19.3.15

Sandrone Dazieri
In der Finsternis

Spannung total
Der Ermittler als Freak: Dante Torre ist extrem traumatisiert und voller Phobien, seit er als Junge elf Jahre von einem geheimnisvollen Mann, den er den "Vater" nennt, in einem Getreidesilo gefangengehalten wurde. Seitdem kann er die Gefühle von Menschen deuten und hilft mit dieser Fähigkeit mitunter der Polizei. Wie etwa jetzt der jungen Polizistin Colomba Caselli und ihrem Vorgesetzten bei einem spektakulären Fall. Ein Kind ist verschwunden – und als Dante Torre den Tatort sieht, wird ihm klar, dass sein Peiniger – der "Vater" - offenbar immer noch aktiv ist.
"In der Finsternis" von Sandrone Dazieri ist eine gnadenlose, rasant erzählte Jagd nach den Hintermännern der Entführung, und einem Komplott, das – natürlich - bis weit in die Vergangenheit zurückreicht. Der Thriller lässt kaum einen Spannungseffekt aus, überrascht aber zwischendurch immer wieder mit kleinen literarischen Kabinettstückchen. (Reinhard Jahn)
Spektakulärer Krimi-Reißer   (Vier Sterne)
Sandrone Dazieri
In der Finsternis
Piper, 560 Seiten,
NRZ / WAZ / Funke Medien 19.3.2015

17.3.15

Matthew Dunn:
Spycatcher # 1 - Ein Tod ist nicht genug

Bond Zwei Punkt Null
Es ist eine große Geheimoperation, die Will Cochran, der beste Mann der britischen MI-6, auf dem Balkan  durchführen soll. Es geht darum, Megiddo aufzuspüren, einen hohen Mitarbeiter des iranischen Geheimdienstes – man kann auch "Terrorist" sagen. Der Weg zu ihm führt über eine Frau - seine ehemalige Geliebte, die jetzt in Paris lebt.
Schnell gelingt es Cochran, ihr Vertrauen zu gewinnen und sie als Lockvogel in Position zu bringen. Aber natürlich ist in diesem Agententhriller nichts so, wie es auf den ersten Blick erscheint.
Matthew Dunn, laut veröffentlichter Vita früher einmal selbst Feldagent des MI-6 und von daher mit allerlei geheimen Praktiken vertraut, zeichnet seinen Serien-Helden Will Cochran als  James Bond 2.0 , der Auftaktroman "Ein Tod ist nicht genug" zu seiner Spycatcher-Serie lehnt sich in Dramaturgie und Tempo klar an die neuen James Bond- und Jason Bourne-Filme an. Nichts Neues aus dem Agentengeschäft, aber spannend gemacht.   (Reinhard Jahn)

Männer-Unterhaltung (drei Sterne)
Matthew Dunn:
Spycatcher 1 - Ein Tod ist nicht genug
Blanvalet, 448 Seiten
WAZ / NRZ / Funke Medien 17.03.2015

9.3.15

Jean-Christophe Rufin: Katiba

Blick ins Terror-Camp
Jasmin, Witwe des ehemaligen französischen Konsuls in Mauretanien, arbeitet in der Protokollabteilung des Außenministeriums am Quai d'Orsay. Doch wer ist diese Jasmin sonst noch - und was verbindet Jasmin mit Kader Bel Kader, dem jungen und ehrgeizigen  Führer eine Al Kaida-Terrorzelle in Mauretanien? Kader will sich mit einem großen Anschlag profilieren. Ein Anschlag, bei dem Jasmin offenbar eine zentrale Rolle spielen soll.
Afrika-Kenner Jean-Christophe Rufin zieht in seinem Thriller "Katiba" alle Register des ambitionierten Agenten-Romans. Katiba, so nennt man die Lager der Al Kaida, der Rebellengruppen und Stammesverbände im Maghreb – wir kennen sie aus den Nachrichten als "Terrorcamps". Jean-Christophe Rufin erzählt aus dem Innenleben der Al Kaida, schildert detailreich die Vorbereitung eines Anschlages – und auch die undurchschaubar wirkenden geheimdienstlichen Aktivitäten und Intrigen, die Aktion begleiten.
Ein packender, kenntnisreicher Agenten- und Spannungsroman.  rja

Al Kaida aktuell  (Vier Sterne)
Jean-Christophe Rufin:
Katiba – Zwischen zwei Fronten
Fischer, 416 Seiten, 10,99 €

WAZ / NRZ / Funke Medien 7.3.2015


4.3.15

Das Kriminalhörspiel
Themen – Typen – Tendenzen
Stand: 1977



Das Kriminalhörspiel

Themen – Typen – Tendenzen



Seminararbeit
Proseminar "Das Hörspiel"
WS 1977/78
Dr. Gerhard Mensching
Ruhr-Universität Bochum
Germanistisches Institut

Vorgelegt von
Reinhard Jahn

Daten- und Faktenstand: 1977



Inhaltsverzeichnis

0. Vorbemerkung

1. Einige grundlegende Bemerkungen über die Kriminalliteratur
1.1. Die klassische Detektivgeschichte
1.2. Thriller 1.3. Der psychologische Kriminalroman
1.4. Polizeiroman
1.5. Spionageroman
1.6. Der Kriminalroman in Deutschland

2. Kriminalhörspiel
2.1. Geschichte des Kriminalhörspiels
2.2. Das Kriminalhörspiel in den deutschen Rundfunkanstalten
2.3. Versuch einer Typologie des Krimınalhorspiels
2.3.1. Das konventionelle Kríminalspiel
2.3.2. Das moderne Kríminalhörspiel
2.3.3. Parodien und Persiflagen

3. Schlußbemerkung

Anhang: Behandelte Kriminalhörspiele

"Kolportage, wohin man blickt!" 
Heinz Schwitzke

0. Vorbemerkung

Bei der Bearbeitung des Themas "Kriminalhörspiel" tauchten eine Reihe erwarteter, aber auch eine Vielzahl unerwarteter Schwierigkeiten bezüglich der vorhandenen und erreichbaren Sekundärliteratur, sowie der Zugänglichkeit des Informationsmaterials auf, da das Kriminalhörspiel bis heute nicht aus seiner Kategorisierung des “Unterhaltungsstücks ohne höheren Anspruch“ herausgekommen ist. Nur so ist es zu verstehen, dass sich die Autoren der seriösen Fachliteratur mit den Unterhaltungshörspielen nur am Rande beschäftigen und diese Gruppe so allgemein behandeln, dass kaum nennenswerte lnformationen aus ihren Ausführungen bezogen werden können.
Des weiteren ist das Kriminalhörspiel eine Gattung, die sich bisher keine eigene funkspezifische Form geschaffen hat (oder nicht schaffen konnte), weil sie viel zu eng mit dem Genre des Kriminalromanes verbunden ist, aus dem es seine Themen bezieht. lm Gegensatz zum "literarischen Hörspiel“, das sich eine “funkische“ Form schaffen konnte (Günter Eich, Mauricio Kagel) ist das Kriminelhörspiel eng mit dem gedruckten Stoff verbunden, was sich aus den zahlreichen im Programm auftauchenden Literaturadaptionen ersehen lässt, sowie aus der Tatsache, dass Hörspielstoffe häufig später von den Autoren in short stories umgewandelt werden.
Ein weiterer Grund für die fehlende funkspezifische Form des Kriminalhörspiels mag sein, dass das Kriminalhörspiel stets auf Bezüge in der Realität angewiesen ist, weil es daraus nicht zuletzt seine Spannung bezieht. Doch auch in der Sekundärliteratur zum "Kriminalroman", die erst in den vergangenen Jahren begonnen hat, sich ernsthaft mit dem Genre zu befassen, sind derzeit kaum Hinweise auf die funkische Form der Kriminalerzählung, des Kriminalhörspiel, aufzufinden. Der Autor hat versucht, diesen Mangel an greifbarer Sekundärliteratur zu umgehen, indem er für seine Ausführungen eine Form gewählt hat, die insoweit von der Form der üblichen Proseminararbeit abweicht, als dass entwickelten Argumentationen nicht durch sekundärliterarische Quellen untermauert werden, sondern stoff- bzw. gattungsgeschichtlich aus einem Beispielkorpus von Kriminalhörspielen hergeleitet werden. Die ausgewählten und behandelten Kriminalhörspiele stammen aus zwei Quellen: der Reihe "Mitternachtskrimi“ des Deutschlandfunks und der Reihe "Krimi am Samstag“ im Dritten Programm des Westdeutschen Rundfunks. Sie wurden in den vergangenen drei Jahren sporadisch aufgenommen und können daher in keiner Weise repräsentativ sein.

1. Einige grundlegende Bemerkungen über die Kriminalliteratur

Bereits in der "ersten Kriminalgeschichte", Edgar Allan Poes "Doppelmord in der Rue Morgue" (The Murders in the Rue Morgue, 1841) sind alle Elemente enthalten, die einen klasssischen Kriminalroman auszeichnen. Es geschieht ein Verbrechen, das sehr geheimnisvoll anmutet; der Täter ist unerkannt geblieben. Die Ermittlungen, die zur Aufklärung der Untat und zur Entlarvung des Täters führen werden von einen 'Detektiv' geführt, der durch Sammeln von Indizien, Verdachtsmomenten, Zeugenaussagen usw die Vorgänge rekonstruiert und mittels deduktiver Gedankenarbeit den Täter entlarvt. Dieser Detektiv, Aguste Dupin genannt, ist ein nicht am Geschehen Beteiligter, ein Lebemann, der sich aus rein privatem, um nicht zu sagen unterhaltendem lnteresse mit dem Fall befasst. Die lnformationen, die er für seine Ermittlungen benötigt, bezieht er aus Zeitungen und und übermittelten Aussagen. Dupin nebengeordnet ist die Erzählergestalt, eine Person, die ungenannt bleibt und als Vermittlerfigur zwischen Detektiv und Leser dient. Auf diese Art und Weise können Dupins manchmal sehr komplexen Gedenkengänge durch Dialoge transparent gemacht werden.

1.1. Die klassische Detektivgeschichte

Beinahe unverändert ist diese Form, die des weiteren als “klassische Detektivgeschichte" bezeichnet wird, in die darauf folgenden Kriminalromane einge- gangen, deren herausragende Autoren Agatha Christie‚ John Dickson Carr, Ngaio Marsh u.a. waren.
Die klassische Detektivgeschichte verläuft, von gewissen Eigenarten der Autoren abgesehen, nach folgendem Schema: Eine Gruppe von Menschen kommt zusammen und es geschieht ein Mord. Der Detektiv (ein Polizist, ein privater Ermittler oder eine über jeden Verdacht erhabene Person aus dem Kreis der Anwesenden) beginnt mit den Verhören und Ermittlungen. Nach und nach kommen sämtliche Verdächtige zu Wort. Zusammenhänge - wichtige und unwichtige - werden aufgedeckt, wobei Alibis und Mordmotive eine zentrale Rolle spielen.

Am Schluss gelingt es dem Detektiv stets, den Mörders mittels deduktiver Gedankenarbeit zu überführen. Grundlage für seine Kombinationen sind dabei stets die zuvor niedergelegten Aussagen, Darstellungen und Fakten, d.h. ein findiger Leser müsse die Möglichkeit gehabt haben, den Täter bereits im Laufe des Lesens an den Widersprüchen, die auftreten, zu erkennen.
Der Mörder, der schließlich entlarvt wird, wird verhaftet und der Verhandlung vor einem ordentlichen Gericht zugeführt, falls er es nicht verzieht, sich durch den Freitod selbst zu richten.
Es ist bezeichnend, dass in diesen Kriminalromanen in 99 Prozent der Fälle das infragestehende Verbrechen ein Mord ist, d.h., dass es darum geht, den unnatürlichen Tod eines Menschen aufzuklären. Der Mord als irreversibles Verbrechen gegen das menschliche Leben ist die Motivationen für die zahlreichen außergewöhnlichen Vorgänge des Romanes, er ist in seiner Außergewöhnlichkeit Auslöser für eine außergewöhnliche Anstrengung (die Ermittlungsarbeit), aber auch für die vorausgegangenen und noch folgenden Verschleierungsmanöver des Täters.

Ihre Vollendung fand diese Form der klassischen Detektivgeschichte in der von Arthur Conan Doyle geschaffenen Erzählungen um die Fälle des Meisterdetektivs Sherlock Holmes, dessen Name mittlerweile als Synonym für außerordentliche Beobachtungs- und Kombinationsgabe geworden ist.

Auf die reine Essenz seiner Funktion beschränkt, die Deduktionsfähigkeit, zeigt die Figur des Holmes bereits wesentlich deutlichere Degenerationserscheinungen als seine Geistesbrüder Hercule Poirot (Agathe Christie) und Auguste Dupin (E.A. Poe).
Nach Aussagen seines Adlatus Dr. Watson ist Holmes ein Morphinist‚ er wird phasenweise von schweren Depressionen heimgesucht, während derer er sich dem Geigenspiel widmet und nicht zuletzt scheinen seine Beziehungen zum weiblichen Geschlecht unter einem ungünstigen Stern zu stehen.
All diese menschlichen Fehler, verbunden mit der überentwickelten Deduktionsfähigkeit und geistigen Regsamkeit, und ebenfalls verbunden mit der Brechung durch die Erzähler- und Bewundererfigur des Dr. Watson wird Holmes über den Stand des 'normalen Menschen' erhoben und zu einer Führer- bzw Idealfigur stilisiert, was Kritiker zu der These veranlasste‚ Kriminalromane seien ”Fluchtliteratur"‚ weil in ihnen vorgeführt werde , dass ein einzelner Mensch in der Lege sei, die komplexen Vorgänge seiner Umwelt selbstständig zu durchschauen und zu begreifen.

1.2. Der Thriller

Mit der sprunghaften Entwicklung des technischen Fortschrittes und sich verändernder weltpolitischer Verhältnisse veränderte sich die Form des Kriminalromans und seiner Ermittlerfiguren.
Zuerst wäre hier die Form des Thrillers anzuführen, die eigentlich nichts anderes ist, als die Anpassung der klassischen Detektivgeschichte an die Gegebenheiten der modernen Welt. Nicht länger ist der Schauplatz auf ein kleines überschaubares Gebiet wie ein englisches Landhaus oder ein Dorf beschräkt. Transportmittel wie Eisenbahn, Flugzeug usw machen es möglich, die Schauplätze zu variieren, Nachrichtentechniken wie Morsetelegraphie, Rundfunk, Fernsehen, Fernschreib-, Sprechfunk-,Schallplatten- und Tonbandtechnik bringen einen neuen Reiz in die Mörderjagd, da sich sowohl Detektiv als auch Mörder sich ihrer bedienen können. Eine weitere Neuerung sind die in diesen Romanen auftauchenden erzählerischen Effekte - reißerische, auf Spannung getrimmte Situationen, die auf eine emotionale anstatt auf eine rationale Beteiligung des Lesers abzielen und den "thrill" (Schauer, Beben, aufregendes Erlebnis) gewährleisten sollen.
Zugleich ändern sich die agierenden Charaktere und ihre soziale Stellung. Das Personal nicht mehr wie zuvor festgelegt auf die gesellschaftliche Oberschicht - jetzt zieht sich vielmehr der Kreis der beteiligten und verdächtigen Personen durch eine Reihe von soziologischen Schichten, wie zum Beispiel in Raymond Chandlers "The big sleep" (1939), wo das Spektrum vom pensionierten General bis hin zu kleinen und großen Ganoven reicht. Zugleich sind die verschiedenen Handlungsmotive nicht mehr so stark persönlicher Natur wie zuvor. Zwar spielen Liebe, Hass, Eifersucht usw. immer noch eine zentrale Rolle als Mordmotiv, gleichzeitig treten aber auch gesellschaftliche Gründe hinzu; Erpresser treten auf, die aus reiner Routine und zum Gelderwerb ihre Opfer erpressen, sobald sie etwas gegen sie in der Hand haben. Verbrechen werden oft nicht mehr von einzelnen begangen, sondern von mehr oder weniger straff organisierten Vereinigungen, die eigene Gesetze und eine eigene Moral haben.
Die Ermittlerfiguren dieser Romane sind nicht mehr charakterlich herausgehoben wie ein Sherlock Holmes oder Hercule Poirot - vielmehr haben sie als ein Teil des ganzen zu gelten. Sie bedienen sich der Mittel ihrer Gegner, um ihr Ziel zu erreichen‚ Auslöser für ihre Aktivität ist nicht ein Verbrechen an sich, sondern der Auftrag, für Geld (Privatdetektiv) oder von Berufs wegen (Polizist). Sie scheuen sich nicht selten, in Erfüllung ihres Auftrages schonungslos und brutal vorzugehen und selber die geschriebenen Gesetze zu übertreten. Das einzige, was sie gegenüber den anderen Akteuren der jeweiligen Kriminalgeschichte auszeichnet, ist ihr meist stark ausgeprägte Moralität, ihr Verlangen nach Menschlichkeit und Gerechtigkeit und ihr Vertrauen in den Menschen, das, obwohl es oft betrogen worden ist, ungebrochen bleibt.

1.3. Der psychologische Kriminalroman

Das mit der Verbreitung der Psychoanalyse aufkommende Interesse am Seelenleben manifestierte sich im Kriminalroman in der Darstellung der psychologischen Hintergründe von Verbrechen und Mordfällen.
Auf der einen Seite führte dies zu jener Erzählform, die die Geschichte aus der Sicht des Mörders schildert. Sie gibt dem Leser damit einen Wissensvorsprung vor der Ermittlerufigur und bezieht ihre Spannung daraus, nicht mehr beim ENTDECKEN durch den Ermittler, sondern beim VERDECKEN seitens des Täters zuzuschauen und sich emotional daran zu beteiligen.

Die Ermittlerfigur kann, wird sie voll ausgespielt, dabei vielfach zu einem ausgesprochenen Gefahrenmoment, zu einer Bedrohung werden, die nichts mehr mit den Sympathieträgern der klassischen Detektivgeschichte oder der Romantik eines Phillip Marlowe (bei Raymond Chandler) gemein hat. Eine weitere Spielart dieser Untergattung ist die Form der Erzählung, die sich um eine nicht unmittelbar am Geschehen beteiligte Person rankt, die in ein Verbrechen oder geheimnisvolle Vorfälle verwickelt wird.
Die Reflexion über die agierenden Chraktere und die Motive ihrer Handlungen stehen hier im Mittelpunkt, während die Kriminalhandlung nur einen Nebenstrang bildet.

1.4. Der Polizeiroman

Dass zur Zeit der Prohibition in den USA entstehende organisierte Verbrechen erforderte eine organisierte Bekämpfung durch die zentrale Polizeibehörde des Federal Bureau of lnvestigation (FBI), was in der Kriminalliteratur dazu führte, die Ermittlerfiguren als Team zu konzipieren, eingebettet in eine größere Organisation.
Der Polizeiroman hat zwar immer noch einen ermittelnden Polizisten als "Helden", doch diese Figur unterscheidet sich von seinen einzelgängerischen Vorgängern dadurch, dass er sich als Rädchen in der Ermittlungsmaschine der Polizeibehörde versteht. Dieses Wissen hindert ihn jedoch nicht daran, eine starke moralische Position gegenüber dem Verbrechen einzunehmen, dem er oft genug hilflos gegenübersteht, eingeengt durch Paragraphen‚ korrupte oder bürokratische Vorgesetzte oder simpler Überforderung.
Perfektioniert wurde diese Untergattung des Kriminalromans von dem Amerikaner Ed McBain (Pseudonym für den Schriftsteller Evan Hunter)‚ der in einer Reihe von Polizeiromanen eine fiktive Welt um das von ihm geschaffenen "87. Polizeirevier“ kreiert hat, in der man stets den gleichen Personen begegnet, deren Privatleben und Entwicklungen man von Band zu Band weiterverfolgen kann. Abweichend vom Gesetz des Genres geht es in McBains Romanen oft nicht nur um die Aufklärung eines einziges Kapitelverbrechens, sondern auch um eine Reihe von manchmal auch nichtigen Vorfällen im 87. Revier, die erst in der Zusammenschau ein komplettes Bild ergeben.

1.5. Der Spionageroman

Die in Folge des "Kalten Kriegs" aufgekommenen "spy stories" stehen nur in lockerer Beziehung zum Kriminalgenre, da sie die Elemente des Thrillers jeglicher Kriminalhandlung entblößen und ihre Erzählung auf das Grundthema "jagen und gejagt werden” reduzieren. Am deutlichsten erkennbar sind die Strukturen in den “James Bond”-Romanen des.Engländers Ian Fleming.

1.6. Der Kriminalroman in Deutschland

Dass bisher nur anglo-amerikanische Arbeiten erwähnt wurden, ist darauf zurückzuführen, dass die Kriminalliteratur aus diesem Sprachraum stammt und dort ihre meisten Autoren fand. Erst in jüngster Zeit ist eine Reihe talentierter deutscher Kriminalautoren an die Öffentlichkeit getreten.
In vielen ihrer Romane zeichnet sich deutlich der Trend ab, das geschilderte Verbrechen in seine gesellschaftlichen Zusammenhänge einzuordnen. Angefangen bei Hans Hellmut Kirst, der in seiner "Münchener Trilogie" mit beißender Schärfe die Beziehungen zwischen kommunaler Korruption, gescheiterter Vergangenheitsbewältigung und organisiertem Verbrechen in der bayerischen Landeshauptstadt analysiert bis hin zu dem anonymen Autor "-ky", der die bundesdeutsche Realität in Momentaufnahmen ablichtet und ausdrücklich in gesellschaftliche Zusammenhänge einordnet.
Während -ky sich auf die Analyse der Außenwelt beschränkt, wenden sich Autoren wie Paul Henricks (* 1925) und Thomas Andresen (*1934) der Innenwelt (siehe ‘psychologischer Kriminalroman‘) zu.
Andere Autoren, wie zum Beispiel Fernsehautor Herbert Reinecker ("Der Kommissar", "Derrick")‚ Gerherd Baumrucker (*1929), Irene Rodrian (*1937) u.v.a. sind als reine Spannungsechreiber einzuordnen, die sich vorwiegend an den traditionellen anglo-amerikasischen Erzählmustern orientieren und sie mit bundesdeutscher Wirklichkeit füllen‚ ohne Hintergründe aufzudecken.

2. Das Kriminalhörspiel

Da in der gesichteten Fachliteratur keine Definition des Begriffes aufzufinden war, muss eine eigene inhaltliche Füllung vorgenommen werden, die aus diesem Grunde subjektiv ist.
Bei dem Kriminalhörspiel handelt es sich um eine Unterform des Hörspiels, d.h. es hat auch dessen Gesetzen zu gehorchen, die besagen‚ dass Handlungen und Inhalte über des Medium des Rundfunks, durch akustische Signale (Geräusche, Sprache) vermittelt werden müssen.
Das Kriminalhörspiel bedient sich dabei einer weitgehend realistischen, wenn nicht sogar naturalistischen Darstellungsform, was offensichtlich in engem Zusammenhang mit seinen Themen steht, denn eine Reihe von Kriminalhörspielen bezieht ihre Spannung nicht zuletzt durch ihre Ansiedlung in der dem Hörer vertrauten alltäglichen "Realität".
Zumindest die Form der “klassischen Detektivgeschichte" kommt dem Hörspielcharakter entgegen, da hierbei die auftauchende Ermittlerfigur durch Befragen, d.h. durch Dialoge, versuchen muss, eine in der Vergangenheit geschehene Handlung zu rekonstruieren. Da der Hörer sozusagen mit den Ohren des Detektives hört, ist seine lnvolvierung bei einem Ermittlerkrimi in weit stärkerem Maße gegeben als bei einem "Thriller", bei dem oft Aktionen und Zusammenhänge durch einen Erzähler oder durch geschickt geführte Dialoge verbalisiert werden müssen.

2.1. Die Geschichte des Kriminalhörspiels

Beispiele aus der Frühzeit des Runkfunks sind dem Autor nicht bekannt und konnten auch nicht ermittelt werden, da Kriminalhörspiele nicht in dem Maße konserviert, gesammelt und wiederaufgeführt werden, wie dies bei sogenannten ‘literarischen Hörspielen‘ der Fall ist. Auch in der gesichteten Literatur lassen sich nur wenige Stücke nachweisen, die aufgrund der Inhaltsangaben dem Kriminalgenre zuzuordnen sind.
So erwähnt zum Beispiel Heinz Schwitzke, nachdem er auf die durch Reportageeffekte ausgelöste Täuschung in Orson Welles' Hörspiel "Die Landung der Marsmenschen" ("War of the Worlds" nach H.G. Wells, USA 1938) eingegangen ist, einige Hörspiele, die offensichtlich ins Kriminalgenre fallen:
"Und am Rande gehören auch die Welterfolge der Amerikanerin Lucille Fletcher hierher, durch die man u.a. Zeuge wird, wie eine verzweifelte Dame, deren wegen Mordes zum Tode verurteilter Mann eben auf die Hinrichtung wartet, lange vergeblich den Staatsanwalt zu erreichen versucht; sie hat nämlich just im letzten Moment das Dokument gefunden, des den Beweis der Unschuld enthält."
(Heinz Schwitzke: Das Hörspiel, Köln 1963 S. 142)

Ähnlich dünn gesät sind die Hinweise auf deutsche Kriminelhörspiele. Schwitzke fährt, immer noch unter dem Aspekt der durch die fingierte Reportage hervorgerufenen Täuschung des Hörers fort:
"Auch in Deutschland gab es ähnliche Stücke, z.B. eines, dessen Autor und Titel mir entfallen sind, und des unverseens in einem‚ wie behauptet wird, ‘öffentlichen’ Konzert des Rundfunkorchesters anfängt. Die Musik bricht ab, weil der Erste Geiger, von einem vergifteten Pfeil aus dem Zuschauerraum getroffen, zusammensinkt; nun beginnt vor den Ohren der Zuhörer ein Detektiv die Untersuchung.“ 
(Schwitzke, a.a.O., S. 142f)

Schon die Tatsache, dass Schwitzke sich nicht an Titel und Autor erinnern kann und auch keine Nachforschungen angestellt hat, um diese zu ermitteln, lässt eine gewisse Geringschätzung der Kritik gegenüber diesem Hörspielgenre erkennen, ebenso wie Schwitzkes Einorndung der Genres als "Gebrauchshörspiel", das er so charakterisiert:
"Es gibt natürlich auch Hörspieldichter, die zwar künstlerische Absichten, aber weniger Form- als Erzählleidenschaft besitzen. Auch in ihren Funkarbeiten werden inhaltliche Abitionen gegenüber den formalen überwiegen. Es entsteht dann etwas, was damals wie heute und in Zukunft Berechtigung besitzt, ja höchst respektgebietend sein kann: jener Hörspietypus‚ der in unserm Schema mit dem Begriff 'dialogisierte Novelle' umschrieben wurde. Ihm geht es mit Vorrang um die pointierte Story. Um formale und handwerkliche Gesetze kümmert er sich nur aus ganz praktischen Gründen: nur soweit sie unbedingt gebraucht werden, um Handlung und Gestalten zur Geltung zu bringen. Stilistisch bleibt er in den Grenzen eines episch-dramatischen Realismus.“ (Schwitzke, a.a.O. , S. 141)


2.2. Das Kriminalhörspiel in den deutschen Rundfunkanstalten

Sofern das Kriminalhörspiel nicht eine feste Sendezeit im Programm einer Rundfunkanstalt hat (etwa WDR 3 Samstag 11 Uhr 05, Radio Bremen 1. Programm einmal monatlich Donnerstag 20 Uhr 15, BR: 1. Programm, Donnerstag ‚ 20 Uhr, DLF: Samstag, 00 Uhr 10, HR: 2. Programm, einmal monatlich Samstag 46 Uhr 15) wird es sporadisch eingesetzt, bzw. ambitionierte Krimis erhalten einen Platz in den Hörspielterminen des Senders.
Gesendet werden vorwiegend Hörspiele mit einer Länge von 45 bis 55 Minuten, die sich in das Sendeschema mit ihren stündlichen Nachrichten einfügen.
Die Seriengläubigheit, die Francis Durbridge zum Beispiel in der Nachkriegszeit mit seinen Reihen um die Figur "Paul Temple" erreichte, ist nicht mehr zu verzeichnen. Serials, die heute noch in geringer Zahl produziert werden, sind zumeist nur zwei bis dreiteilig. Aber auch wenn man vom Seriencharakter abgekommen ist, gibt es Sendeanstalten, die versuchen, den von ihnen produzierten Hörspielen eine einheitliche Struktur zu geben:
"...unsere Kriminalreihe‚ in der wir kriminalistische Denkspiele bevorzugen.“
(Auszug aus einem Schreiben der Abteilung Hörfunk/Unterhaltung des SDR an den Autor)

In den feststehenden Krimiterminen der meisten Anstalten werden allerdings die verschiedensten Typen von Hörspielkrimis miteinander gemischt. Etwa zu einem Drittel kommen Übersetzungen von anglo-amerikanischen, französischen und anderen europäischen Hörspielen zur Sendung, die restlichen beiden Drittel bleiben deutschen Hörspielen vorbehalten, die, von einer geringen Anzahl deutscher Hörspielfassungen amerikanischer short stories abgesehen, sämtlich Originalhörspiele sind.
Die unterschiedliche Bedeutung, die man bei den Sendern dem Kriminalhörepiel beimisst, lässt sich aus den Strukturen der Redaktionen ablesen, die bei den einzelnen Sendern das Kriminalhörspiel betreuen.
Bei WDR, SFB, SWF und HR gehört des Krimihörspiel zur Hörspielabteilung , während bei den übrigen Anstalten, dem SDR, NDR‚ BR und Radio Bremen die Ab- teilung "Unterhaltung/Hörfunk“ dafür verantwortlich zeichnet. Die einzig verbleibende Anstalt, der Saarländische Rundfunk, sendet seit einigen Jahren keine Kriminalnörspiele mehr, die Produktionen die zuvor erfolgten, wurden ebenfalls von der Abteilung "Unterhaltung/Wort" betreut. Der Deutschlandfunk übernimmt in seinen "Mitternachtskrimi" Beiträge der ARD-Anstalten‚ ohne selbst zu produzieren. Besondere hervorgetan bei der Suche nach neuen Trends im Genre hat sich in den vergangenen Jahren der Westdeutsche Rundfunk, der vermehrt Originalhörspiele engagierter Autoren deutscher Sprache produziert hat.

2.3. Versuch einer Typologie des Kriminalhörspiels

In folgenden soll von einer Dreiteilung der Gattung "Kriminalhörspiel" ausgegangen werden, die sich auf inhaltliche Kriterien stützt und sich weitgehend an die oben vorgenommene Unterteilung der Kriminalliteratur orientiert. Geordnet werden sollen die bearbeiteten Hörspiele in folgende drei Gruppen:

  1. Das “konventionelle Kriminalhörspiel", worunter sowohl die klassische Detektivgeschichte als auch der Thriller fallen. 
  2. Das "moderne Kriminalhörspiel", des sich der tradierten Krimmuster und Versatzstücke bedient, um eine gesellschaftskritische‚ psychoanalytische oder wie auch immer geartete Aussage zu treffen.
  3. Parodien und Pereiflagen des Kriminelgenres im allgemeinen, in denen Methoden und Inhalte des Kriminalgenres verfremdet oder überspitzt werden. 

 

2.3.1 Das konventionelle Kriminalhörspiel

In den konventionellen Kriminelhörspielen‚ die sehr wohl Heinz Schwitzkes Definition des "Gebrauchshörspiels" treffen, werden Variationen der aus der Kriminalliteratur hinlänglich bekannten Themen und Stoffe geboten.
So zum Beispiel die Geschichte des entflohenen Sträflings, der sich an dem Kriminalbeamten, der ihn seinerzeit überführte, rächen will (Michalewsky: lnselfrieden‚13) (Die Angeben in Klammern verweisen auf die in Anhang aufgeführten Hörspiele und auf die Nummer, unter der sie dort geführt werden.)
oder die in vielfacher Form bereits verarbeitete Geschichte eines Gangstercoups‚ der an der Cleverness der Polizei oder einem übersehenen Detail scheitert (Boileau/Narcejac: Weihnachtsüberraschung,4), bis hin zur klassischen Verwirrstory (Durbridge: Paul Temple, 6 / Tschon: Pat, 21).
Andere Themenkreise, die in den behandelten Hörspielen auftauchen: der unschuldig Verhaftete kann seine Unschuld beweisen (Tarrant: Lockvogel, 20) oder eine simple Mordgeschichte, bei der es darum geht, aus drei Verdächtigen den Täter zu ermitteln (Ott: Kein Zurück, 14).
Stoffe dieser Art eignen sich vorzüglich dazu, zusammengefasst und in Form einer Fortsetzungsserie‚ ähnlich dem Fortsetzungsroman in der Regenbogenpresse‚ präsentiert zu werden. Die Spannung um die Aufklärung jener geheimnisvollen Vorfälle, die in der ersten Folge geschehen und auch derer, die darauf folgen wird durch geschickt gesetzte Effekte (vorzugsweise am Ende jeder Episode) immer mehr gesteigert, was oft dazu führt, dass die Spannung derart übersteigert wird, dass letzendlich auch die brillianteste Lösung des Falles nicht mehr zu 100 Prozent befriedigen kann.
Besonders deutlich zu beobachten ist dieses Phänomen bei dem Serial "Paul Temple und der Fall Madison" von Francis Durbridge (6).

"Die auf Spannung und Effekt gedrillte Serie seiner Paul Temple-Fälle hat den Ruf Francis Durbridges als erfolgreichster Autor fesselnder Kriminalstücke in Funk und Fernsehen begründet. Sie wurden in Form von Zeitungsromanen‚ Magazingeschichten, Filmen und Hörspielen verbreitet. Man sprach jahrelang von einem Paul-Temple-Fieber, das über die Grenzen Englands, wo die Fans sich sogar zu Temple-Clubs zusammenschlossen, nach Europa und Amerika übergriff.
1949 brachte der WDR die erste Folge dieser spektakulären Serie: ‘Paul Temple und der Fall Gregory', bis 1961 folgten zehn weitere Krimi-Serien. 'Paul Temple und der Fall Madison' wurde 1955 zum erstenmal gesendet und wird nun, (im Oktober/November 1977, Anmerkung des Autors) auf vielfachen Hörerwunsch, wiederholt."
(Programmheft “Hörspiele im Westdeutschen Rundfunk 2. Halbjahr 1977"‚ S. 75)

Es fällt schon beim durchgehenden Abhören von Durbridges ca 300 Minuten langem Werk schwer, der effekthascherisch präsentierten Geschichte zu folgen und die Einzelheiten logisch miteinander zu verknüpfen. Um so schwerer muss es sein, die einzelnen Folgen in Abständen von jeweils einer Woche zu rezipieren und auch dann noch den Überblick zu bewahren.
Im Mittelpunkt des "Falles Madison" steht ein großes Geheimnis, das vom Autor mit Fortgang der Handlung allerdings nicht sukzessive geklärt, sondern zunehmend verschleiert wird, so dass die Aufklärung am Ende beinahe 25 Minuten in Anspruch nimmt. Beträchtlich dabei auch, und damit ein weiterer Hinweis für die Künstlichkeit von Durbridges Stück, ist die Zahl der Toten, die die Geschichte fordert. So kommen in den sechs Hörfolgen des "Falles Madison" ungefähr zehn Menschen ums Leben (1 Herzanfall, 5 erstochen, 1 Autounfall, 2 in die Luft gesprengt, 1 erschlagen, 1 verbrannt, 4 Selbstmord). Die Leiche, die mit erwartbarer Regelmäßigkeit am Ende beinahe jeder Episode auftaucht, ist, genau wie eine Vielzahl anderer Effekte, selten inhaltlich motiviert, sondern dient offensichtlich nur dazu, den Zuhörer in der nächsten Woche wieder an den Radioapparat zu locken.
Insgesamt und abschließend betrachtet besteht Durbridges Hörspiel nur aus einer Klitterung altbekannter Effekte und Handlungsschemata. Es gibt es immer wieder Verdächtige, die den Ermittler anrufen, um ihm etwas wichtiges mitzuteilen, das jedoch nicht sofort tun wollen, sondern dazu ein Treffen bei Nacht und Nebel verabreden, an dessen Ort man sie dann meist tot auffindet. Des weiteren orientiert sich Durbridge in vielen Teilen an den Mustern des klassischen Krimis, indem er z.B. eine Gesellschaft in einem Landhaus einbaut, bei der, natürlich, jemand ermordet , allerdings ohne die Raffinesse eines Arthur Conan Doyle oder einer Agatha Christie. Des weiteren verwendet Durbridge Elemente des Thriller, indem er Verfolgungsjagden, ein Falschmünzerverbrechen, organisiertes Gangstertum und Erpressung einführt - Elemente, die in Darstellung und Aufbau sehr stark an die Romane von Edgar Wallace erinnern.

Es ist schwer zu verstehen, wie Durbridge es zu seiner oben erwähnten Popularität gebracht hat, zumal sich seine Romane, Fernseh- und Hörspiele in ihren Grundkonstellationen frappant gleichen, da er meist das Thema eines Verbrechers behandelt, der unter einem Pseudonym agiert (im vorliegenden Fall "Madison") und durch seine Untaten stets eine Reihe von Menschen in tragische Verwicklungen bringt, bevor er vom Ermittler gestellt werden kann.
Ähnlich wie die Arbeit des Engländers Durbridge ist des dreiteilige Hörspiel "Pat" von Karl Ricgard Tschon (21) aufgebaut - es lassen sich sogar teilweise ähnliche Inhalte feststellen. Ähnlich wie bei Durbridge der Kriminalschriftsteller Paul Temple und seine Frau Steve die Helden sind, ist es bei Tschon der Kriminalschriftsteller Dickins , der, wie Temple, sehr gute Beziehungen zur Polizei pflegt.
Es mag Zufall sein, dass Tschons Held Dickins genau wie Paul Temple auf einer Urlaubsreise durch Zufall auf seinen Fall stößt, und sich die weitere Handlung in London abspielt, das genau wie bei Durbridge zum größten Teil aus düsteren Nachklubs besteht, die von zwielichtigen Gestalten bevölkert sind.
Es bleibt jedoch anzumerken, dass Tschon über eine wesentlich sicherere Dramaturgie verfügt, die es versteht, durch Fixierung auf die Titelfigur‚ das Mädchen Patricia, einen Faden zu schaffen, der durch die Handlung führt. Die Ereignisse, die sich um die Figur ranken, sind nicht derart effekthascherisch wie bei Durbridge herausgestellt, auch des Problem der vielen geheimnisvollen Vorfälle, die alle erklärt werden müssen, wird dadurch umgangen, dass verschiedene retardierende Momente eingefügt werden, in denen einige Zwischenlösungen präsentiert werden, so dass weit besser als bei Durbridge das Interesse des Hörers am Mitkombinieren wach gehalten wird. Die Untersuchung der weiteren frappanten Ähnlichkeiten zwischen den beiden Hörfolgen mögen einer anderen Arbeit vorbehalten bleiben.

Zu den ebenfalls in diesen Unterbereich des Kriminalhörspiels fallenden im Anhang aufgeführten Hörspielen (Boileau/Narcejac: Weihnachtsüberraschung, 4 / Michalewsky: lnselfrieden, 13 / Ott: Kein Zurück, 14 / Rea: Grüne Witwe, 16 / Tarrant: Lockvogel, 20) bleibt nicht mehr zu sagen, als dass sie mehr oder weniger gekonnt die sich selbst gesetzte Aufgabe der 'Unterhaltung' erfüllen, indem sie eine pointierte Story gradlinig erzählen, ohne weiteren Anspruch zu erheben.
"lnselfrieden" van Nikolaj von Michalewsky (15) mag zwar durch den dramaturgischen Trick, dass die von einem Verbrecher bedrohte Frau des Kriminalkommissars auf einer Insel sitzt und mit ihrem Mann nur per Telefon in Verbindung steht im ersten Augenblick zu faszinieren, zumal die realistische Darstellung den Zuhörer in die Rolle des "Lauschers" drängt. Leider lässt jedoch die Inszenierung die nötige Konsequenz vermissen, die Darstellung lediglich auf das Telefonat zu beschränken. Die zusätzlich eingebrachten Szenen verringern den Reiz des Spieles und erst die gegen Ende sinnreich ersonnene Konstruktion, mit der die Frau den sie bedrohenden Verbrecher tötet, bringt des Hörspiel noch zu einem einigermaßen glücklichen Abschluss.
"Die Weihnachtsüberraschung" von Pierre Boileau und Thomas Narcejac (4) ist eine gelungene Arbeit über ein altes Thema, das durch neue‚ originelle Einfälle wieder interessant erzählt wird, wie es von den beiden Autoren, die sich besonders durch ihre psychologischen Kriminalromane einen Namen gemacht heben, nicht anders zu erwarten war.
Die Füllung des Krimimusters von den Ganoven die einen großen Coup landen wollen durch Ansiedlung der Geschichte in der Weihnachtszeit, die perfekt ausgeklügelte Methode‚ mit der man des kleine Mädchen kidnappt, sowie die durchaus glaubwürdige Schlusspointe geben der bewährten Story einen neuen Reiz.
Bei Arnold E. Otts "Später gibt es kein Zurück" (14) wird die von der Regenbogenpresse gepflegte Form des sogenannten "Rätselkrimis" übernommen, d.h. dass ein Ermittler aus mindestens drei Verdächtigen einen Mörder herauszufinden hat. Anklänge einer sozialkritischen Problemstellung, wie sie bei Ott auftauchen (Die Bestechung eines Fußballschiedsrichters durch einen Unternehmer, der dem von ihm geförderten Verein den Klassenerhalt sichern will), tauchen zwar in den Kurzkrimis der Regenbogenpresse nicht auf, doch auch Hörspielautor Ott weiß das Motiv nicht weiterzuentwickeln‚ denn er lässt es nach einen guten Ansatz einfach in der Versenkung verschwinden.

Wesentlich differenzierter ist “Die grüne Witwe" von Hugh Crawford Rea (16) zu sehen; ein Hörspiel, des, der angelsächsischen Tradition verhaftet, Schock und Horror hervorzurufen versucht, indem es eine scheinbar gänzlich normale Situation in eine Richtung entwickelt, in der alles seltsam, geheimnisvoll und lebensbedrohend wirkt. Das Spiel um 'abartige' Geisteszustände, die für einen ‘Unbeteiligten' zur Bedrohung werden können, ist schon vielfach gespielt worden, doch es bietet immer neue Variationsmöglichkeiten. Einen weiteren Spannungsbogen erhält das Spiel dadurch, dass der Schluss offen bleibt, indem die Frage unbeantwortet bleibt ob die geisteskranke Mörderin der Polizei übergeben wurde, oder ob der Lastwagenfahrer Jock, glücklich ihren Klauen entronnen, die Sache auf sich beruhen lässt.

ln John Tarrants "Der Lockvogel“ (20) geht es eigentlich mehr um die in den Vordergrund gespielte Liebesgeschichte zwischen dem entflohenen Untersuchungshäftling und seiner Retterin. Das Thema der Jagd nach einem entsprungenen Häftling und seiner Flucht vor der Polizei ist ein für ein Hörspiel denkbar ungeeignetes, da der Hörer schon nach kurzer Zeit durch die Vielzahl der eingestreuten Ortsnamen den Überblick verliert. Nachdem das Stück dadurch eine Zeitlang eine etwas fragwürdige Spannung bezogen hat, wird die Liebesgeschichte in den Vordergrund gespielt, verbunden mit dem Versuch, den Gesuchten außer Landes zu bringen. Einzig positive Anmerkung zu diesem Hörspiel wäre, dass es mit Verzicht auf die üblichen Schock- und Überraschungseffekte geschrieben und inszeniert wurde. Dieses beinahe zögernde Understatement gibt der Geschichte so etwas wie Realismus.

2.3.2. Das moderne Kriminalhörspiel

Die unter diesem Begriff geführten Kriminalhörspiele weichen von dem "klassischen Kriminalhörspiel“ ab und schaffen sich einen größeren Freiraum, weil sie den Bahnen der vorgegebenen Muster nur insoweit folgen, als es nötig ist, um ihre Aussage zu treffen. In diesen Hörspielen spielt Ermittlungsarbeit von Seiten der Polizei nur eine geringe Rolle. Mord bzw Gewaltverbrechen dienen als Auslöser verschiedenster Verwicklungen, nicht selten wird die Polizei als komische Figur von ihren Ermittlungen ferngehalten. Es können aber auch Themen behandelt, die nur peripher in den Bereich des Kriminalhörspiels geraten, d.h. das in der klassischen Form als zentrales Handlungselement auftretende Verbrechen tritt in den Hintergrund, es wird nur noch zum auslösenden Faktor oder Endpunkt einer psychologischen Entwicklung. Oder es dient zur Darstellung eines gesellschaftlichen Zustandes.
Deutlich erkennbar sind diese beiden Arten des Ansatzes (psychologisch gesellschaftskritisch) in den Arbeiten von -ky (An den Falschen geraten, 12 / Untergetaucht, 11), Hein Brühl (Des Kontingent, 5), Heiner Schmidt (So machen es alle, 18), sowie bedingt auch bei Torsten Reschke (Petra, 17).
Psychologisch orientiert sind dagegen die Arbeiten von Thomas Andresen (Absturz von der Marmortreppe, 2) und Paul Henricks (Das Tabu, 10).
Die beiden Hörspiele von Thomas Andresen‚ die hier behandelt werden sollen, sind von Inhalt und Dramaturgie her sehr unterschiedlich, was beweist, wie weit der Autor seinen Bogen spannen kann. Während "Der Bauchredner" (1) eine Form des beinahe komödiantischen Dialoges wählt, um einen Kriminalfall zu entrollen, der, näher betrachtet, eine nur ansatzweise kritische Stellungnahme zur "Allmacht und Korruption des Ärztestandes" enthält (Thomas Andresen ist im Hauptberuf selbst Arzt), führt er im "Absturz von der Marmortreppe" (2) vor, wie ein Mensch ins Räderwerk von Misstrauen, Lügen, Verdächtigungen und Unterstellungen verstrickt und dadurch von seiner Umwelt langsam aber beständig untergraben und schließlich zerstört wird.
Andresen selbst sagt zu diesem Hörspiel:
"Exemplarisch wird er (Simon Kujaweit, der Protagonist, Anmerkung des Autors) vom Gericht der Gerüchte, das einem 'unnatürlichen Tod‘ folgt, zum Scheitern verurteilt. Einmal totgesagt, lebt es sich nicht besondere lange (das ist nur ein Wunsch-Aberglaube), sondern besonders schwer."
(Zitiert nach WDR Programmheft a.a.O. S. 72)

Nichts wird in diesem Spiel erklärt, man erfährt niemals die genauen Zusammenhänge – etwa wer den verkleideten Bankräuber vor dem Hotel erschoss. Alles bewegt sich im Bereich der Vermutungen und Spekulationen. Um so deutlicher herausgestellt werden die Reaktionen der Umwelt auf den seltsamen Zwischenfall, der Simon Kujaweit "das Leben" kostete. Das erste Stückchen seiner bürgerlichen Fassade wird zerstört, als man feststellt, dass er sich mit seiner Geliebten auf Mallorca aufgehalten hat, anstatt mit einem Freund ‘in die Berge’ zu fahren. Damit beginnt so etwas wie eine “psychologische Treibjagd”‚ bei der Kujaweit durch die Forderungen der mit ihm liierten Frauen in die Enge getrieben wird. Seine Persönlichkeit zerfällt, da er sich weigert, eine Entscheidung zu treffen, sondern nur jeweils beinahe widerstandslos den jeweiligen Forderungen nachgibt. Sein Tod durch anonym zugesandten, vergifteten Whisky ist die Konsequenz aus diesem Verhalten.

Wesentlich deutlicher, um nicht zu sagen aufgesetzter sind die sozialkritischen Aspekte in den beiden Hörspielen von -ky: "An den Falschen geraten" (12) und "Untergetaucht" (11). Handlungen und Konflikte werden bei -ky aus gesellschaftlichen Problemen entwickelt, eine psychologische Analyse wie bei Andresen wird ausgeklammert.
Aus dem kurzen Text zu "Untergetaucht" im Programmheft des WDR (a.a.O. S. 74) geht hervor, dass das zentrale Thema die Ausspitzelung von Betriebsräten durch Detektive im Auftrage der Geschäftsführung ist. Dass -ky den Mann, der den Protagonisten ausforschen soll, in den Eingangsszenen als Gangster darstellt, der einen Komplicen bedenkenlos vor eine U-Bahn stößt, mag zur eindeutig negativen Zeichnung der Figur dienen, die Darstellung stört jedoch auffallend den weiteren Verlauf des Hörspiels, in den im wesentlichen geschildert wird, wie der Protagonist die Leiche des Gangster-Schnüfflers versteckt.
Wesentlich differenzierter und vielschichtiger geht -ky bei “An den Falschen geraten" vor (12). Abgesehen davon, dass hier die Personen innerhalb der Klischees, in die sie fallen, sehr treffend gezeichnet sind, versteht der Autor es hier auch, die Hintergründe einer geschäftlichen Transaktion als ein Kräftespiel von Drohung, Gegendrohung‚ Erpressung und Gewinnsucht darzustellen. Sämtliche Personen beziehen einen Nutzen aus dem Tod eines Menschen. Der Besitzer des Baubetriebes gewinnt einen loyalen Mitarbeiter, der Mörder erreicht eine neue Stellung und dadurch mehr Macht, Geld und Einfluss eine Karriere, die im wahrsten Sinne des Wortes “über Leichen" geht.
Es wäre noch anzumerken, dass sich -ky sowohl in seinen Romanen als auch in seinen Hörspielen eine eigene Welt aufgebaut hat, die es vielleicht an anderer Stelle wert wäre, entschlüsselt zu werden. Abgesehen von gleichen Schauplätzen und konstanten Ermittlerfiguren gibt es eine Reihe von Personen und Dingen (Firmennamen usw.), die in allen Geschichten am Rande auftauchen, bis sie in einem Roman oder Hörspiel als Thema in den Vordergrund gerückt werden. Eine genauere Analyse käme möglicherweise zu dem Schluß, dass -ky versucht, in seinen Arbeiten ein Allegoriesystem aufzubauen.

Hein Brühls "Das Kontingent" (5) und Heiner Schmidts "So machen es alle" (18) sind in ihrem Grundton pessimistisch. Noch weitgehender als Heiner Schmidt verzichtet Brühl auf eine durchgehende Handlung, in dem er lediglich thematisch zusammenhängende Episoden aneinanderreiht. Bemerkenswert ist, dass die Reihe "Geschäfte mit tödlichem Risiko", in dem die beiden Hörspiele ausgestrahlt wurden, sich den Bereich "Wirtschaftskriminalität" zum Thema gesetzt hatte, ein Stoffkreis, aus dem bisher von Kriminalautoren kaum geschöpft wurde, da seine Behandlung wohl einerseits große Sachkenntnis und andererseits großes Engagement voraussetzt‚ da Wirtschaftsverbrechen auch heute noch als 'Kavaliersdelikt' angesehen werden.
In der Ansage zur Sendung von Brühls "Kontingent" heißt es:
"Hein Brühl sucht die Kriminalität nicht im Londoner Nebel, sondern in unserer unmittelbaren Umgebung. Die Vorgänge dort sind oft komplizierter, undurchsichtiger und spannender, als es sich der feine kombinatorische Geist am Schreibtisch ausdenken kann."
Diese ‘komplizierteren und undurchsichtigeren‘ Vorgänge sind wohl auch der Grund dafür, dass in den Hörspielen keine explizite Lösung geboten wird.
Bei Hein Brühl wird dem Hörer lediglich eine Hilfe gegeben, die illegalen oder halblegalen Praktiken von Arbeitsvermittlern zu verstehen, eine Lösung des aufgezeigten Konflikten wird nicht gezeigt, vielmehr bleibt der Hörer mit seinem neu erworbenen Wissen über die menschenverachtenden Praktiken, die sich möglicherweise in seiner nächsten Umgebung abspielen, zurück. Heiner Schmidt führt in "So machen es alle" exemplarisch vor, wie ein betrügerischer Bankrott Arbeitsplätze vernichtet und gleichzeitig den Bankrotteur noch einen ansehnlichen Gewinn einbringt.
Bemerkenswert ist dabei die Inszenierung , für die der Autor selbst verantwortlich zeichnet. Es entsteht durch die Tonqualität der Eindruck des Dokumentarischen, was durch die Dialogführung noch verstärkt wird. Es konnten keine näheren Informationen über die Entstehung gefunden werden, doch es scheint, als sei nicht nach einem Textbuch gesprochen wurden, sondern lediglich nach einem groben Konzept improvisiert, was zu einem extremen Realismus führt.
Unter dieser Kategorie des Kriminalhörspiels blieben noch Torsten Reschkes "Petra" (17) ‚ Rainer Pucherts "Saldo mortale" (15) anzuführen, sowie als Grenzfälle Anders Bodelsens "Professor Mancinis Geheimnis" (5) und Joseph Hayes' "Die Stunden nach Mitternacht" (9).
"Petra" von Torsten Reschke legt mehr Wert auf die pointierte Story, die erzählt werden soll, was schon aus der ausgefeilten dramaturgischen Einteilung in "Realszenen“ und Rückblenden hervorgeht. Das Thema, dass ein Geschäftsmann und Vater sein durch einen Unfall verunglücktes Kind scheinbar kidnappt, um sich durch die Lösegeldzahlung ein finanzielles Ruhekissen zu verschaffen , wird stark in den Vordergrund gespielt, was auch der Grund dafür war, dieses Hörspiel in diese Gruppe einzuordnen, auch wenn die aufgesetzt wirkende Schlussszene diese Theorie weitgehend wieder zurücknimmt.
“Saldo mortale" von Rainer Puchert bietet eine gelungene Synthese von psychologischem und gesellschaftskritischem Hörspiel, und das wird auch die Veranlassung dafür gewesen sein, das Werk im Westdeutschen Rundfunk am Dienstagabend-Hörspieltermin auszustrahlen, während es im Deutschlandfunk in der Reihe der "Mitternachtskrimis" gesendet wurde. Die bedrückende Schilderung der beiden alten Menschen, die in ihrer Wohnung ebenso gefangen sind wie in ihren Träumen und ihrer Vergangenheit, kann als gelungene psychologische Studie angesehen werden.
"Professor Mancinis Geheimnis " von Anders Bodelsen ist auf einer ähnlichen Ebene angesiedelt, wenn es sich auch formal anderer Mittel bedient. Neben dem herausragend zur Geltung kommenden Spannungseffekt der Geschichte wird auf einer anderen Ebene des Thema des Wissenschaftlers abgehandelt, der seine tödlichen Waffenerfindungen an Regierungen weitergibt, ohne sich der Verantwortung bewusst zu sein, der er dadurch auf sich nimmt. Diese Wissenschaftler sind, folgt man Bodelsens Ansicht, im wahrsten Sinne des Wortes ‘blind’, und sie sind den verschiedensten gegensätzlichen Argumenten ausgesetzt, denen sie aber nicht glauben können, da sie sie nicht durch den Augenschein überprüfen können. Es bleibt ihnen - so Bodelsens Konsequenz - nichts anderes übrig, als im wahrsten Sinne des Wortes ‘blind’ zu vertrauen.

"Die Stunden nach Mitternacht" , von einem deutschen Bearbeiter nach dem Roman des amerikanischen Schriftstellers Joseph Hayes geschrieben, bedient sich des Mittels einer scheinbaren Chronik, die von einem Sprecher mit Emphase gesprochen wird, um die aktionsreiche Handlung zu präsentieren. Es ist zu bemerken, dass der Stil der Chronik sich deutlich an Comics oder reißerischen Romanen orientiert, während die darauf folgenden Dialoge der Handlung weitgehend realistisch gesprochen sind. Das hat zur Folge, dass die durch die reißerischen Zwischenkommentare aufgebaute Spannung, der ‘thrill‘, gleich etwas unerhört spannendes zu erleben‚ abgelenkt wird auf die in den der Chronikpassage folgenden Szenen und die daran beteiligten Personen. Die Story, die erzählt wird, steht im krassen Gegensatz zur sprachlichen Form der Chronik-Passagen - eine Parallele zur psychischen Situation der Hauptfigur, des Jungen Nolan, der sich in einer Welt aus Traumvorstellungen bewegt, die er offensichtlich aus Comics und schlechten Filmen bezogen hat. Die Übertragung dieser Handlungsmuster auf seine ganz persönliche Umwelt hat etwas lächerlich tragisches an sich, was den Reiz des Hörspieles ausmacht.

"Des Tabu“ (10) von Paul Henricks ist ähnlich wie Thomas Andresens “Absturz von der Marmortreppe" dem psychologischen Kriminalhörspiel zuzuordnen. Ansatzweise bedient sich Henricks der gleichen Technik wie Andresen‚ indem er Zusammenhänge, die augenscheinlich vorhanden sind, nicht aufklärt, um somit eine Verunsicherung zu schaffen, die den Hörer aufmerksamer zuhören lässt.
Ein wenig zu schablonenhaft wird allerdings die Vorstellung der beiden gegensätzlichen Standpunkte, um die es in diesem Hörspiele geht, betrieben.
Wird ein Mensch durch seine Erbmasse oder durch seine Umwelt entscheidend geprägt - die Verteilung dieser beiden Positionen auf Mutter und Vater wirkt zu aufgesetzt, um im Zusammenhang mit der realistischen Inszenierung noch glaubhaft zu wirken.

2.3.3. Parodien und Persiflagen

Besonders im angelsächsischen Kaum hat sich aus der Kriminalliteratur eine spezielle Art von Humor entwickelt, der in Deutschland vielfach mit "Schwarzer Humor" umschrieben wird, und der man gerne sagt, dass er mit dem Entsetzen Scherz triebe. Von den unter dem Abschnitt "Parodien und Persiflagen" behandelten Hörspielen fällt insbesondere "Transport bei Nacht" (22) von Michael Yates unter den Begriff des "schwarzen Humors". Die stoische Ruhe, mit der vorgeführt wird, wie ein Pärchen sich akademisch über die Möglichkeit unterhält, überfallen respektive vergewaltigt zu werden, sowie die darauf folgende Verstümmelung des Opfers unter rein praktischen Gesichtspunkten führt zu einem Lachen, das schon als Fluchtreaktion vor der dargestellten Szene zu bezeichnen ist, die aus einer durchaus realistischen Ausgangssituation hergeleitet worden ist.
Wesentlich harmloser geht es bei James Folletts "Ein Mord für Morgen" (7) zu, wo die tradierten Krimimuster der beiden ermittelnden Detektive in einen absurden Zusammenhang gestellt werden. In Umkehrung der Ermittlungsaktion, die sich in konventionellen Kriminalhörspiel jeweils auf ein Geschehen bezieht, das in der Vergangenheit abgelaufen ist, wird hier eine Tat ermittelt, die sich, wie die beiden Protagonisten überrascht und verwirrt feststellen, in der Zukunft erst ereignen wird. Somit wird jede Aktion, die im konventionellen Krimi zur Ergreifung des Täters führen muss, in diesem Hörspiel zu einen Beweis dafür, dass man den ‘Mörder’ nicht fassen kann, da er sich im Sinne des Logik nicht (bzw noch nicht) schuldig gemacht hat.

Mit Krimimustern spielt ebenfalls Petrina Stein in "In Teufels Küche" (49), hier allerdings nicht mit den Muster der Detektiverzählung, sondern mit den Klischees amerikanischer Fernsehserien. Mittels reißerischer Zwischenmusiken, einer Handlung, die ständig die in Fernsehserien auftauchenden Muster überspitzt und ins Lächerliche zieht, sowie kühl kalauernden Dialogen und eingeblendeten Werbespots, die später sogar noch in die Handlung integriert werden, gerät des Spiel zu einem großen Spaß, der zugleich aber auch auf frappante Weise deutlich macht, nach welchen Mustern die scheinbar ständig neuen Kriminalserien funktionieren.

Ähnlich streng, mit den Augenzwinkern der Ironie, geht Pierre Frachet in seinem "Ein teuflischer Pakt" (8) mit dem Muster des ‘twisted end’ ins Gericht, die man besonders in französischen Kriminalromanen findet. Frachet schafft eine Situation, die sich ständig an ihren Knotenpunkten in verschiedene Richtungen entwickeln kann, die allesamt gängige Muster der Kriminalliteratur darstellen. gewöhnlicherweise nur eine Handlungsvariante ausgespielt wird, schafft Frachet es, sämtliche Möglichkeiten, die sich aus der Konstellation "Geschäftsmann will Partner durch bezahlten Killer umbringen lassen“ ergeben, durchzuspielen.

Aufgrund seiner thematischen und stofflichen Abhängigkeit von der Kriminalliteratur hat es das Kriminalhörspiel in seiner Geschichte bis heute nicht weiter gebracht, als zu einer funkischen Form der Kriminalerzählung von besserer oder minderer Qualität.
Entwicklungen des Kriminalhörspiels sind zugleich immer auch Entwicklungen des Kriminalromans oder der Kriminalkurzgeschichte. Die einzige Originalität, die ein Kriminalspiel entwickeln kann, ist die Originalität des Stoffes, der sich besonders gut für eine akustische Darbietung eignet – doch nichts spricht dagegen, den gleichen Stoff auch in literarischer Form zu verwerten. Die durch den Realitätsanspruch erforderlich gewordene realistische bis naturalistische Inszenierungsweise lässt nur wenige der formalen Experimente zu‚ wie sie zum Beispiel im 'modernen Hörspiel' unternommen werden.
Lediglich die Entwicklung der O-Ton-Technik konnte durch das Kriminalhörspiel intensiver nutzbar gemacht werden - allerdings auch nur dort, wo es das Thema erforderte.
Neue Tendenzen sind lediglich in den behandelten Stoffen zu erkennen. Kriminalhörspiele liefern keine "nur Unterhaltung" mehr, sondern behandeln in den tradierten Formen aktuelle Probleme menschlicher oder gesellschaftlicher Natur.
Doch auch das konventionelle Kriminalhörspiel, das diesem Anspruch nicht oder nur in geringem Maße erhebt, wird weiterhin produziert werden und seine Existenzberechtigung als Unterhaltungsstück behalten.

Anhang: Behandelte Kriminalhörspiele.

Abkürzungen: R. = Regie P. = Produktion

1. Andresen, Thomas: Der Bauchredner
R.: Friedhelm Ortmann P.: WDR/BR 1975, 56 Minuten
Professor Prinzhorn sucht Lord Ford, nach eigener Aussage der “beste Privatdetektiv der Welt", auf, und beauftragt ihn damit, herauszufinden, wer auf der Sitzung des Krankenhauskuratoriums als Bauchredner aufgetreten ist und Prinzhorn einen 'gemeinen Mörder' nannte. Es entspinnt sich ein vertraulicher Dialog, in dem zu Tage kommt, dass Lord Ford bereits gegen das Kuratoriumsmitglied Dr. Schmidt recherchiert, da ihn der Journalist Martini beauftragt hat, den Mörder seiner Tochter Susanne zu finden, die in dem Krankenhaus Schwester war.
Susanne wer Schmidts Geliebte, bevor sie Prinzhorns Geliebte wurde und dann einen Selbstmordversuch unternahm, aufgrund dessen sie ins Krankenhaus eingeliefert wurde.
Lord Ford macht klar, dass er Schmidt für Susannes Mörder hält - offensichtlich hat er Susannes Beatmungsgerät abgestellt. Er deutet an, Martini habe einen Killer auf Schmidt angesetzt, um ihn zu töten. Es stellt sich jedoch heraus, dass es Prinz-Horn war, der Susannes Beatmungsgerät abstellte. Er beauftragt nun Lord Ford damit, Martini möglichst schnell dazu zu bringen, Schmidt zu töten, da Schmidt wahrscheinlich Beweise für Prinzhorns Tat besitzt.
In diesem Moment lässt Lord Ford seine Maske fallen - er selbst ist Martini und die Unterredung war ein ausgeklügeltes Spiel, um Prinzhorn in Gegenwart einer versteckten Kriminalbeamtin des Mordes zu überführen.

2. Andresen, Thomas: Absturz von der Marmortreppe
R. Heinz Wilhelm Schwarz P: WDR 1977 , 59 Minuten
Vor einem Hotel wird ein Mann, der sich als Simon Kujaweit eingetragen hat, in seinen Wagen erschossen. Später findet man die Leiche in dem ausgebrannten wagen mit einer Geldkassette, die 60000 Mark enthält. Simon Kujaweit ist allerdings nicht tot - er hält sich mit seiner Geliebten auf Mallorca auf, seiner Frau hat er erzählt, er wolle mit einem Freund 'in die Berge' gehen. Als er von seinem "Tod" erfährt, meldet er sich umgehend bei der Polizei. Offensichtlich haben Bankräuber seinen Wagen und seine Sachen gestohlen und sind damit geflüchtet. Wahrscheinlich ist auch der Mord die Tat eines der Bankräuber, der sich betrogen fühlte.
Oder hat Beate Pullmann, Kujaweit Chefin und ebenfalls seine Geliebte, den Bankräuber in Kujaweits Kleidern für Simon gehalten und ihn erschossen? Oder war es Kujaweits Frau, die dem Lauf der Ereignisse schockiert gegenübersteht?
Kujaweit, ein labiler Mann, der sich in der Marmortreppenbranche in Beate Pullmanns Firma einen Namen gemacht hat, kann sich nicht entscheiden, auch nicht, als die Zwänge, in die er gerät, immer bedrohlicher werden. Beate Pollmann drängt ihn dazu, sich scheiden zu lassen und sie zu heiraten. Simon verspricht es ihr. Er verspricht ihr eben« falls, seine zweite Geliebte Karen aufzugeben, was er jedoch nicht tut, vielmehr verspricht er Karen, sich sofort wieder von Beate zu trennen, sobald er ihre Firma übernommen hat. Seine Scheidung und den Verkauf seines Hauses schiebt er unentschlossen vor sich her. Er ist krank geworden, eine Grippe, wie er sagt.
Als man ihm anonym eine Flasche Whisky schickt, trinkt er daraus, ohne über die näheren Umstände, wie die Flasche ins Haus kam, bescheid zu wissen. Er stirbt auf der obersten Stufe der Marmortreppe, der Zierde seines Hauses.


3. Bodelsen, Anders: Professor Mancinis Geheimnis
R.: Ulrich Lauterbach P.: HR / BR / WDR 1971, 64 Minuten
Professor Mancini liegt erblindet im Zentralhospital von Metropolis. Er arbeitete an einer Anti-Rakete, mit der man sämtliche, bisher von ihm entwickelten Raketen zerstören könnte, doch kurz vor Vollendung seiner Arbeit erblindete er. Dadurch konnte er auch nicht mehr seinen Plan verwirklichen, sämtlichen Weltmächten seine Erfindung zugänglich zu machen.
Rührend kümmert sich Schwester Rebecca um den Professor. Nach den Mancinis Mitarbeiter Dr. Bacharach darauf gedrängt hat, die Erfindung zu vervollständigen, entdeckt Rebecca ihm, dass Bacharach mit der Regierung kooperiert und gar nicht daran denkt, die Erfindung sämtlichen Staaten zugänglich zu machen. Rebecca sagt, sie sei Agentin des Staates Roritanien, der Mancini gern aufnehmen möchte, damit er dort mit den Professoren Previn und McCartney seine Erfindung vervollständigen und den Weltmächten zugänglich machen kenn. Doch schon auf der Flucht aus dem Hospital kommen Mancini Gedanken. Seine Erblindung wurde künstlich herbeigeführt? Von wem? Der roritanischen oder der metropolitanischen Regierung? Auch die Forscher Previn und McCartney können ihn nicht von der Lauterkeit ihrer Absichten überzeugen. Ist alles nur ein eingefädeltes Spiel der einen oder anderen Seite, um in Besitz seiner Informationen zu kommen und sie allein auszuwerten?
Zu Rebecca, die er inzwischen näher kennengelernt hat, hat er ebenfalls nicht mehr viel Vertrauen. Er steht vor der Entscheidung, jemandem 'blind' vertrauen zu müssen, im wahrsten Sinne des Wortes. Er gesteht Rebecca, dass er ihr vertraut und sich ihrem Rat fügen wird. Gelöst wird dadurch nichts.

4. Boileau, Pierre und Thomas Narcejac: Die Weihnachtsüberraschung
R.: Klaus Mehrländer P.: SDR 1976, 30 Minuten
Vier Ganoven wollen ein großes Ding drehen: am Weihnachtsabend wollen sie die lndustriellentochter Ghislaine entführen und ein Lösegeld verlangen. Der Coup klappt: Genau wie geplant verhält sich des kleine Mädchen auf der Feier und lässt sich von einem als Weihnachtsmann maskierten Ganoven überreden, mitzukommen. Als die vier jedoch den Erpresseranruf tätigen, erleben sie eine Überraschung: Am Telefon meldet sich Ghislaine Sêverois. Also haben sie des falsche Mädchen erwischt, was auch die Rundfunknachrichten bestätigen. Das Mädchen stammt aus einem Waisenhaus und leidet an der Einbildung, sie sei die lndustriellentochter Ghislaine. Die Ganoven nehmen ihre Beteuerungen, sie sei die richtige Ghislaine, nicht mehr ernst und liefern des Kind wieder aus. Jetzt stellt sich alles als großer Bluff heraus: Der Industrielle Sêverois hat auf Anraten der Polizei den Entführern bei ihrem Anruf vorgegaukelt, seine Tochter sei noch daheim, und euch die Rundfunkmeldung wer lanciert - alles, um die Herausgabe des Kindes zu erreichen, was auch gelungen ist.

5. Brühl, Hein: Das Kontingent oder: Türkische Früchte für die Möller & Co KG
R: Hein Brühl P: WDR 1975, 49 Minuten
Das Spiel behandelt die verschiedenen Aspekte des illegalen Handels mit türkischen Arbeitnehmern, die nach Deutschland geschmuggelt werden, um hier von der Möller & Co KG als Aushilfsarbeitskräfte kontingentweise an Baufirmen vermietet zu werden und in ihrer Freizeit in Lagern gehalten werden.
Während ein Lastwagenfahrer mit einem neuen Kontingent aus der Türkei unterwegs ist, erregen in Köln, Sitz der Möller & Co KG, zwei Fälle die Aufmerksamkeit der Rundfunkreporterín Christa und einer Gewerkschaftsgruppe. Zuerst wird ein Türke zusammengeschlagen, und bevor Christa mit ihm sprechen kann, ist er bereits von der Ausländerpolizei abgeschoben. Dann wird der türkische Polier Mehmed , der sich wegen des Lohndrucks, den die Illegalen auswirken, bei diesen umhören wollte, erstochen.
In Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft organisiert Christa eine Aufklärung des illegalen Geschäftes, d.h. die zusammengesuchten Informationen sollen auf einer Pressekonferenz vorgestellt werden. Der türkische Arbeitsvermittler, der die Kräfte in der Türkei anheuert, bleibt allerdings davon unberührt und führt sein Geschäft weiter.
Epilog: Dieses Hörspiel fußt auf realen Vorfällen. Menschenhandel mit türkischen, afrikanischen, arabischen und pakistanischen Arbeitern wurde betrieben in Efferen bei Köln, im Raum von Nürnberg, in Aix-en-Provence, in Lyon und Paris. Die Story des Krimis ist ein Phantasieprodukt, Namen und Schauplätze wurden willkürlich gewählt.

6. Durbridge, Francis: Paul Temple und der Fall Madison
R.: Eduard Herrmann P.: WDR 1956, 8 Folgen , je etwa 35 Minuten
Es soll darauf verzichtet werden, den genauen Gang der verwirrenden Handlung aufzuzeigen. Der Kriminalschriftsteller Paul Temple gerät mit seiner Frau Steve rein zufällig in einen seltsamen Kriminalfall von Erpressung, Mord und Falschmünzerei.
Der Drahtzieher der verbrecherischen Machenschaften verbirgt sich hinter dem Decknamen 'Madison' und Paul Temple gelingt es schließlich, 'Madison' zu entlarven und der Polizei zu überantworten.

7. Follett, James: Ein Mord für Morgen
R: Otto Kurth P.: WDR 1978, 51 Minuten
England. Die lnspektoren Simmons und Collt müssen einen seltsamen Fall bearbeiten: Alles deutet darauf hin, dass der Importeur von chinesischen Seidenstoffen Kingham eine junge Chinesin namens Li San ermordet und im Kofferraum seines weißen Rolls Royce versteckt hat, der dann von zwei Jugendlichen für eine Spritztour gestohlen wurde.
Doch dann stellen sich unerwartete Schwierigkeiten ein. Angeblich ist Kingham erst vor kurzem verwitwet und seine Schwiegermutter gibt an, keine Chinesin namens Li San zu kennen. Anhand der Seriennummer des Rolls Royce und des Lebensalters der beiden Jugendlichen kristallisiert sich bald heraus, dass sich die ganze Geschichte erst in fünf Jahren abspielen wird.
Nach und nach verschwinden auch sämtliche Beweisstücke, einschließlich der Leiche und des untersuchenden Pathologen als habe es sie nie gegeben. Und dann erfährt Inspektor Simmons aus Hongkong, wo sich Kingham gerade aufhält, dass dieser dort gerade eine Chinesin namens Li San geheiratet hat. Simmons nimmt sich vor, in den nächsten fünf Jahren sehr genau auf Kingham aufzupassen.


8. Frachet, Pierre: Ein teuflischen Pakt
R.: Heinz Dieter Köhler P.: WDR 1974, 50 Minuten
Ein Zwei-Personen-Stück: Der Erfinder und Ingenieur Phillip Castellan lernt in seinem Urlaubsort einen seltsamen Herrn kennen, der sich Bannister nennt und sich als bezahlter Mörder ausgibt. Castellan hält das zuerst für einen Scherz, muss dann jedoch erkennen, dass es die Wahrheit ist, denn Bannister kennt sämtliche Daten aus Castellans Leben und weiß auch von der Erfindung eines sonnengetriebenen Motors, die Castellan mit seinem Partner Anselmatt gemacht hat. Bannister kündigt an, Anselmatt werde bald auftauchen, um die letzten Details der Erfindung von Castellan zu erfahren, denn er habe die Pläne an ein Ölkartell verkauft.
Tatsächlich ist alles so eingetroffen und Castellan entschließt sich, Anselmatt durch Bannister töten zu lassen. Der hat auch schon einen Plan. Castellan und Anselmatt sollen in einen Autounfall verwickelt werden , bei dem Anselmatt stirbt und Castellan aufgrund eines eingenommenen Schlafmittels eine Ohnmacht vortäuscht.
Castellan willigt in den Plan ein. In der Mordnacht hat Castellan Anselmatt zu Bannister gelockt, wo er betäubt wurde. Denn soll auch Castellan sein Schlafmittel nehmen. Kurz bevor er einschläft, eröffnet Bannister ihm, dass nicht er sondern Anselmatt den Unfall überleben wird, denn Anselmatt hat Bannister früher engagiert für den Mord, denn er möchte die Erfindung allein auswerten. Castellan hat jedoch heimlich Bannister das für ihn bestimmte Schlafmittel eingegeben. Während Bannister einschläft, kündigt an, weder Anselmatt noch Bannister würden den "Autounfall" überleben.
Nach dem Unfall, als Castellan von der Polizei verhört wird, stellt sich heraus, dass der Polizeibeamte misstrauisch geworden ist und auch schon erste Beweise für Castellans Täterschaft gefunden hat. Weitere Beweise werden wohl kaum noch auf sich werten lassen...


9. Hayes, Joseph: Die Stunden nach Mitternacht
Bearbeitung: Johannes Hendrich R.: Gurt Goetz-Pflug P.: SFB 1962, 67 Minuten
In den Stunden zwischen zwei und fünf Uhr nachts spielt sich die Handlung ab: Julie Elgin, Tochter eines wohlhabenden Geschäftsmannes, hat sich mit ihrem Freund Phil gestritten und lässt sich um Phil zu ärgern, von Nolan Stoddard heimfahren. Stoddard ruft von unterwegs — sozusagen als Spiel — Julies Vater an und gibt sich als Kidnapper aus. Er fährt weiter mit Julie durch die Gegend und fordert von ihrem Vater 3000 Dollar Lösegeld, während Julie noch gar nichts davon weiß, dass sie entführt worden ist. Sie möchte lediglich den ihr unsympathischen Nolan loswerden.
Nolan befiehlt Elgin, sich die dreitausend Dollar sofort von seinem, Nolans, Vater zu besorgen, denn dieses Geld hat Nolan nicht bekommen, als er nach Kanada ziehen wollte, um der Einberufung zur Armee zu entgehen.
Nolan bringt Julie in ein Bootshaus und stellt Elgin telefonisch die Übergabeforderungen für das Geld. Als Julie kurz mit ihrem Vater spricht, gibt sie einen verschlüsselten Hinweis auf ihren Aufenthaltsort.
Doch die Eltern verstehen den Hinweis nicht. Elgin trifft Nolan am Übergabeort und bedroht ihn mit seiner Pistole, als Nolan Julie nicht sofort austauschen will. Nolan sieht seinen rauschhaften Traum‚ in den ihn die Ereignisse der vergangenen Stunden gerissen haben, zusammenbrechen. Übrig bleibt Verzweiflung, die sich langsam in Hass verwandelt - Hass gegen die Umstände, die ihn in diese Lage gebracht haben und schließlich in Hass gegen Julie, die, wie er sich vornimmt, nun vergewaltigt werden soll.
Elgin hat eine Auseinandersetzung mit Nolan gut überstanden und versteht plötzlich den Hinweis, den sie ihm gegeben hat, genau wie zur gleichen Zeit Mrs. Elgin, die inzwischen von der Polizei befragt wird.
Elgin erreicht das Bootshaus gerade, als Nolan ankommt und hält ihn mit seiner Pistole in Schach, doch Nolan, der keinen rationalen Gedanken mehr fassen kann, ist besessen von dem Gedanken, Julia zu töten, dass nur ein Schuss aus Elgins Pistole ihn stoppen kann.

10. Henricks, Paul: Das Tabu
R: Heinz Wilhelm Schwarz. P: WDR 1975, 49 Minuten
Erich und Lissy‚ seit 17 Jahren verheiratet, haben, nachdem sie während ihrer gesamten. Ehe nicht darüber gesprochen haben, Erichs Sohn Arthur adoptiert, der gerade wieder einmal aus dem Heim, in dem er bisher gelebt hat, ausgebrochen ist. Die Umstände, unter denen Arthur geboren wurde und unter denen seine Mutter kurz darauf ums leben kam, bleiben ungeklärt. Arthurs Auftauchen treibt einen keil zwischen Erich und Lissy. Während Lissy ihrem Stiefsohn tolerant gegenübersteht und die These verteidigt dass die Umwelt den Menschen präge vertritt Erich die Meinung, das Erbgut sei für die Entwicklung ausschlaggebend.
Er entwickelt schon bald eine Abneigung gegen Arthur, die sich zur Rivalität entwickelt. Arthur Freunde , seine Einstellung zu Leben und Arbeit gefallen ihm nicht, und Erich hätte deshalb nichts dagegen, dass Arthur ‘eine Fliege ’ machte, wie er schon einige Male angedeutet hat. Als Lissy plötzlich ein Kind erwartet verschärft sich die Situation. Erich verdächtigt sie, das Kind von Arthur zu haben. Erich hat sich auch schon eine Pistole gekauft – angeblich, um sich Arthurs Freunde vom Leib zu halten. Als sie in der Nacht verdächtige Geräusche hören, geht Erich mit der Pistole auf die Suche nach der Ursache, stößt dabei auf Arthur, gerät mit ihm in Streit und erschießt ihn bei der folgenden Rangelei. Nach anfänglicher Panik beschließen Lissy und Erich, Arthur aus ihrem Leben zu tilgen, die Leiche zu verstecken und zu verbreiten, er sei weggelaufen. Als jedoch plötzlich Arthurs Freunde vor dem Haus stehen und gewaltsam Einlass verlangen, ruft Erich die Polizei an und gibt an, “einen von denen" in Notwehr erschossen zu haben.

11. -ky: Untergetaucht
R.: Klaus Mehrländer P.: WDR / SWF 1977, 59 Minuten
Betriebsrat Walter Czapalla erfährt zufälligerweise, dass der Vertreter des Fernlehrinstitutes, der sich gerade bei ihm aufhält, offensichtlich ein von der Betriebsleitung angeheuerter Schnüffler ist, der belastendes Material sammeln soll. Bei der folgenden Auseinandersetzung stürzt der Mann so unglücklich, dass er stirbt.
Zusammen mit seinem Sohn versteckt Czapalla die Leiche des Mannes, der zur gleichen Zeit wegen des Mordes an einem erpresserischen Gangster-Kollegen gesucht wird. Das Spiel endet damit, dass der ermittelnde Kommissar Czapalla einen Routinebesuch abstattet und ihm abschließend mitteilt, von einem der Opfer des toten Gangsters eine Belohnung ausgesetzt worden, sozusagen ‘tot oder lebendig‘ , und außerdem habe auch die Versicherung für die Wiederbeschaffung des bei einem früheren Raubüberfalles gestohlenen Geldes eine Belohnung ausgesetzt.

12. -ky: An den Falschen geraten
R.: Otto Kurth P.: WDR 1976, 58 Minuten
Die Chefsekretärin lssi ist offensichtlich beim Einschrauben einer Glühbirne gestürzt und daran gestorben. Unfall oder Mord? Während die Polizei an einen Unfall glaubt, verfolgt lssis Bruder, Lokalpolitiker und Lehrer, die Mordtheorie. Er verdächtigt Walter Pizercik, den Geschäftsführer einer Baufirma, der ein Verhältnis mit Issi hatte.
Pizarcik‚ unter dem Einfluss seiner Mutter stehend, sucht indessen seinen Geschäftsführer Moderecker auf und spielt ihm vor, er habe Issi getötet und verlangt von Moderecker ein Alibi. Er tut dies, um Modereckers Solidarität zu testen, denn auf Anraten seiner Mutter sucht er einen Mann, der einmal seinen Posten als Leiter der Firma übernehmen soll, eine Stellung, die mit Taktgefühl und Verschwiegenheit ausgefüllt werden muss, da die Baufirma in verschiedene illegale Kartellgeschäfte verwickelt ist. Allerdings ist Pizarcik an den Falschen geraten, denn Moderecker ist Issis Mörder.
Moderecker will nun auch Pizercik umbringen, einen Selbstmord vortäuschen‚ um Pizercik somit den Mord anzuhängen und sich selbst außer Verdacht zu bringen. Allerdings fällt Pizercik rechtzeitig ein, dass er für die Tatzeit ein Alibi hat. Pizercik löst die Situation, indem er Moderecker zum Geschäftsführer macht, sich selbst aus der Firma zurückzieht‚ Moderecker in die verschiedenen Kartellgeheimnisse einweiht. Der ermittelnde Kommissar verfolgt weiterhin die Unfalltheorie und weist lssis Bruder, der immer noch Pizarcik beschuldigt, barsch ab.

13. Michalewsky‚ Nikolai von: Inselfrieden
R.: Günter Siebert P.: RB 1975, 44 Minuten
Das Hörspiel basiert auf einem einzigen Spannungseffekt: Kommissar Kremers Frau ist auf einer einsamen Insel allein in einem Haus, dort wird sie von einem entsprungenen Häftling bedroht, der sie ermorden will, um sich an den Kommissar zu rächen. Kremer steht mit seiner Frau telefonisch in Verbindung und gibt ihr auf diesem Wege Anweisungen, wie sie den Verbrecher, der rücksichtlos Schritt für Schritt ins Haus eindringt, aufhalten und zum Schluß mittels einer sinnigen Einrichtung töten kann.

14. Ott, Arnold E.: Später gibt es kein Zurück
R.: Günter Siebert P.: RB 1975, 33 Minuten
Der Polizist und Fußballschiedsrichter Michael Binzberger ist erschossen worden. Anne Hertwig, seine Verlobte, verdächtigt sofort ihren ersten Mann Klaus der Tat. Bei seinen Ermittlungen an Klaus Hertwigs Arbeitsstelle stößt Kommissar Sommerfeld auf den Unternehmer Gronau, bei dem Doris Binzberger, die Schwester des Toten, als Sekretärin arbeitete. Von Klaus Hertwig hat Sommerfeld erfahren, dass Gronau Binzberger bestach‚ damit der von Gronau geförderte Fußballverein ein wichtiges Spiel gewann. Der Kommissar verdächtigt Gronau des Mordes, da gesteht Doris Binzberger den Mord. Sie geriet mit ihrem Bruder in Streit, als sie ihm sagte, dass sie Gronau heiraten wolle.


15. Puchert, Rainer: Saldo mortale
R.: Manfred Marchfelder P.: SR/WDR 1976, 55 Minuten
Lissy und Herbert Sellner sind alte Leute. Lissy ist blind und schreibt auf ein Tonband einen sentimentalen Roman, während Herbert sich nur poch mit seinen Briefmarken beschäftigt und die Welt vor dem Fenster mit dem Feldstecher beobachtet. Beide leben in der ständigen Angst, ihr Sohn Hannes könne zurückkommen, der, als er vor fünf Jahren eine, einen offenen Umschlag mit 5000 Mark zurückließ - als ‘eiserne Reserve‘. Denn die beiden Alten haben das Geld verbraucht - für Marzipankartoffeln, Kräuterlikör und Havanna-Zigarren. Nun befürchten sie, Hannes könne ihre anständige Bürgerlichkeit, mit der sie ihn erzogen und straften, als er mit der Portokasse durchbrannte, gegen sie anwenden. Brigitte, ein junges Mädchen, früher mit Hannes befreundet, schreibt für Lissy die Manuskripte vom Band ab. Da taucht plötzlich die Polizei auf. Hannes wird wegen verschiedener Verbrechen gesucht. Mit geradezu verzweifelter Mütterlichkeit wartet Lissy auf ihren Sohn - und schließlich taucht Hannes auch auf. Brigitte kommt hinzu, die beiden wollen zusammen fliehen. Zuvor aber bricht ihr Hass gegen die erstickende Bürgerlichkeit in den beiden Alten und deren Wohnung heraus und endet in einer Orgie der Zerstörung.
Die Wohnung gerät in Brand, die Polizei dringt ein und tötet Hannes und Brigitte in einem Feuergefecht‚ bevor das Haus, erschüttert von einer explodierenden Gasleitung zusammenbricht.

16. Rae, Hugh Crawford: Die grüne Witwe
R.: Heiner Schmidt P.: SDR 1973, 43 Minuten
Verkaufsfahrer Jock soll eine Tiefkühltruhe - Sondergröße S - zu einem einsamen Landhaus bringen. Dort trifft er die reizende Dinah Chark , die, wie sie erzählt, immer allein ist, weil ihr Mann als Vertreter über Land fährt. Sie lädt Jock zum Essen ein und bringt ihn auch noch dazu, am Abend dazubleiben, wo sie versucht, ihn wie ihren Mann auszustaffieren, bevor sie ihn mit einem Schlafmittel im Tee betäubt.
Am nächsten Morgen erwacht Jock im Ehebett. Dinah Chark allerdings gibt vor, sich nicht mehr an die Vorfälle des Abends erinnern zu können. Jock, dem die Zustände in dem einsamen Landhaus ohnehin verdächtig vorkommen, entdeckt schließlich im Keller im einer anderen Tiefkühltruhe die Leiche von Dinahs Mann.
Dinah sperrt ihn im Keller ein, doch er kann sie dazu bringen, die Tür wieder zu öffnen, indem auf die offenbar pathologische Vorstellung Dinahs eingeht, ihr Mann sei immer noch lebendig. Er erfährt, dass sie ihn umbrachte, weil er drohte sie zu verlassen. Das Spiel endet damit, dass Jock drei Tage später mit der Tiefkühltruhe, die er ausliefern sollte, wieder in der Firma eintrifft. Was aus Dinah und ihrem Mann geworden ist, bleibt offen.


17. Reschke, Torsten: Petra
R.: Heinz Dieter Köhler P.: WDR 1974, 54 Minuten
Pohl, Geschäftsmann und Partner in einer windigen Firma, trägt seine tote Tochter Petra zu Grabe. In verschiedenen Rückblenden wird die Geschichte aufgerollt: Petra wurde entführt und gegen zwei Millionen Mark, die Pohl nur unter Mühen auftreiben konnte, wieder ausgelöst - tot. Opfer eines Verkehrsunfalls, wie der Gerichtsarzt feststellt. Und kurz vor der Beerdigung hat der ermittelnde Kommissar festgestellt, dass Pohl seine Tochter bei einem Unfall versehentlich tötete und anschließend die Entführung inszenierte, um zwei Millionen aus der bedrohten Firma steuerfrei abzuführen.
Nach der Beerdigung setzt sich Pohl mit seinem Chauffeur Edwin ab, Edwin gesteht, dass er Petra überfahren und die Entführung inszeniert hat. Er war es leid, zu dienen, außerdem wollte er für die Behandlung seines durch die Folgen eines Unfalles querschnittsgelähmten Sohnes Geld haben. Jetzt allerdings, seitdem er weiß, dass sein Sohn bald sterben wird, ist das Verbrechen sinnlos geworden.
Das Spiel endet offen mit Edwins Satz: "Jetzt können Sie mit mir machen, was Sie wollen, Herr Pohl"

18. Schmidt, Heiner: So machen es alle
R.: Heiner Schmidt P.: SWF 1974, 55 Minuten
Wirtschaftsjournalist Schröder kommt in einer kleinen Stadt, auf der Durchreise zufällig einem Fall von betrügerischen Konkurs auf die Spur. Demnach kam der Möbelunternehmer Arndt mit seiner Firma in Zahlungsschwierigkeiten. Er beantragte einen Vergleich, frisierte die Bilanzen und ließ von seinem als Vergleichsverwalter bestellten Freund Raab den Wert auf 8 Millionen schätzen.
Nach Abschluss des Vergleichsverfahrens wandelte Arndt durch seine Initiative im Stadtrat die zur Firma gehörenden Grundstücke in Industriegebiet um. Daraufhin kaufte ein Verwandter als Strohmann die Firma für den Vergleichswert von acht Millionen, wobei die Sparkasse auf Initiative des Direktors den Kredit verbürgte, wohl wissend, dass die Firma gleich darauf an den Großunternehmer Unger weiterverkauft wird, der 32 Millionen dafür bezahlt, was somit für Arndt einen Gewinn von 23 Millionen bedeutet. Als Schröder Arndt seine Unterlagen verlegt und von dem Artikel spricht, den er schreiben will, versucht Arndt, ihn durch das Angebot, eine Festschrift für die Firma, die er gerade führt, und die wohl bald das gleiche Schicksal wie die vorige erleiden wird, zu gestalten, zu bestechen. Es bleibt offen, ob er das Angebot annimmt und ob sein Artikel jemals erscheint.

19. Stein, Petrina: In Teufels Küche
R.: Werner Klein P.: HR
Es beginnt damit, dass ein junger Mann eine Leiche um Pestalozzisee findet, die wenig später, als der Kommissar mit seinen cleveren Mannen eintrifft, verschwunden ist. Doch anhand ausgeklügelter Analysen der Gerichtsmedizin an einer durch Selbstmord verendeten Ameise und eines gefundenen Zahnes lässt sich feststellen, dass die Tote 62 Jahre, 5 Monate und 5 Tage alt war, Schildkrötensuppe aß und von einem Mann, der Sexy-Odol-Mundwasser in einem überhitzten Raum geküsst wurde.
Eingehende Recherchen, sowie Probeessen von Schildkrötensuppe in einschlägigen Schlemmerlokalen und Überprüfung der Drogerien, in denen Sexy-Odol verkauft wird führen auf die Spur des Besitzers der Hölle, eines Nachtclubs, dessen Besitzer allabendlich als Teufel eine Jungfrau vergewaltigt (auf der Bühne), und der seine Großmutter umgebracht hat und sie von seinem Assistenten auf einer Kreissäge hat zersägen lassen, um sie bei einer Dampferfahrt nach Neufundland über Bord zu werfen. Glücklicherweise kann das findige Kriminalistenteam dies verhindern und den Herrn der Hölle durch einen gezielten Schuss in den Pferdefuß erlegen.


20. Tarrant, John: Der Lockvogel
R.: Peter M. Ladiges P.: SWF 1975, 40 Minuten
Tom ist bei der Fahrt zu seiner Gerichtsverhandlung bei der er wegen versuchter Vergewaltigung angeklagt ist, ausgebrochen und versteckt sich nun in den Bergen, wo das Mädchen Pat ihn findet und versorgt. Sie bringt Ton sehr viele Sympathien entgegen und verschafft ihm ein sicheres Versteck und lenkt auch die Polizei ab, die inzwischen seine Spur aufgenommen hat.
Sie glaubt ihm auch, dass er sich die Vergewaltigungsklage eingehandelt hat, als er ein Mädchen, das offensichtlich als Lockvogel für Straßenräuber arbeitete, zusammenschlug. Mit ihrer Cousine will Pat Tom auf einem Boot außer Landes bringen, doch da wird er von der Polizei verhaftet. Inzwischen hat jedoch der Lockvogel ein umfassendes Geständnis abgelegt und Tom entlastet. Seine Freilassung steht unmittelbar bevor und er wird wohl auch in Zukunft mit Pat zusammenbleiben.

21. Tschon, Karl-Richard: Pat
R.: Otto Kurth P.: WDR 1971, 3 Teile , jeweils cirka 40 Minuten
Ähnlich wie bei Francis Durbridges "Paul Temple und der Fall Madison" soll hier auf eine genaue Wiedergabe der verwirrenden Handlung verzichtet werden. Der Kriminalschriftsteller Dickens und seine Frau geraten im Urlaub rein zufällig in einen geheimnisvollen Kriminalfall, bei dem das Mädchen Pat eine wichtige Rolle zu spielen scheint. Dickens gelingt es, ein Komplott aus Mord, Erpressung, Rauschgiftschmuggel und verschiedenen anderen Delikten zu zerschlagen und die Verbrecher der Polizei auszuliefern.

22. Yates, Michael: Transport bei Nacht
R.: Edward Rothe P.: WDR 1969, 34 Minuten
Ein Mann und eine Frau gehen nachts durch eine einsame Gegend und malen sich aus, wie schön es wäre, wenn der Mann beraubt, respektive die Frau vergewaltigt werden würde. Als sie schließlich einen Unbekannten treffen, verwirklichen sie ihre Vorstellungen. Der Mann drängt ihm geradezu auf, beraubt zu werden, und nachdem der dann berechtigte Ruf nach der Polizei ungehört bleibt, greift man zur Selbstjustiz, schlägt den Räuber nieder und möchte ihn der Gerechtigkeit überantworten.
Da der Transport des Bewusstlosen zu umständlich ist, der Mann zudem noch erwacht und fliehen will, schneidet man ihm kurzerhand die Kehle durch, was allerdings das Problem nicht löst, denn die steife Leiche ist ebenso schwierig zu transportieren. Ein Einzelteil - das ist schon wesentlich einfacher. Also wird der Kopf abgeschnitten, doch auch der lässt sich nicht wie erwartet tragen, als Folge werden ihm die Ohren abgeschnitten, doch die muss man schon bald wegwerfen, weil sie ein wenig streng riechen. Die beiden gehen weiter und folgern, dass, wenn es Diebe und Sittenstrolche gibt, es auch eine Polizei geben muss - doch wenn der Dieb und Sittenstrolch nur ein Traum war? Aber es ist für den Mann beruhigend zu wissen, das, wenn er einmal die Polizei treffen sollte, die Frau als Zeugin hat.

Daten- und Faktenstand: 1977

ENDE