ungewöhnlich genug in Zeiten des Regionalkrimi. "Bomber Rems" ist ermordet worden, ein heruntergekommener, unterschenkelamputiertet Afghanistan-Rückkehrer, der offenbar die Kurve nicht mehr gekriegt hat.
Kommissar Grewe und seine Kollegin Theresa Swoboda emritteln ind em fall schnell, dass "Bomber Rems" offenbar zu der Rockgang der SKULLS, zu denen er mal gehört hat, immer noch gute Kontakte hatte und wohl für sie über siene alten Afghanistan-Kontakte Drogen ins Land geschmuggelt hat.
Doch es gibt auch noch eine zweite Spur, der die beiden Polizisten nachgehen müssen - die führt direkt zur Bundeswehr.

Autor Gregor Weber ist kein Unbekannter in der Krimiszene - zumindest als Schauspieler: er verkörperte den Kollegen von Kommissar Palü und aktuell von Kommissar Kappl in den TATORT-Filmen des Saarländischen Rundfunks. Als Krimi-Autor liefert Gregor Weber hier ein Debüt, das sich gewaschen hat: unglaublich dicht erzählt, unglaublich spannend und so voller echter, lebensnaher Charaktere, dass es unmöglich ist, das Buch zur Seite zu legen, ehe man die letzte Seite gelesen hat.
Dazu kommt - Gregor Weber lässt sich nicht auf die schnellen Schuldzuweisungen ein, wenn es darum geht, Gründe für Verbrechen und Kriminalität zu finden, er fällt auch nicht auf die gängigen Krimi-Klischees herein. Er geht seinen eigenen Weg - und das Ergebnis ist einer der aufregendsten Krimis der Saison.
Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung

Gregor Weber
Feindberührung
Knaus
23. Mai 2011

7.9.15

Anna Shevchenko:
Ein fatales Erbe


Taras Petrenko, Geheimdienstler beim FSB, dem KGB-Nachfolger. ist als Ukrainer dort kaltgestellt und ins Archiv abgeschoben.
Da sortiert er Akten und findet dabei: die Akte N1247, die einen 200 Jahre alten Fall behandelt, aber trotzdem von aktueller Brisanz ist.  Es fehlen allerdings drei entscheidende Dokumente - um sie zu besorgen reist er nach England.

In England hat es unterdessen die Anwälin Kate mit dem Archivar Andrij zu tun. Der hat sich Kate Ausgesucht, weil sie ukrainishcer Abstammung ist und in einer Kanzlei arbeitet, die sich mit komplizierten Erbrechtsföllen auskennt.
Denn um nichts anderes geht es Andrij bei seinem Auftrag, für den er Kate gewinnt: den "Erben" eines sagenhaften Vermögens aus der Urkraine ausfindig zu machen, damit das Testemant, das ihm vorliegt, durchgeführt werden kann: Das ist inzwischen von "acht Fässern Gold", die einmal in London deponiert wurden, zu einem unermesslichen Vermögen angewachsen und soll dem neuen, unabhängigen Staat Ukraine zugute kommen (Unabhängigkeit ist eine des Bedingungen des Testaments).
Dass sich dich Wege des FSB-Agenten Petrenkeo und Anwältin Kate irgendwann kreuzen werden, ist klar.
Doch das ist nicht die enizige Geschichte, die dieses Buch erzählt. Ganz intensiv und ausführlich wird auch erzählt, wie jenes Testament - und das zugrunde liegende Erbe - durch die Jahrhunderte das Schicksel der Menschen bestimmt hat, die mit ihm zu tun hatten.

"Ein fatales Erbe" ist ein aufregender History-Thriller um die Geschichte der Ukraine, erzählt anhand der Suche und der Jagd nach dem Zarengold Peters des Großen, das angeblich von den Kosaken gestohlen wurde.
Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung

Anna Shevchenko:
Ein fatales Erbe
Hoffmann und Campe
4. März 2011

Anna Shevchenko, aufgewachsen in der Ukraine, studierte Sprachwissenschaften an den Universitäten von Kiew und Cambridge. Sie spricht sieben Sprachen. Nach ihrem Studium begann sie als Übersetzerin, Beraterin und Unterhändlerin zu arbeiten. Shevchenko ist für hochrangige politische Anlässe und Organisationen tätig und leitet eine Agentur für interkulturelle Mediationsberatung. Ein fatales Erbe ist ihr erster Roman. Im März dieses Jahres erhielt sie den Hosking Trust Prize für Writers in Residence.

6.9.15

Steve Mosby
Tote Stimmen


Dave Lewis kennt sich aus mit Zauberern - hier: Zauberkpnstler, Magier, Scharlatane aller Art. Zusammen mit einem Freudn gibt er ein Magazin heraus, in dem die beiden die billigen Tricks von Show-Zauberern und Medien und anderer entlarven.
Von seiner Ex-Freundin Tori hat Dave jetzt schon längere Zeit nichts gehört - und sich auch nicht darüber gegrämt, weil die Beziehung seiner Meinung nach nicht umsonst zu Ende geganegn ist. jetzt allerdings ist er alarmiert, als er von Tori eine eigentlich recht nichtssagende SMS bekommt - die abe rnicht mit ihrem üblichen Kürzel unterzeichnet ist.
Alarmiert ist deshalb auch Detective Inspektor Sam Currie, den Toris Verschwinden und die SMS an Dave passen genau in die Muster der Mordfälle, die gerade die Bewohner der Stadt verurnsichenr: ein anonymer Killer entführt junge Frauen, hält sie gefesselt gefangen, ohne Nahrung und Trinken, so dass sie langsam verdursten. Und während der ganzen zeit verschiwkct der Killer von den Handys seiner Opfer an deren Freunde und bekannte scheinbar harmnlose, nichtssagende SMS-Botschaften: "Viel Arbeit, keine Zeit" Oder "Lass uns nächsten Monat treffen" - Botschaften, die Nähe suggerieren, Misstrauen einschläfern. Und erst wenn die Opfer kurz vorm Tod stehen, ruft der Killer einen nahestehenden Menschen an: "Hilf mir!", sagt die elktronsich vezrerrte Stimme - doch in allen Fällen ist es zu spät.
Und jetzt sieht alles so aus, als sei Tori diesem Killer in die Hände gefallen. Dave Lewis gerät mitten in die Ermittlungen der Polizei hinein - und ehe er sich versieht, steht er plötzlich mitten im Interesse des Killers, der ihn als Lockvoegel für sein tödliches Spiel mit der Polizei benutzt.

"Tote Stimmen" ist eine extrem spannende Geschichte über die Gleichgültigkeit und die Anonymität des modernen Großstadtlebens.
Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung

Steve Mosby
Tote Stimmen
Knaur Taschenbuch
1. August 2011

4.9.15

Das aktuelle Krimi-Ranking
Die sechs besten Agenten, die nicht James Bond sind.


Das verlinkte Video präsentiert James Coburn alias "Derek Flink", alias "Our Man Flint", der leider außer Konkurrenz läuft, weil er keine literarische Serie als Vorlage hat.

Platz 6
Nicholas J. Huntington "Nick" Carter
alias Agent N3, alias "The Killmaster"
von Anonym
(unter anderem Michael Avallone, Valerie Moolman, Bill Crider, Gayle Lynds
Agent für: AXE, a fictional spy agency for the United States government
Bond-Faktor: Eigene Zigaretten, eigene Waffe, eigenes Auto – aber alles nur geklaut.
-Bond-Faktor: Alles nur geklaut.
-Charakter: Carter is tall (over 6 feet / 1.83 m), lean and handsome with a classic profile and magnificently muscled body. He has wide-set steel gray eyes that are icy, cruel and dangerous. He is hard-faced, with a firm straight mouth, laugh-lines around the eyes, and a firm cleft chin. His hair is thick and dark. He has a small tattoo of a blue axe on the inside right lower arm near the elbow - the ultimate ID for an AXE agent
-Einsätze: von 1964 bis 1990 etwa 260 Romane, zwei Filme mit Eddie Constantine
-Trivia: Die Figur des Nick Carter trat 1886 erstmal in amerikanischen Pulp-Magazinn auf und war damals noch Privatdetektiv ("Nick Carter – Master Detective"), genau wie in der Hörspielserie die später mit ihm produziert wurde. Der Erfolg von James Bond brachte einen Relaunch der Figur als Agent mit dem Kampfnamen "Killmaster". Viele renommierte Autoren (wie etwa Martin Cruz-Smith) schrieben Killmaster-Romane – just for the money.
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Platz 5
Matt Helm
von Donald Hamilton

Agent für: CIA
-Bond-Faktor: Welchen Bond-Faktor kann man schon haben, wenn man von Dean Martin gespielt wird?
-Charakter: Helm is portrayed as jaded, extremely ruthless, pragmatic, and competent. He is a U.S. government counter-agent—a man whose primary job is to kill or nullify enemy agents—not a spy or secret agent in the ordinary sense.
-Einsätze: Von 1960 bis 1993 27 Romane. 4 Filme mit Dean Martin als Matt Helm,. eine Fernsehserie
-Trivia: Die Kampfszenen im letzten Matt-Helm-Film wurden von Bruce Lee choreografiert. In der Fernsehserie ist Matt Helm Privatdetektiv mit Geheimdienstvergangenheit.
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Platz 4
Son Altesse Sérénissíme Prinz Malko Linge
alias S.A.S. MALKO
von Gérard de Villiers.

Agent für: freiberuflich für die CIA
Bond-Faktor: weltläufig, lehnt eigentlich Gewalt ab. Geht so.
-Charakter: Malko Linge ist ein österreichischer Prinz, der zum Unterhalt seines Schlosses bei Liezen gezwungen ist, zeitweise für die CIA zu arbeiten. Die Agentur fordert ihn immer für heikle Einsätze an
-Einsätze: Seit 1977 mehr als 150 Romane, zwei Filme
-Trivia: Malko-Romane spielen in der Regel vor realen politischen Hintergründen, meist Bürgerkriegen, Terrorismus oder Drogenhandel. Autor de Villiers hat den Ruf, nicht nur alle Schauplätez genau recherchiert zu haben, sondern auch über Geheimdienst- und hohe Polizeiquellen zu verfügen.
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Platz 3
Hubert Bonisseur de la Bath
alias OSS 117
von Jean Bruce
(1921-1963)
-Agent für: Zunächst für das Office für Strategic Services OSS, dem Vorgänger der CIA, dann für die CIA und schließlich die NSC (National Security Council)
-Bond-Faktor: Lebemann, Frauenheld, adelige Abstammung. Perfekt.
-Charakter: "Hubert Bonisseur de La Bath était un solide gaillard à la carrure athlétique de sportif en pleine possession de ses moyens, au visage énergique et buriné de prince pirate. Son regard clair, à l'ironie tranquille, se posait sur les êtres et les choses avec cette assurance née d'une vie riche en aventures. Son charme ne laissait aucune femme insensible."
-Einsätze: 88 Romane von Jean Bruce selbst, 143 von seiner Frau und 24 von seinen Kindern
7 Filme, 2 Parodien: OSS 117 – Der Spion, der sich liebte (2006) und OSS 117 – Er selbst ist sich genug (2009)
-Trivia: In der Realität war die Codenummer 117 dem Chef des "Research and Analysis Branch des OSS" zugewiesen. In den Parodien wurde OSS 177 von Jean Dujardin gespielt, die deutsche Synchronfassung erstellte und sprach Oliver Kalkofe.
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Platz 2
Robert "Bob" Urban
alias "Code 18" bzw Mister Dynamit
von C.H. Guenter
(1925 – 2005)
Agent für: Bundesnachrichtendienst BND
-Bond-Faktor: eigene Zigaretten, eigene Waffe, eigenes Auto, eigener Sidekick. Passt schon.
-Charakter: Bob Urban ist 187 cm groß, hat braunes Haar und graue Augen, und er lächelt immer, aufgrund einer Muskelverkürzung im Gesicht. Er raucht seine eigene Zigarettenmarke, die „MC“ (Monte-Christo) mit Goldmundstück. Urban wohnt in München-Schwabing. Er fährt einen Porsche 356, später einen BMW 633 Csi.
-Einsätze: 314 Romane ab 1965, ein Film (mit Lex Barker als Bob Urban)
-Trivia: Lex Barker musste die Gage für seinen Filmauftritt einklagen. Autor Karl-Heinz Günther entwickelte auch die Heftreihe "Kommissar X" maßgeblich mit, außerdem schrieb er Jerry Cotton-Romane und U-Boot-Romane.
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Platz 1
Jonathan Hemlock
Von Trevanian
(Rodney William Whitaker, 1931 bis 2005)
Agent für: CII, eine extrem geheime Gemeimorganisation
-Bond-Faktor: Perfect Match.
-Charakter: Dr. Jonathan Hemlock is an art professor and mountaineer. He is also a collector of paintings, most of them obtained from the black market. To finance his collection he works as an assassin for a secret U.S. government agency, the CII.
-Einsätze: zwei Romane (seit 1972), ein Film: "Im Auftrag des Drachen" mit Clint Eastwood
Trivia: Autor Rodney William Whitaker galt als Literarisches Chamäleon, der auch in anderen Gattungen eroflgreiche Romene schrieb. Fürs Agentengeschäft erfand er noch "Nicolai Hel" für den Asia-Thriller "Shibumi".

(Text: Reinhard Jahn, mit Material von spyguysandgals.com, trevanian.com und wikipedia)
Das verlinkte Video präsentiert James Coburn alias "Derek Flink", alias "Our Man Flint", der leider außer Konkurrenz läuft, weil er keine literarische Serie als Vorlage hat.
https://www.youtube.com/watch?v=lQwJQkEh2QY

Norbert Horst
Splitter im Auge

Norbert Horst war und ist der shooting star der deutschen Krimi-Szene. Der Kriminalbeamte aus Bielefeld hat mit seinen ersten vier Kriminalromanen (seit 2003) wirkliche Klassiker geschaffen – mit dem hektisch erzählenden Kommissar Konstantin Kirchenberg, mit Fällen, die aus dem alltäglichen Alltag der Polizeiarbeit gegrifffen zu sein schienen und denen man gar nicht anmerkte, mit welchem Talent sie hier von einem Autor verdichtet und erzählt wurden.
Jetzt – mit seinem fünften Roman – hat sich Norbert Horst von seinem Helden der ersten Bücher verabschiedet. Und er wagt was Neues.
Auftritt Adam, genannt Steiger – weil sein Vater im Bergbau gearbeitet hat. Der Schauplatz ist Dortmund. Dort arbeitet der Steiger in der Einsatzgruppe / das sind quasi die Mädchen für alles bei der Truppe.

Und als ob er im normalen Dienst nicht schon genug zu tun hätte - und als ob er nicht auch mit dem Tod seines Vaters, den er zu verarbeiten hat nicht genug persönliche Probleme hätte - verbeißt sich der Steiger in einen Fall, der schon längst geschlossen ist, der Täter ist verurteit: ein Afrikaner, der für den Sex-Mord an einer Minderjährigen im Knast sitzt.
Aber war wirklich alles so, wie es angeklagt wurde? Der Steiger findet schnell heraus, dass einiges nicht so gewesen ist, wie es in der Anklageschrift stand. Aber was ist dann wirklich geschehen in derr Nacht, als die Minderjährige verschwnad und ermordet wurde?
Das klingt jetzt vom Plot her ein bisschen nach dem Krimi der Woche aus dem ARD-Programm. Dass hinter der scheinbar so oberflächlich, so beiläufig daherkommend erzählten Geschichte etwas anderes, tiefergehendes steckt, ahnen wir spätestens, wenn wir immer wieder den Steiger verlassen und die Geschichte zweier Jungen aus dem Jahr 1980 erzählt bekommen - die natürlich im Zusammenhang mit dem Fall des Jahres 2011 steht.

Wieder besticht Norbert Horst mit einer dichten Prosa, mit viel Polizeiatmosphäre und einem perfekt entworfenen, spannenden Geschichte. Er ist eindeutig einer der besten deutschen Krimi-Autoren.
Reinhard Jahn WDR5 Mordberatung


Norbert Horst
Splitter im Auge
Goldmann

3.9.15

Chris Marten:
Todespfad


Der zweite Thriller des Autorenteams Chris Marten. Wieder stehen die Essener Journalistin Beate Rehbein und der Kölner Kommissar Ludger Bethke im Mittelpunkt der groß und internationale angelegten Handlung. Das Autorenteam schlägt wieder einmal den Bogen von Afrika nach Eurpa - im TODESFAD geht es um die Flüchtlings- und Migrationsbewgeungen. Und deshalb auch um Menschenhandel, Menschenschmuggel, Schleusertum, weiße Sklaverei und vieles mehr, was sich vor unserer Haustür (und teilweise vor unseren Augen) abspielt.
In Afrika und auf Gran Canaria lernt Beate Rehbein das Schicksal der Flüchtlinge kennen - und wird dabei Zeugin, wie eine junge Afrikanerin stirbt. was hat der angeblich zu großherzige Schwede mit den Flüchtlingen zu tun, denen er großzügig Lager und Unterstützung finanziert? Und vor allem - was bedeutet die geheimnisvolle Botschaft, die beate Rehbein in einer Kauri-Muschel an einer Kette bei der toten Frau findet. Eine Telefonnummer kann sie entschlüsseln, die sei nach Paris führt.

Perfekte Thriller-Unterhaltung mit einem hochbrisanten Thema.
Reinhard Jahn WDDR5 Mordsberatung

Chris Marten:
Todespfad
Lübbe
22. Juli 2011

1.9.15

Alafair Burke
Online wartet der Tod


Detective Ellie Hatcher hat beim Police Department New York eine ungeheuer schnelle Karriere gemacht - aus einem kleinen Außenrevier ist sie jetzt gleich zur Mordkommission berufen worden, und zwar nicht von irgendwem, sondern von Flann McIlroy, dem Star der New Yorker Mordermittler. Der will sie beim Fall des FirstDate-Killers dabei haben.
Zwei junge Frauen sind im Abstand von genau einem Jahr ermordet worden - und beide waren Mitglieder bei einem Online-Flirting/Partnerportal: FirstDate. Dass die Morde an ihnen etwas mit dieser Mitgliedschaft zu tun haben müssen, geht aus einigen Spuren hervor, die der Täter offenbar absichtlich gelegt hat.
Jetzt wäre es das einfachste, die Kontaktdaten der beiden Opfer in der Datenbank von FirstDate abzugleichen, umso einem möglichen Täter auf die Spur zu kommen.
Doch da weigert sich der Betreiber von FirstDate strikt, die Daten ohne richterlichen Beschluss herauszugeben. Doch ehe der eintrifft, greift Ellie Hatcher zur Selbsthilfe und meldet sich selbst bei FirstDate als Partnersuchende an.
Was sich bis hierher ein wenig wie der Plot des Film "Sea of Love" liest (Al Pacino spielt einen Cop, der einen Killer sucht, der auf Partnerschaftsanzeigen antwortet) entwickelt sich dann doch ganz anders. Zuerst einmal entdeckt Ellie Hatcher, dass sie genau dem Profil der Opfer entspricht - und ganz offenbar von Flann McIlroy einzig und allein deshalb in die Mordkommisison berufen wurde: als Lockvogel.

"Online wartete der Tod" drängt einem als Leser das Thema Online-Verbrechen nicht auf, aber der Roman behandelt es vielschichtig und eingehend. Doch vor allem ist es ein guter Polizeiroman mit einer sehr sehr sympathischen Heldin. Zugleich auch Auftakt zu einer Serie, von  der in den USA bereits zwei weitere Bände vorliegen.

Wunderbar lebendig und spannend. Ellie Hartcher hat das Zeug zur Kultfigur: sympathisch, zupackend, einfach klasse.
Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung

Alafair Burke
Online wartete der Tod
Deutschg von Susanne Wallbaum
dtv
1.August 2011