6.8.13

Andrea Sawatzki
Ein allzu braves Mädchen

Das beeindruckende Roman-Debüt einer Schauspielerin. Ein kleines Buch mit einer großen erzählerischen Kraft.

Der Mann, 71 Jahre, liegt nackt und tot im Schlaftzimmer seiner Villa. Ermordet. Tatwerkzeug ist eine scharfkantige Waffe.
 
In einem Waldstück wird ein Mädchen, eine junge Frau aufgegriffen. Sie ist verwirrt, kann sich nicht erinnern, wie sie in den Wald gekommen ist. Sie trägt ein grünes Pailettenkleid.
Wie beide Dinge miteinander zusammenhängen ahnen wir als geübte Leser von Kriminalgeschichten natürlich.
Langsam Stück für Stück, wird die Geschichte der jungen Frau und des alten Mannes erzählt - in ausführlichen Gesprächen mit einer Psychiaterin berichtet das "allzu brave Mädchen".

Ans Licht kommt eine bedrückende Lebensgeschichte - die Geschichte von Manuela Scriba, dem Mädchen, das für ihren dementen Großvater verantwortlich ist, bei dem sie aufwächst. Alleingelassen von der Mutter und oft auch hilflos und von der Situation überfordert gerät Manuela immer tiefer in eine Traumatisierung, die dann später, viel später in mörderischer Gewalt endet.
Ein kurzer, knapp erzählter Roman, womöglich eine Theater- oder Filmvorlage, der in seiner konzentrierten Form vollends überzeugt.

So spannend und so gut wie Andrea Sawatzki kann derzeit kaum jemand erzählen.
Reinhard Jahn, WDR5 Mordsberatung

 Andrea Sawatzki
Ein allzu braves Mädchen
Piper