5.11.14

Henriette Clara Herborn
Schmerz - Malmingers letzter Fall

Am 15. Januar 1947 wurde im Süden von Los Angeles die Leiche einer Frau gefunden – Elizabeth Short, 22 Jahre, Möchtegern-Schauspielerin, von ihrem Mörder bestialisch verstümmelt. Der Fall wurde nie aufgeklärt und ist genau wie Ripper-Morde in London ein Mythos der modernen Kriminalgeschichte. Er fasziniert unter anderem auch – und hier beginnt der Roman SCHMERZ von Henriette Clara Herborn –  Kommissar Malminger von der Mainzer Kripo. Er ist der führende deutsche Experte in Fall Schwarze Dahlie – und deshalb zutiefst schockiert, als er jetzt auf das Gelände einer Ziegelei in Mainz-Bretzenheim zur Leiche einer schrecklich zugerichteten jungen Frau gerufen wird, die genau die gleichen Verstümmelunge aufweist wie die Schwarze Dahlie in Los Angeles.
Ein verstörender Einstieg für eine verstörende Story – was im folgenden erzählt wird, sind nicht nur die kaum nennenswerten Ermittlungsbemühungen des heruntergekommenen, von seinem Kollegen gemobbten Kommissars Malminger, sondern ganz besonders die Psychogramme einer Halbweltclique aus der Drogen- und SM-Szene, aus der die Tote stammt: Mira, die mit ihrer Freundin Trix an den verschlagenen Dealer Lou geraten ist, der sie an den dubiosen Sex-Club von Fat Freddy weitervermittelt hat. Aus den souverän miteinander verschränkten, schonungslosen Portraits dieser Figuren, sowie der untereinander zerstrittenen Ermittler und des im Hintergrund operierenden Mörders fügt die Autorin ein faszinierendes, düsteres Sittenbild einer Halb- und Unterwelt  zusammen, das von Seite zu Seite mehr fesselt.
Stilbewusste, tiefschwarze Seelen- und Unterweltstudie.
Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung



Henriette Clara Herborn
Schmerz. Malmingers letzter Fall
Leinpfad Verlag (2014)