26.6.13

Eoin Colfer
Der Tod ist ein bleibender Schaden


Daniel McEvoy ist ein Haudegen – kriegseerfahren und leicht abgeklärt ist er jetzt Türsteher und Ausputzer in einem Nachtclub in Coilfers, New Jersey. Sein aktuelles Problem ist seine Haartransplantation – und der tote Hostess Connie aus dem Club. Mit der hatte er nämlich mal was und er war gerade dabei, sich vorzustellen, dass daraus mehr werden könnte – als sie plötzlich erschossen in ihrem Wagen auf dem Parkplatz des Clubs liegt. Für die Polizei ist ein Mann mit Dans Vorgeschichte und seiner Beziehung zu Connie natürlich der Verdächtiger erster Wahl – aber ehe sich die Polizei zu sehr darauf versteift, ihm den Mord an Connie anzuhängen, macht sich Dan lieber selbst auf die Suche nach dem Täter.
Dan erzählt seine Geschichte selbst, sein Ton ist schnodderig, aber auch von einem cleveren Witz durchzogen, der einem Dan sympathisch. Seine Suche nach Connies Mörder führt ihn durch die Unterwelt von Coilfers und all die rivalisierenden Grüppchen, die sich da herumtreiben. Und als besonderer Clou mischt sich sein verschwundener - wahrscheinlich errmodeter - Therapeut Zeb dauern in Dans Gedanken ein und gibt allerlei Besserwisserisches von sich. 

Das ist eine schöne, runde Geschichte genau an der Schnittstelle von hard-boiled und Krimi-Comedy. Alles, was Dan so erlebt, scheint zwar manchmal etwas absurd – aber wenn man es sich genau überlegt, dann wieder durchaus realistisch. Besser kann ein Krimi nicht sein.
Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung

Eoin Colfer
Der Tod ist ein bleibender Schaden
List

25.6.13

Edith Kneifl
Der Tod fährt Riesenrad


 Es sind die Jahre, als Sissi Kaiserin war, und in ganz Wien geht es offenbar wie es in den Richard Strauß-Operetten zu. Ein bisschen lässig, ein bisschen verkniffen, vor allem aber charmant.

Im Mittelpunkt steht Gustav von Karoly -Privatdetektiv. Er soll die verschwundene fünfzehnjährige Leonie von Leiden finden. Als erstes bandelt er mit der schönen, aber auch spröden Mutter an. Dann vertieft er sich in seine Ermittlungen, die ihn in den Prater führen, wo Leonies Spur sich verliert. Ein buntes, pralles Praterleben mit Wahrsagerinnen, Kneipenwirten, sowie den Attraktionen rund um das neu erbaute Riesenrad bilden die Szenerie. Und dann ein Mord: ein Zwerg namens Napoleon, mit dem Leonie befreundet war, wird bei der Eröffnung des Riesenrades ermordet aufgefunden.

Was für ein charmanter Kriminalroman. Das alles ist so liebevoll und lebensnah erzählt, dass man sofort darin eintaucht. Man möchte am liebsten zurückreisen in das alte Wien, wie Edith Kneifl es schildert.
(Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung)
Edith Kneifl
Der Tod fährt Riesenrad
Haymon

16.6.13

Selbstversuch
Simon Beckett: Verwesung 4/4

Simon Beckett: Verwesung 4/4
Kap 1 bis 7
Kap 8 bis 15
Kap 16 - 23
Kap 24 bis Ende

- Achtung S P O I L E R -
Ja, es kommt alles irgendwie wie man es sich gedacht hat. Dass unser Held sich aus dem Höhlengewirr und der Gewalt von Monster-Monk wird befreien können, ist klar - schließlich erzählt er uns die Geschichte in der Ich-Perspektive. Dass zum Ende hin alles anders ist als es anfangs schien - nein : als man es uns von Anfang an weißmachen wollte! - ist auch klar. Monk erzählt also, während der Hunter und Sophie in seiner zugemüllten Höhle gefangenhält, dass er unschuldig ist - also fast - jedenfalls an den Morden der Mädchen, deren Gräber man nie gefunden hat. Und dass er eine schwere Kindheit hatte und eigentlich ein ganz Lieber ist und bla. Dass er ein ganz Lieber ist, zeigt sich, als er dann Hunter hilft, die schwer kranke Sophie aus der Höhle zu bringen. Wobei man sich fragt, wie der dicke Monk es schafft, durch die engen Spalten zu kriechen, durch die vorher Hunter grade so mit Mühe durchgekommen ist.

Die Lieblosigkeit - oder soll man sagen Hilflosigkeit, mit der der Autor hier zu Werke geht, zeigt sich besonders deutlich in dem Monk-Geständnis-Kapitel: da springt Erzähler Hunter einfach weit aus seiner bisherigen nahen - szenischen - Perspektive heraus und fasst referierend zusammen, was es über Monk zu erzählen gibt: Schwere Kindheit, reingelegt bei den Morden und so weiter. Halbwegs elegant kriegt der Erzähler dann wieder die Kurve zur szenischen Darstellung in der Höhle - aber dabei merken wir auch, dass Monster-Monk sicher nicht in der Lage gewesen wäre, so eine gut strukturierte Darstellung seines Schicksals zu geben, wie Hunter es soeben tat. Monk kann sich - wenn er in Dialogen spricht - nicht richtig ausdrücken - und wir sollen glauben, dass er die drei, vier Seiten Zusammenfassung, die wir vorher gelesen haben, in knappen zehn Minuten, die die Szene an Zeit abdeckt, an Hunter weitergegeben haben soll? Never ever.

Anyway - Hunter und Sophie werden gerettet und wir warten auf das oder den Showdown, der - wir lassen mal ein, zwei Zwischenschritte aus - genau so kommt, wie gedacht: Connors ist der Bösewicht, der seinerzeit die drei Mädchen getötet und die Morde Monk untergeschoben hat. Der Showdown wird in einer lässigen 08/15-Routine inszeniert, wie wir sie aus Movie-of-the-Week-Fernsehfilmen kennen:

1. nochmal ein falscher Verdacht (hier der Bulle Roper, der in Sophies Brennofen rumwühlt, als Cliffhanger fungiert und sich dann als wichtiger Hinweisgeber und Zeuge offenbart, der all die Indizien nachliefert, die wenigstens den Anschein einer Logik der Handlung erwecken.)
2. Auftritt des Bösewichts - der den wichtigen Zeugen niederschlägt (war doch so, oder?) und dann den Helden töten will, weil der als wichtiger Zeuge im Weg ist. Zuvor erklärt er noch, wieso der Held im Weg ist und jetzt getötet werden muss. Das wickelt ein versierter Autor üblicherweise im Dialog Bösewicht-Held ab, und genau so passiert es hier.
3. Bösewicht wird ausgeschaltet. Hier auf die ganz simple Tour, indem er stirbt. Das spart kleinkrämerische weitere Erklärungen, Verhaftungen, und so weiter und ist als Gottesurteil zugleich die Strafe für den Bösewicht (den ein Gericht bei *dieser* Indizienlage niemals verurteilt hätte.)
4. In einer sich zunächst als ruhige Abschlussszene gebenden finalen Szene wird die Story nochmal ein bisschen gedreht: hier ist das die Aufhellung von Sophies Rolle in der ganzen Sache. Das ist reine Taschenspielerei, der Roman könnte auch ohne diese Szene enden, keiner würde sich beklagen oder etwas vermissen.

Fazit: So wie nach der Lektüre des Buches muss man sich irgendwie fühlen, wenn man bei einer Prostituierten war. Du hast den Kick oder so gesucht, sie hat ihn dir versprochen, sie hat dich heiß gemacht, es war allerdings schon absehbar, was dann weiter passieren würde, und das ist dann auch passiert, und du hast den Kick nicht gehabt, sondern nur das blöde Gefühl, dass hier jemand seinen Job mit dir erledigt.
Well done, Mister Beckett. Ich nehme an, Extras kosten extra, oder?


Simon Beckett:
Verwesung (The calling of the grave)
Deutsch von Andre Hesse
Reinbek: Wunderlich, 2011

Selbstversuch:
Kap 1 bis 7
Kap 8 bis 15
Kap 16 - 23
Kap 24 bis Ende

Selbstversuch
Simon Beckett: Verwesung 3/4

Simon Beckett: Verwesung 3/4
Kap 1 bis 7
Kap 8 bis 15
Kap 16 - 23
Kap 24 bis Ende

Wie erwartet hat der Autor den guten Professor Wainwright als spannungsförderndes Opfer geopfert - wie David Hunter gemeinsam mit Sophie entdeckt. Bei den Ermittlungen zum Tod des Profs tauchen jetzt noch die restlichen Figuren des Prologs auf, die wir bisher zwar nicht vermisst haben, die aber wohl der Vollständigkeit halber auch wieder da sein müssen: Detective Chief Superintendent Simms, der mittlerweile Assistent Chief Constable geworden ist (ja, ich liiiebe diese Titel), was vom Übersetzer wahlweise mit "stellvertretender Polizeipräsident" und "stellvertretender Polizeichef" wiedergegeben wird. Und als Funktionsfigur - so sieht es jedenfalls bis jetzt aus - ist auch der Bulle Roper wieder da, ein Ex-Kumpel von Terry Connors.

Der wiederum - erfahren wir - hat Hunter zuletzt ganz schön verarscht - er ist gar nicht bei der Fahndung nach Monk beteiligt, sondern schon lange degradiert und jetzt sogar suspendiert, weil er Kolleginnen belästigt und gesoffen hat (oder umgekehrt). Sowas merken wir uns als Krimileser natürlich sofort, weil es mit einiger Sicherheit darauf hindeutet, dass Connors bei der Auflösung/dem Finale eine wichtige Rolle spielen wird. Beim weiteren Hin- und Hergeschiebe der Figuren kommt noch raus, dass Conners damals was mit Sophie hatte. (Auch das merken wir uns!).
Irgendwie sollte ich jetzt wohl

VORSICHT SPOILER
.
.
.
.
schreiben. Obwohl eigentlich - abgesehen von Hin- und Herfahrerei in der Dartmoor-Gegend - kaum was passiert. Hunter will eigentlich nach London zurück - ganz besonders nachdem man Sophie polizeilicherseits zwei tapfere Bodyguards gestellt hat, die dermaßen lustlos routiniert eingeführt werden, dass sie eigentlich selber riechen müssten, dass sie knapp 20 Seiten später geopfert werden - als nämlich Monk - mit Details halten wir uns hier nicht auf - endlich Sophie in seine Gewalt bringt - und Hunter sie sich im total nebligen Moor auf der Suche nach ihr in einer Höhle verirrt und auf einmal dort festsitzt. Um es mal so zu sagen: ich hab ein paar Fünf Freunde-Bücher gelesen, die spannender waren als das, was ich hier bisher erlebt habe. Mit Sophie in Monks Hand und Hunter in auswegloser Lage hat der Autor jetzt alles für den oder das showdown in Stellung gebracht. Ich erwarte: noch mehr düstere Höhlengeschichten bis Hunter und Sophie sich wieder finden und dann irgendeine Auflösung - ja, von was eigentlich? - bei der sich rausstellt, dass alles gar nicht so war, wie wir gedacht haben, sondern ganz anders. Und langsam wird mir auch klar, wieso das Buch bisher so langweilig - also spannungsarm - ist: Unser Held und Erzähler steht eigentlich die ganze Zeit am Rand. Er handelt nicht, er wird meist nur behandelt. Er ist nicht an der Suche/Fahndung nach Monster-Monk beteiligt. Er hat auch kein erklärtes Interesse daran, den Monk zu fassen. Wieso auch? Er hat sich von Sophie nach Dartmoor locken lassen, ohne dass er etwas von ihr will. Er lässt sich - ehrlich gesagt - von ihr die ganze Zeit verarschen, ohne dass das auch nur ein einziges Mal thematisiert wird. Das einzig wirklich emotionale Interesse, das Hunter und wir mal haben, ist bei der Geschichte von Connors und dessen Versuch, Hunters Frau anzugraben.

Weshalb ich vermute, dass Connors sich Ende als Showdown-Gegner von Hunter entpuppen wird, wie auch immer Beckett es schafft, die Handlung dahin zu drehen. Also schaun wir mal - der Blick auf die Kapitelanzeige sagt mir, dass wir morgen zum letzten Teil des Selbstversuchs kommen.

Lieblingssatz: "Ich saß fest."


Simon Beckett:
Verwesung (The calling of the grave)
Deutsch von Andre Hesse
Reinbek: Wunderlich, 2011

Selbstversuch
Kap 1 bis 7
Kap 8 bis 15
Kap 16 - 23
Kap 24 bis Ende

Selbstversuch
Simon Beckett: Verwesung 2/4


Simon Beckett: Verwesung 2/4
Kap 1 bis 7
Kap 8 bis 15
Kap 16 - 23
Kap 24 bis Ende

Nach so einem Prolog könnte es ja losgehen. Mit einer Geschichte. Geht es aber nicht. Stattdessen klappert Mister Beckett nochmal das ganze Personal aus dem überlangen Einleitungsteil ab. Okay, inzwischen ist viel Zeit vergangen - acht Jahre. David Hunter hat seine Frau und sein Kind verloren und lebt jetzt allein und meist tief unten in seinem Pathologenkeller. Was jetzt als Impuls in die Story eingebracht wird ist - Überraschung! - dass der böse Monk aus dem Gefängnis ausgebrochen ist. Und schlagartig taucht Sophie Keller wieder aus der Vergangenheit auf - mit einem dieser Anrufe, die man in Krimis unbedingt verbieten sollte: "Nicht am Telefon. Wir müssen uns treffen!" Nicht: "Komm her, ich will, dass du was für mich erledigst!" Oder "Komm her, ich hab Angst, alleine zu sein!" Nein - "Wir müssen uns treffen!"
Und ich sag noch: Geh da nicht hin, du Depp - da ist Hunter schon unterwegs - 300 Kilometer nach Dartmoor (wohin sonst - Engführung des geographischen Motivs! Bzw: wieso ein neues setting erfinden, wo wir das alte nochmal verwenden können?) und findet - Überraschung! - Sophie niedergeschlagen und so weiter. Um noch die anderen Personen aus dem Prolog abzuklappern, sucht Hunter dann Professor Wainwright auf - oder besser das, was die Demenz von ihm übrig gelassen hat. Von ihm bekommt er offenbar das erste Rätsel gestellt, das Romanhelden lösen müssen - dieses "Fallwild", das der alte Mann brabbelt - und es sollte mich nicht wundern, so überflüssig, wie der Besuch bei ihm ansonsten ist - dass der guten alten Prof bald das Zeitliche segnet, wenn wir ganz dringend eine spannungsfördernde weitere Leiche brauchen. Dann wird's noch ein bisschen mysteriös-gruslig, als die gerettete Sophie Hunter beschwatzt, ihr bei der Suche nach den Gräbern von Monks verschwundenen Opfern zu suchen und die beiden ihm dabei im nebligen Dartmoor fast gegenüberstehen - grusel-grusel. Irgendein Rezensent hat geschrieben, Beckett schiebe seine Figuren irgendwie ohne Sinn und Verstand hin und her - jetzt weiß ich, was er damit gemeint hat. Fast 8 Kapitel, in denen fast *gar nichts* passiert (außer: "Möchten Sie Tee?"), außer dass Sophie und Hunter sich jetzt duzen und die spannendste Frage bisher ist, wann die beiden endlich in der Kiste landen.

Lieblingssatz: "Offenbar war Sophie der Typ Frau, dem das Alter nicht viel anhaben konnte." Das macht 5 Euro für die Chauvikasse.

Damit wir uns nicht missverstehen: "Verwesung" ist sauber, aber eben unambitioniert erzählt, genau wie "GZSZ" saubere, aber unambitionierte Unterhaltung ist. Das meine ich mit den "Standardsituationen" und dem Herumgeschiebe von Figuren. Es ist im Grund egal, ob das hier ein David Hunter-Roman ist oder ein Roman irgendeines anderen Autors. Die Erzählung kann man "unaufgeregt" oder "angenehm entschleunigt" nennen, wenn man das Wort "langweilig" vermeiden möchte: Da wird jede Tür auch geschlossen, wenn sie geöffnet wurde, da wird jedes Wagen auch erst angelassen, ehe man losfährt: dieses ewige und-dann-und-dann wirkt entweder entspannend oder ermüdend. Auf jeden Fall ist es ausgezeichnet für die Leser, die im Zug oder der Straßenbahn lesen, weil man immer genau weiß, wie und wo die Szene gerade ist.

Was mir noch an diesem Hunter aufgefallen ist: er ist irgendwie weibisch, pardon: frauenaffin, weil er uns Lesern immer erklärt wie er sich gerade fühlt (bzw er behauptet, das seien seine Gefühle: Schrecken, Angst, Müdigkeit etc) und er auch immer erklärt, was er für seine aktuellen Gesprächspartner fühlt: Sympathie oder Antipathie. Das ist die typische Masche von chick-lit. PS: Ich hab jetzt weitergelesen und siehe da - offenbar wird unser dementer Prof Wainwright eine schöne zweite Leiche.


Simon Beckett:
Verwesung (The calling of the grave)
Deutsch von Andre Hesse
Reinbek: Wunderlich, 2011

Selbstversuch:
Kap 1 bis 7
Kap 8 bis 15
Kap 16 - 23
Kap 24 bis Ende

Selbstversuch
Simon Beckett: Verwesung 1/4

Simon Beckett: Verwesung 1/4
Kap 1 bis 7
Kap 8 bis 15
Kap 16 - 23
Kap 24 bis Ende

Bevor es losgeht, gehts es erstmal mit dem obligatorischen "Prolog" los, ohne den ja heute kein ordentlicher Krimi mehr auskommt.
Also, das Vorspiel, für das Mister Beckett sich echt viel Zeit und Platz nimmt: Wir erleben, was unserem Helden David Hunter vor acht Jahren geschah.
Herausgerissen aus der Idylle seiner Frühstücksmargarine-Werbung verschlug es ihn ins düstere Dartmoor, wo es eine Torfleiche zu identifizieren gilt, die der böse böse Mörder Monk (was für ein Name!) vor Jahren hinterlassen hat. Alles dient hier wohl nur dazu, das Personal in für die weitere Geschichte einigermaßen abwechslungsreich in Stellung zu bringen: David Hunter als Helden, Sophie Keller, die "psychologische Ermittlungsberaterin", natürlich Jerome Monk, der nicht nur als böse-böse-böse beschrieben wird, sondern auch mit allen körperlichen Absonderlichkeiten ausgestattet wird, die wir uns denken können. Grusel. Aber okay - ein Thriller ist kein Pferdebuch. Fachlich wird schließlich der lästige Professor Wainwright als Kontrahent von Hunter ins Feld geführt, der dreist Hunters Erkenntnisse für sich okkupiert. Von der Polizei (schließlich lesen wir einen Krimi!) kommen Detective Chief Superintendent (ich liebe diese Titel!) Simms und sein Stellvertreter Detective Terry Connors aufs Spielfeld, wobei letzterer bei aller Farblosigkeit der Schilderung dennoch ein irgendwie schmieriges Bild hinterlässt. Zu recht, wie wir am Ende des Prologs erkennen müssen.

Was passiert weiter? Man hat jetzt eines der Opfer des inzwischen verurteilten Monk gefunden und geht auf dessen Angebot ein, die Verstecke der beiden noch fehlenden Opfer im Moor zu verraten.
Bei dem Lokaltermin in Moor versucht Monk zu fliehen und kann nur unter Aufbietung aller polizeilichen Kräfte (und Opferung eines Polizeihundes!) wieder eingefangen werden. Was soll das alles? Die Geschichte tut so, als käme sie in Gang, stagniert aber auf weiten Strecken.

Bodycount: Standardsituationen allerorten: Forensiker am Grab, ausgraben von Leichen. Polizeiaktionen, die nicht mehr als Routine sind, werden auch so geschildert.
Aber was vor allem auffällt: Man erfährt nichts über unseren Helden. Und das, obwohl er ein Ich-Erzähler ist - Chapeau für diese Leistung, Mister Beckett. Auch hier wird alles auf Standardsituationen aus Rosamunde-Pilcher-Filmen heruntergebrochen: David liebt seine Frau (logisch), seine Tochter (auch logisch) und seinen Beruf (superlogisch). Wär das Buch ein deutscher Fernsehfilm, würde Hunter garantiert von Veronica Ferres gespielt.

Lieblingssatz bisher: "Aber er wusste auch, dass es mein Problem sein würde und nicht seins."

Simon Beckett:
Verwesung (The calling of the grave)
Deutsch von Andre Hesse
Reinbek: Wunderlich, 2011

Selbstversuch:
Kap 1 bis 7
Kap 8 bis 15
Kap 16 - 23
Kap 24 bis Ende

3.6.13

Vortrag: Die deutsche Krimi-Szene und der Deutsche Krimipreis


Veranstaltungsreihe
Ludwig Maximilians Universität München

Buchwissenschaft
Rossi  Schreiber / Prof. Dr. Christine Haug
Strukturwandel im Literaturbetrieb: der Krimibuchmarkt

Mi 15.6.2013
14-16 Uhr

Vorlesungsreihe mit Gastvorträgen von Experten zu Aspekten des Marktes, z.B.:
gezielte Leseransprache in Blogs und Spezialportalen
Krimi-Events bundesweit
Bestenlisten und der Rezensionsbetrieb
Krimilandschaft deutscher Buchhandel nach 1945
der Deutsche Krimipreis
Autoren, Verlage und Leser: Strategien der Selbstvermarktung
die Rolle der öffentlichen Bibliotheken, besonders für Kinderkrimis
Regionalkrimi, Schwedenkrimi und weitere Spezialitäten

Foto: Reinhard Jahn

5.6.2013
Reinhard Jahn:
Die deutsche Krimi-Szene und der Deutsche Krimipreis
(Teilmanuskript)


Kriminalromane sind derzeit  - das heißt in den letzten zehn, fünfzehn Jahren - sehr erfolgreich geworden. Von der Schmuddel-Unterhaltung aus dem Heftchensektor oder der Alter-Damen-Tüftelei im Agatha-Christie-Stil haben sie sich zu modernen Entertainment-Produkten gewandelt.
Krimis - also grob gesagt Geschichten von Verbrechen und ihrer Aufklärung - sind zuverlässige Quoten- und Auflagenbringer in den elektronischen Medien und im Buch-Geschäft.
Die Kriminalliteratur ist damit eine der wichtigsten Säulen im Entertainment-Bereich,
Aktuell nehmen Kriminalromane (Thriller und Krimis, rubriziert als "Spannung") im Bereich Belletristik des deutschen Buchmarktes 25,9 Prozent ein.
Die größte andere Gruppe in diesem Buchmarkt, der regelmäßig vom Börsenverein des deutschen Buchhandels untersucht wird, ist die "erzählende Literatur" mit 51,8 Prozent, diese beinhaltet ohne weitere Aufgliederung die anderen Umsatzbringer der Genreliteratur:
-Historische Romane,
-Fantasy- und Vampir-Romane, .
-Chick-Lit, Frauen- und Liebesromane
... alles Genres, die in den letzten Jahren dem Krimi  (also der "Spannung") Anteile abgejagt haben.























Quelle: Branchenmonitor Buch Januar 2013

Nur ein Jahr zuvor (2012) etwa betrug der Anteil der "Spannung" an der Warengruppe Belletristik 27,5 Prozent, wiederum davor waren es etwa 28 Prozent. Der Anteil der Kriminalliteratur ist also rückläufig.

Von welchem Markt reden wir also?
Alljährlich erscheinen im deutschen Sprachraum - je nach Zählweise - rund 200 bis 400 Originalausgaben deutschsprachiger Kriminalromane und Thriller. Dazu kommen etwa 800 bis 1000 neue Titel als Übersetzungen aus fremden Sprachen.

Im deutschen Sprachraum gibt es rund 500 bis - großzügig geschätzt - 1000 Autoren, die Krimis in ihren unterschiedlichen Darstellungsformen schreiben, je nachdem, wie man den Begriff des Autors definiert.
In der Autorengruppe DAS SYNDIKAT etwa, in die man nur aufgenommen wird, wenn man einen Kriminalroman in einem "seriösen" Verlag veröffentlicht hat, sind rund 600 Autoren vereinigt. Dazu gibt es noch die Autorengruppe der "Mörderischen Schwestern" mit etwas "weicheren" Aufnahmekriterien, der Gruppe gehören etwa 350 Autorinnen und Krimi-Enthusiastinnen an. Doppelmitgliedschaften mit dem SYNDIKAT sind dabei üblich.

Der "Krimi" ist, wie Verlagslektoren berichten, inzwischen die Einstiegsgattung für Neu- und Jungautoren geworden. Wer früher (vor 20 Jahren etwa) mit dem Schreiben begann, beschäftigte sich mit Lyrik, Kurztexten, autobiografischen Aufarbeitungen oder allgemein belletristischen Texten, also "Gegenwartsliteratur".
Heute ist "der Krimi" oft das erste Großwerk, an dem sich ein Autor versucht.
Gründe dafür sind
-die große Präsenz von Krimis in der Buch- und Medienkultur, die es erleichtert, Genrekonventionen zu erfassen.
-die Genreregeln und ein weitgehend formalisiertes Erzählkonzept: Beides liefert ein gutes Gerüst, ein Gerippe, das der Neuling und Debütant mit eigenem Inhalt füllen kann. Zugleich fördert die Genrekenntnis die Haltung des "Das kann ich auch" bei Neu-Autoren.



Wie schreibt man seinen ersten Krimi.
Der Workflow für den Jung-Autor.
1. Der Weg zum Manuskript

Das schriftstellerische Handwerkszeug kann sich der Neu-Autor außer durch Selbststudium inzwischen durch eine Reihe von Aus- Fort- und Weiterbildungen erwerben. Dass es eine so große Zahl von Angeboten gibt, ist auch ein Indiz für die Abkehr von der Auffassung des "genialischen" Autors oder "Autoren-Genies", das lange Zeit - besonders in der Nachkriegszeit bis hin i die 70er Jahre die Branche beherrschte.
Schreiben - oder sagen wir: erzählen - als erlernbare Fähigkeit.
Es gibt:
a) kommerzielle Aus- und Weiterbildungs-Einrichtungen, die Fernkurse anbieten, mit Schreibübungen und persönlicher Betreuung
b) kommerzielle Aus- und Weiterbildungen von oder in Zusammenarbeit mit Verlegern, Verwertern etc. Etwa die Bastei-Lübbe-Academy, eine verlagseigene "Schriftstellerschule" oder eine "Krimi-Schule", die der Rowohlt-Verlag aktuell aufgelegt hat.
Das Angebot besteht aus einzelnen Kursen zu den verschiedensten Themen - Plot-Entwicklung, Spannungsdramaturgie, Figurenzeichnung etc
Auch Literaturagenturen bieten teilweise Weiterbildungen an.
c) öffentliche Weiterbildungen, unter anderem von Literaturbüros, Bundesakademien etc. Diese Weiterbildungen sind sehr kostengünstig für die Teilnehmer und bieten teilweise auch außerordentlich gute Referenten.
Die Themenangebote dieser Einrichtungen sind weiter gefasst: Verwertungsstrategien, Selbstvermarktung etc...
Dazu gibt es noch das Deutsche Literaturinstitut in Leipzig und diverse Creative Writing Angebote an den Universitäten.
Diese Angebote richten sich primär an "literarische" Autoren und gehen nicht speziell auf das Genre ein.

Neben der Aus- und Weiterbildung bietet sich für den Neuling an, sich in Autorenforen im Internet. Hier und in sozialen Netzwerken wie facebook oder XING kann der Neuling informelle Kontakte knüpfen.

Ein Autor, der auf dem Weg zur Veröffentlichung seines ersten Krimis ist, nimmt neben der Arbeit an seinem Projekt wahrscheinlich eines oder mehrerer Angebote wahr. Alle Angebote versprechen zwar Erfolge, garantieren sie aber nicht. Wichtig ist allerdings, dass der Autor bei den Seminaren den Umgang  mit eigenen und fremden Texten lernt und auch Kontakte zu Referenten und anderen Kursteilnehmern knüpft, mit denn er sich bei Interesse vernetzen kann. Dieser Vernetzung ist ein wichtiger Grundstein für eine erfolgreiche Autorentätigkeit

Erste Erfolgserlebnisse in Form von Veröffentlichungen kann der angehende Autor mit Kurzgeschichten (Stories) sammeln. Es erschienen - gerade jetzt zahlreiche, meist thematisch orientierte Krimi-Anthologien. Einladungen bzw Informationen dazu findet man in Autorenforen. Auch "Blindbewerbungen" bei Verlagen oder Herausgebern können erfolgreich sein. Das wichtigste Info-Instrument in diesem Bereich ist der Newsletter von Sandra Uschtrin, in dem auf laufende Preis-Ausschreibungen hingewiesen wird. Der Newsletter ist die zentrale Info-Quelle.

Mit dem Manuskript seines ersten Buches wird sich der Autor bald an die Öffentlichkeit wenden. Er hat hier noch die Möglichkeit, seinen Text zu optimieren, also verkaufsbereit zu machen, in dem er
- ein Lektorat hinzukauft, das aus verschiedenen Modulen bestehen kann
-Prüfung von Story, Plot, Figurenkonstellation und Spannungsbögen
-stilistische und sprachliche Überarbeitung
-Schlussredaktion: Prüfung auf Rechtschreibung und Zeichensetzungen, Faktenchecks
All dies wird von Freelancern, die in der Branche arbeiten, zu verschiedenen Preisen angeboten.

2. Der Weg zum Buch
Mit seinem ersten (oder zweiten) Krimi-Manuskript begibt sich der Autor auf die Sache nach einem Verlag. Oder besser gesagt: nach Öffentlichkeit. Wo früher einzig und allein der Papierverlag, also der klassische Verlag als Ansprechpartner zur Verfügung stand (bzw eine schwer zu überspringende Hürde darstellte), kann der Autor heute bereits auf zwei Möglichkeiten zurückgreifen:
a) den klassischen (Papier-)Verlag
b) das Selfpublishing, die "Eigenveröffentlichung", vorzugsweise die digitale Eigenveröffentlichung

Auf das Selfpublishing wird noch einzugehen sein - wenden wir uns erst einmal dem "klassischen" Papierpublishing zu. Der Weg zu einem Verlag, der ein Buch in sein Programm aufnimmt, es druckt, vertreibt und bewirbt, führt entweder über
-die direkte Einsendung an einen Verlag
oder
-über einen Literatur-Agenten / eine Literatur-Agentur, die das Manuskript an einen Verlag vermittelt.
Es kursieren nach halbwegs zuverlässigen Schätzungen derzeit - oder immer - cirka 5000 unveröffentlichte Manuskripte im deutschen Sprachraum. So jedenfalls die Zahl der unverlangten Einsendungen bei einem Konzernverlag (Droemer). Man kann davon ausgehen, dass *jeder* ernstzunehmende große Verlag pro Jahr zwischen 3000 und 5000 unverlangte Texte angeboten bekommt. 99 Prozent davon werden aus den verschiedensten Gründen abgelehnt.

Viele Verlage arbeiten - aus Kostengründen - mit Literatur-Agenturen zusammen, die aus genauer Kenntnis der Verlagsprofile und der Kenntnis der Autorenszene zielgerichtete Angebote machen können. Der erste Gatekeeper auf dem Weg zur Verlagsveröffentlichung ist also der Literatur-Agent.
Bis in die achtziger Jahre hinein konnte man die einflussreichen, großen und seriösen Agenturen im deutsche Sprachraum an den Fingern beider Hände abzählen. Im Zuge der Verlagskonzentration und des tiefgreifendes Wandels der Buchbranche traten immer mehr Agenturen auf den Plan: große und kleine, spezialisierte und Allrounder, medienspezifische und auch "Schein-" oder Küchentisch-Agenturen.

Bei einem Agenten (und auch bei eine Verlag) bewirbt man sich mit dem klassischen Angebotspaket:
-Expose des Romans
-Stilprobe 30 bis 50 Seiten
-Vita

Der Agent kann aufgrund dieses Materials einschätzen, inwieweit er den Text vertreten kann - also inwieweit er ihn erfolgreich vermitteln und seine Provision kassieren kann. Ein Agent wird auch immer - über den Text hinaus - den Autor und dessen Persönlichkeit anscheuen (oder prüfen): Inwieweit bietet die Autorenpersönlichkeit Möglichkeiten zur Vermarktung: das Alter, das Aussehen, Talkshowtauglichkeit oder Vortragsfähigkeit werden zumindest kursorisch beleuchtet.
Der Agentur-Vertrag, den der Autor schließlich abschließt, kann entweder ein reiner Handschlagvertrag sein oder ein umfangreiches Papier - es richtet sich nach dem Angebot, bzw der Praxis der Agentur und den Vorstellungen und dem Vertrauen des Autors.
In der Regel übernimmt der Agent die Vertretung und Verwertung des Manuskriptes uns kassiert dafür zwischen 15 und 20 Prozent aller erlösten Honorare. Das Inkasso führt er entweder selbst durch oder er stellt dem Autor seinen Anteil in Rechnung.
Eine wichtige Regel lautet: Ein Agent nimmt *niemals* vorab Gebühren. Er kassiert *nur* im Nachhinein auf Erfolgshonorarbasis.
Nebenbei: Gleiches gilt für einen Verlagsvertrag. Ein Verlag nimmt *niemals* vorab Geld für die Veröffentlichung eines Buches. Er nimmt auch später kein Geld, sondern *bezahlt* dem Autor ein Honorar.
Alle anderen Geschäftsmodelle sind nicht branchenüblich und sollten äußerst kritisch betrachtet werden.

2.1 Vom Agenten zum Verlag
Je nach Betreuungsumfang und -Notwendigkeit wird der Agent das Manuskript des Krimis prüfen, ggfalls überarbeiten lassen (durch den Autor) und es dann angebotsfertig machen.
Dann wird er den Krimi - bei einem Erstling/Debütanten nahezu verpflichtend - das Gesamtmanuskript bei Verlagen anbieten, bei denen er auf Interesse an dem Stoff/dem Autor hofft. Als Branchenkenner weiß ein Agent in der Regel besser und früher, welche Stoffe und/oder Themen von Verlagen "gesucht" werden.

Trifft er bei einem Verlag auf Interesse, wird der Agent zwischen Verlag und Autor vermitteln und den Abschluss eines Verlagsvertrages in die Wege leiten. Dieser Vertrag besteht derzeit meist nicht mehr - wie früher - aus einer generellen und großzügigen Rechteeinräumung, sondern aus einer genau und teilweise kleinteilig beschriebenen Einräumung von Verwertungsrechten, die dem Verlag vom Autor gegen eine Honorarzahlung eingeräumt werden.

Hat ein Autor durch direkte Einsendung bei einem Verlag dessen Interesse erregt, wird er direkt mit dem Verlag überall das verhandeln und einen entsprechenden Vertrag abschließen.

Im Verlag wird sodann sowohl am Text des Buches gearbeitet (Lektorat, oft durch hinzugekaufte "freie Lektoren"), als auch das Marketing- und Vertriebskonzept ausgearbeitet, mit dem der Titel in den Markt gebracht werden soll.
Dazu gehören:
-Titelfindung
-Covergestaltung
-Klappen- und Werbetexte
-Ausstattung generell
-Festlegung der Zielgruppen
-Startauflage
-Gestaltung und Verteilung der Werbemaßnahmen.

Das Potential, das ein verlag in seinem Titel seines Programms vermutet, spiegelt sich in der Regel im Umfang wieder, in dem der Titel im Verlagsprogramm (Katalog) präsentiert wird: vom eignen Sonderprospekt über sechs, vier und zwei Seiten im Katalog bis hin zur "Normalseite", der ein- bzw halbseitigen Präsentation reicht das Spektrum.
Analog dazu wird der Titel möglicherweise bei der Vertreterversammlung des Verlags vorgestellt, und über Vorab hergestellte und verschickte Leseexemplare beim Buchhandel bekanntgemacht, bzw bereits beworben.

2.2. Zwischenfrage: Und was verdient der Autor?

Mit dem Abschluss des Verlegvertrages hat der Autor in der Regel auch eine Honorarsumme zugesagt bekommen, die sogenannte "Garantie". Das "Garantiehonorar" ist ein nicht rückzahlbarer, aber verrechenbarer Abschlag auf die erwarteten Stückzahlbezogene Honorare, die mit dem Titel erzielt werden.
Die Garantie wird in zwei oder maximal drei Tranchen fällig: bei Vertragsabschluß und Manuskriptabnahme, bzw Abschluss, Abnahme, Erscheinen.
Für den Krimi-Erstling, um den es hier geht, wird der Autor bei einem kleineren Verlag für eine Taschenbuch-Ausgabe oder eine broschierte Ausgabe zwischen 1000 und maximal 3000 Euro erhalten, bei einer Erstauflage von cirka 3000 Exemplaren. Im Vertrag wird ein stückzahlbezogenes Honorar i.d.R. von 7 bis 10 Prozent vom Nettowarenwert für jedes verkaufte Exemplar vereinbart.
Startet der Verlag das Buch als Hardcover und womöglich noch als "Spitzentitel" seines Programms, sind Garantiezahlungen im mittleren bis oberen fünfstelligen Bereich üblich - womit in der Regel dann aber auch schon Taschenausgaben - meist im konzerneignen Taschenbuchverlag - abgegolten sind.

Zur Bindung des Autors an den Verlag, bzw zur "Entwicklung" des Autors kann dem Autor auch ein Zwei, bzw Dreibuch-Vertrag angeboten werden - das heißt die Zusage, einen zweiten (und dritten) Titel zu veröffentlichen und dafür bereits jetzt ein Vorschusshonorar zu bezahlen. Hier kann man sich dann schon in sechsstelligen Zahlen bewegen.

3. Und wie ist das mit dem Selfpublishing?
Aufgrund der neuesten technischen Entwicklung besteht derzeit auch für Autoren die Möglichkeit, ohne Zwischenschaltung eines Verlages sein Buch direkt in den Markt zu bringen - und zwar sowohl in gedruckte, als auch in digitaler Form.
Die erste Schwelle - der Zugang zum gedruckten Markt - fiel mit der Entwicklung des Print-on-Demand-Verfahrens, das sich archetypisch im Angebot des Hersteller BoD in  Norderstedt bei Hamburg manifestiert.
Der Autor hat die Möglichkeit, mit den digitalen Daten seines Buches dort auf Bestellung Druckexemplare seines Buches herstellen zu lassen. Als "Verlags-" oder "Vertriebs-"Leistung bietet BoD einige marginale organisatorische und logistische Dienstleistungen an - wie etwa die Vergabe einer ISBN-Nummer für den Titel und den Vertrieb der Titel über den Buchhandel und die dazugehörige Abrechnung.

Die aktuellste Form des Selfpublishing ist die Erstellung und der Vertrieb einer E-Book-Version des Titels. Hier kann der Autor mit den digitalen Daten seines Titels entweder bei einem Publisher wie amazon kindle oder neobooks eine E-Book-Ausgabe erstellen und vertreiben lassen - oder er betreibt selbst (gegebenenfalls mit Hilfe von Dienstleistern) die Herstellung eines E-Books in den verschiedenen Formaten und liefert sie selbst bei den zahlreichen Shops und Vertriebsplattformen ein (bzw lässt die durch einen Dienstleister regeln).
Der wesentlichste Aspekt beim Selfpublishing - sowohl bei Print on Demand als auch bei E-Book-Publishing - ist die Werbe- und Publicity-Arbeit, die der Autor für seinen Titel in den entsprechenden Kanälen (Blogs, Soziale Netzwerke, Foren etc) betreibt, um den Absatz seines Titels zu fördern.
Je nach Verwertungsstrategie und -schiene bekommt der selbstpublizierende Autor zwischen 30 und 70 Prozent der jeweiligen Verkaufspreise. Wobei aber nicht vergessen werden darf, dass die Preise original-veröffentlichter E-Books (E-Books ohne korrespondierende Papierausgabe) in der Regel 50 bis 60 Prozent billiger sind als E-Books zu Verlagsbüchern, die der Preisbindung unterworfen sind.


Der Vortragsteil zum deutschen Krimi Preis wird nicht veröffentlicht


2.6.13

Sherlock in Love

Sherlock - Ein Skandal in Belgravia
 (A Scandal in Belgravia)
BBC 2011, 90 Min
Drehbuch: Steven Moffat
Regie: Paul McGuigan

Sherlock in love - aber  ohne  Zugangscode. Niemals ist in einem Film so spannend und so intelligent nach einem Passwort gesucht worden. Denn das Handy der Lady ist gesichert. Und wie! Selten hat man auch einen so starken ersten Auftritt einer Figur gesehen. Sherlocks first date mit  Irene Adler (Lara Pulver) hat Kult-Potential und wird  von der Fanbase dutzendfach bei Youtube bearbeitet, wiederholt, weiterphantasiert.



Überhaupt steigt die erste Episode in die zweite dreiteiligen "Sherlock"-Staffel stark ein - und dann steigern sich die Filme bis zum abschließenden "Reichenbachfall", der mit einem Cliffhanger endet, der es spielend mit Klassikern wie der letzten Episode von "Auf der Flucht" oder der legendären "Dallas"-Dusche aufnehmen kann.

Aber  heute zunächst einmal: Sherlock und Irene Adler. Was für eine Kombination. The Brain and the Body in einer genial verrätselten Story, die dem Meister mehr als einmal einen großen Auftritt als großes Kombinierer gibt. Nur die Lady kann er nicht entschlüsseln.
"Sherlock" ist in der zweiten Staffel noch besser  geworden, verspielter auf der einen Seite, aber auch konzentrierter beim Zugriff auf die jeweilige Geschichte. Und man spürt in jeder Szene die Spielfreude von Autoren,  Regie und Darstellern, von denen alle ihr bestes geben - damit am Ende allerbestes Fernsehen herauskommt., wie man es seit "Crackers" oder "Prime Suspect" nicht mehr gesehen hat.