18.2.13

Doppelt gekillt hält besser
Krimi-Autorenteams

 



 

Die telefonische Mord(s)beratung

Mord im Doppelpack: Krimis vom Autorenteams
Raymond Chandler meinte noch "Schreiben ist ein einsames Geschäft". Das Gegenteil  beweisen erfolgreiche Autorenteams wie die skandinavische Krimilegende Sjöwall/Wahlöö oder die Allgäuer Volker Klüpfel und Michael Kobr. Sebastian Fitzek suchte sich einen Rechtsmediziner als Co-Autor, hinter dem amerikanischen Autorennamen "P.J. Tracy" stecken Mutter und Tochter. Warum arbeiten Autoren zusammen, wie machen sie es und schreibt so ein Krimi-Doppel auch wirklich spannender? Das Expertentrio Ulrich Noller (KrimiZeit-Bestenliste), Reinhard Jahn (Bochumer Krimiarchiv) und Ingrid Müller-Münch (Journalistin) begibt sich live vor Publikum im Stuniken-Haus in Hamm auf die Spur der Krimi-Duos. Und berät selbstverständlich wieder alle Anrufer und beantwortet E-Mail-Anfragen mit Ihren Ermittlungsaufträgen.
Hörerinnen und Hörer können sich unter der kostenfreien Telefonnummer 0800- xxxxx an der Sendung beteiligen.
E-Mail an: mordsberatung@wdr.de
Moderation: Thomas Hackenberg
Redaktion: Petra Brandl-Kirsch
Veranstaltungsinformationen
Live aus dem Stuniken-Club, Antonistraße 10, 59065 Hamm
Karten: 8,00 € (VVK und AK)
VVK: Zentralbibliothek Hamm, Platz der Deutschen Einheit 1, 59065 Hamm

 FACTSHEET zum Sendungsthema

 Doppelt gekillt hält besser  - Krimi-Autorenteams

Schreiben ist ist ein einsames Geschäft  -. wenn man's alleine macht.
Aber man kann es auch zu zweit, oder sogar auch zu dritt machen. Gerade beim Krimi gibt es auffällig viele Autorenteams.

Die Fakten bitte

Warum arbeitet man zusammen?

Erstens:
Weil man nicht gern allein schreibt, bwz beim Schreiben auch Hilfe und Unterstützung braucht.
Die "Alleinautorenschaft" eines Buches ist ohnehin schon immer eine Fiktion gewesen. Neben der grundlegenden Kreativarbeit des "Autors" gibt es die unterstützenden Arbeiten von "Gegenlesen", "Lektorat", "Korrekturlesen" und andere, die von unterschiedlichen Personen am Text erbracht werden.
In der Vorbereitung und in der Phase der Textentstehung sind es oft Lebenspartner, Freunde und /oder Familienangehörige, mit denen der Autor im Austausch steht, um sich selbst und seine Arbeit zu kontrollieren und zu optimieren, teilweise auch um sich selbst zur Arbeit zu motivieren.
Diese "Mit-Autorenschaften" blieben und bleiben in der Regel unerwähnt - bzw sie werden lediglich in "Danksagungen" oder ähnlichen Vor- und Nachsprüchen zum Text kreditiert.
Dass solche Mit-Autoren ab einer bestimmten Qualität ihrer Mitarbeit ebenfalls auf dem Titelblatt genannt und als Autor in den Katalogen geführt werden, ist eine Anerkennung ihrer Leistung.

Zweitens:
Weil ein Partner die eigenen Fähigkeiten ergänzt / oder sie gleichen Fähigkeiten hat.
Besonders bei Zweier-Teams gibt es oft die klassische Ergänzung von Fähigkeiten - wenn der "Planer" einen "Schreiber" findet, oder wenn ein Journalist für die faktischen Grundlagen sorgt und ein Schreiber für die literarische Ausführung. Beziehungsweise ein Theatermann oder ein Schauspieler mit einem eher dramaturgisch (also planerisch) begabten Kollegn zusammenarbeitet.
Selbstverständlich ist es auch möglich, dass beide Mitglieder eines Teams über gleiche Fähigkeiten verfügen und auf dieser Basis zu einer Zusammenarbeit zusammenfinden: in der Übereinstimmung der Vision des Romans, den sie schaffen wollen.

Drittens:

Weil sehr viel zu schreiben ist! Die kollektive Autorenschaft von Kunstwerken ist besonders bei den elektronischen Medien - speziell beim Film und beim Fernsehen - verbreitet und verbreitet sich immer weiter.
Es geht dabei um die Herstellung von Text- und Drehvorlagen für serielle Unterhaltungsformate, die allein schon wegen ihres Umfanges nicht von einem Alleinautor zu realisieren sind. So arbeiten etwa an den Drehbüchern von Daily Soaps mehrere Teams arbeitsteilig zusammen. Auch für die Arbeit an Groß-Roman-Texten wie etwa der Heftroman-Serie "Perry Rhodan" oder im begrenzten Maße auch an den "Jerry Cotton" Heftromanen sind mehrere, bzw zahlreiche Autoren notwendig, um eine beständige Textproduktion nach einem vorgegebenen Standard (inhaltlich und formal) zu gewährleisten.

Wer arbeitet zusammen?

Entweder Menschen mit gleichen Talenten (Autoren, Drehbuchautoren, Journalisten) oder Menschen, deren Talente sich ergänzen: die Lyrikerin und der Journalist, der Drehbuchautor mit dem Schauspieler.
Die meisten Teams arbeiten auf kollegialer, professioneller Basis zusammen und haben keine über Freundschaft hinausgehende  Beziehung.
Familien-Teams (Mutter-Tochter, Mutter-Stiefsohn) oder Lebenspartner-Teams sind seltener als man denkt.

 

Und jetzt: Die Namen bitte!

Erstens: 
Internationale (nicht deutschsprachige) Autorenteams
1. Ellery Queen
2. Boileau-Narcejac
3. Fruttero & Lucentini
4. Maj Sjöwall und Per Wahlöö
5. Michael Hjorth & Hans Rosenfeldt
6. P.J. Tracy
7. außer Konkurrenz: James Patterson
Alles über diese Teams hier im Spezialdossier INTERNATIONAL

Zweitens: 
Deutschsprachige Teams
1. Klugmann / Matthews
2. Karola Hagemann und Ilka Stitz (Malachy Hyde)
3.Klüpfel/Kobr
4. Bohnet und Pleitgen
5. Thomas Hoeps und Jac. Toes
6. Birkefeld Hachmeister
7. Sebastian Fitzek und Michael Tsokos
8. Das Autorentrio: Leenders / Bay / Leenders
Alles über diese Teams hier im Spezialdossier DEUTSCH

Sonderfälle:
Ketten-Romane / Multiautoren-Romane / Round Robins
1. Agatha Christie, Dorothy Sayers und die Mitglieder des britischen "Detection Clubs:
Die letzte Fahrt des Admirals (The Floating Admiral, 1931)
2. Ingrid Noll, Doris Gercke, Gisbert Haefs u.a.
Gipfeltreffen  - in Multiautorenkrimi von 12 Autoren (2000)
3. H.P. Karr, Horst Eckert, Silvia Kaffke u.a.
Hotel Terminus -  Ein Story-Roman mit elf Autoren (von H.P. Karr, 2005)
4. Dr. Tanja Kinkel, Oliver Pötzsch, Martina Andrè, Peter Prange etc
Die vierte Zeugin
alles über diese Spezialfälle im Spezialdossier KETTENROMANE

17.2.13

Krimi-Autorenteams - Kettenromane

Spezialdossier Kettenromane


Was ist das?
Ein Multiautoren-Roman, auch "Ketten-Roman" genannt, bzw im angelsächsischen Bereich "Round Robin" ist eine Romanerzählung, der kapitelweise nacheinander von verschiedenen Autoren geschrieben wird, wobei jeder Autor mit seinem Kapitel sowohl logisch als auch stilistisch an die Kapitel seiner Vorgänger anschließen sollte. Das kann man entweder ernsthaft betreiben (wie die Autoren der historischen Kettenromane im deutschen Bereich) oder man kann es als literarisches Spiel zum Amüsement für Spezialisten betrachten, wie es die meisten Kettenromane tun.

Bekanntestes Beispiel im Krimi-Bereich:

Agatha Christie, Dorothy Sayers und die Mitglieder des britischen "Detection Clubs:
Die letzte Fahrt des Admirals (The Floating Admiral, 1931)

In diesem Roman fanden sich die Mitglieder des britischen Detection Club zusammen, um eine Kriminalgeschichte zu schrieben, die en Regeln des "Goldenen Zeitalters" entsprach - also einen komplizierten Kriminalfall erzählte, der absolut logsich und nachvollziehbar aufgeklärt werden konnte. Dazu traten in den einzelnen Kapiteln auch die "Helden" der einzelnen Mitarutoren auf.

Alles über den Roman hier
http://en.wikipedia.org/wiki/The_Floating_Admiral




Etwa 70 Jahre später versuchten deutsche Autoren - darunter Jürgen Ebertowski, Jan Eik, Jürgen Alberts, Horst Bosetzky - sich an einer Hommage an den "Admirals"-Roman, mit ihrem Projekt "Die allerletzte Fahrt des Admirals"
Alles über diesen Roman hier
http://www.luise-berlin.de/lesezei/blz99_07/text39.htm








Deutsche Romane:
Ingrid Noll, Doris Gercke, Gisbert Haefs u.a.
Gipfeltreffen  - in Multiautorenkrimi von 12 Autoren (2000)

Alle Autoren dieses Romans sind mit dem Friedrich Glauser Preis oder einem anderen Krimi-Preis ausgezeichnet.

Alles über diesen Roman hier
http://www.krimi-forum.net/Datenbank/Titel/ft000771.html

 










H.P. Karr, Horst Eckert, Silvia Kaffke u.a.
Hotel Terminus -  Ein Story-Roman mit elf Autoren (von H.P. Karr, 2005)

Ein besonderer Kettenroman: Es gibt eine Rahmenhandlung und einen gemeinsamen Schauplatz für alle Geschichten. Alles findet im Hotel Terminus, einem etwas heruntergekommenen Hotel in Cityrandlage einer deutschen Großstadt statt. Das Hotelpersonal - Portier, Hausdame und Barkeeper - wurden als feste Charaktere von der "Romanregie" gesetzt. In die einzelnen Zimmer zogen dann die teilnehmenden Autoren des Romans mit ihren stories ein, die zumindest zum Teil ind em Hotel spielen mussten. So ist das Hotel terminus eine Mischung aus Anthologie und Kettenroman
Details zum Roman hier
http://terminus-der-roman.blogspot.com




Im Genre des historischen Romans gibt es mehrere Multi-Autorenromane (die sich häufig um einen Gegenstand drehen, dessen Weg durch die Jahrhunderte verfolgt wird)

Dr. Tanja Kinkel, Oliver Pötzsch, Martina Andrè, Petr Prange etc
Die vierte Zeugin


Interview zu "Die vierte Zeugin" (Auszug)
Quo Vadis: Ein historischer Kriminalfall, zwölf Autoren, zwölf Protagonisten: Mit „Die vierte Zeugin" habt ihr ein ehrgeiziges Projekt aus der Taufe gehoben. Wie habt ihr euch darauf vorbereitet?

Heike Koschyk, Alf Leue: Wir haben analysiert, was bei den vorangegangenen Romanen dieser Reihe gut und was nicht so gut gelaufen ist. Beispielsweise wurde von den Lesern kritisiert, dass die Beiträge durch stilistische Brüche innerhalb einer integrierten Romanhandlung zu zerrissen wirkten. Da dies aber bei zwölf Autoren nicht ausbleibt, sondern eine logische Konsequenz zwölf verschiedener Stile ist, haben wir uns für einen Perspektivenromans entschieden. Dafür haben wir ein sehr umfangreiches Projektexposé entwickelt, in dem Figurenbeschreibungen, historische Hintergründe, detaillierte Karten, der Plot und sogar ein Storyboard Einzug gefunden haben. Dieses wurde auf einem eigens für die Autoren eingerichteten Server bereitgestellt und nach jedem Beitrag aktualisiert. So wollten wir gewährleisten, dass der Plot trotz größtmöglicher stilistischer Freiheit der Autoren im Ganzen stimmig bleibt.
Zitatquelle und Komplettinterview
http://www.autorenkreis-quovadis.de/archives/5532


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Krimi-Autorenteams - Deutsche Autorenteams

Spezialdossier Deutsche Autorenteams

Klugmann / Mathews

Norbert Klugmann (*1951) und Peter Mathews (*1953), Journalist und Autor (Klugmann) und Verlagsmensch und PR-Mann (Mathews) schrieben eine sehr erfolgreich komische Krimiserie im Hamburger Milieu
Nach der Aussage in einem Interview konnte keiner von ihnen schreiben, wenn der andere im Raum war. Es wurde also getrennt geschrieben, die Texte wurden getauscht, redigiert und weitergeschrieben.
Deshalb gibt es wahrscheinlich auch kein Foto, auf dem sie gemeinsam zu sehen sind. Klugmann: links, Mathews: rechts




Karola Hagemann (*1961) und Ilka Stitz (*1960)

Ein Autorinnenduo, das gemeinsam historische Krimis schreibt, teilweise unter dem Pseudonym "Malachy Hyde".
Über die Arbeit sagen sie im Interview:

Buechertitel.de: Wie muss man sich die Arbeit eines Autorenteams vorstellen? Wer ist für was zuständig?

Stitz: Vor dem Schreiben am ersten Buch ein jeder Reihe entwickelten wir die Hauptpersonen gemeinsam, statteten sie mit bestimmten Charaktereigenschaften aus, erdachten Lebensläufe für sie. Danach überlegten wir uns die eigentliche Geschichte. Im Laufe des Schreibens kommen dann natürlich noch weitere Details hinzu. Die Personen wachsen mit jedem Buch. Seither setzen wir uns zu Beginn eines jeden neuen Romans zusammen und entwickeln die Handlung gemeinsam.

Hagemann: Spezielle Zuständigkeiten hat keine von uns. Wir schreiben szenenweise, das hat den Vorteil, dass wir uns gegenseitig motivieren, weiterzumachen, dass wir Ideen diskutieren und entweder weiterverfolgen oder auch verwerfen können. Am Ende wird das Ganze natürlich noch angeglichen und überarbeitet - das ist ein gutes Stück Arbeit bei zwei Autorinnen.
http://www.buechertitel.de/interview-mit-dem-autorenteam-karola-hagemann-und-ilka-stitz.html


Volker Klüpfel (*1971)und Michael Kobr (*1973)

Ein Journalist und ein Lehrer aus dem Allgäu erfanden den kauzigen Kommissar Kluftinger.
Die Lesungs-Auftritte von Klüpfel und Kobr haben ihre ganz eigene Qualität
Das Idealbeispiel fü den Fall das szu einem schriftstellerischen Talent auch noch ein komisches Bühnentalent kommt.


Über die Zusammenarbeit sagen sie:
Volker, Wie sieht die Zusammenarbeit mit Ihrem Kollegen Michael Kobr eigentlich genau aus?

Volker: Wir besprechen gemeinsam, schreiben getrennt, streiten uns dann um die Endversion und versöhnen uns möglichst schnell wieder.

Sie streiten also auch mal so richtig?

Michael: Wir streiten gern und viel über den Verlauf der Geschichte. Aber das ist auch gut so – dann wandern schwache Ideen umgehend im Papierkorb.
Zitatquelle und Komplettinterview:
http://nachgebloggt.de/2011/05/30/interview-volker-klupfel-michael-kobr-kluftinger-erblickte-auf-einer-langen-autofahrt-aus-langeweile-das-licht-der-welt/

 

Bohnet und Pleitgen

Ein Mutter-Sohn-Team aus der Schauspielerin und Autorin  Ann-Monika Pleitgen (*1941) und ihrem Sohn, dem Physiker Ilja Bohnet (*1967).
Auf die Frage, wie sie schreiben:
Bohnet-Pleitgen:
Jeder vor seinem Laptop. Im Schneeballsystem. Jede/r überarbeitet immer wieder das, was der/die andere geschrieben hat, bis der Stil vollkommen einheitlich wird. Am Ende eines Buches ist es für uns schwierig zu sagen, wer genau eigentlich was geschrieben hat.
Zitatquelle: http://www.bokas.de/befragungbohnet-pleitgen.html


Thomas Hoeps und Jac. Toes

ist ein deutsch (Hoeps, hinten) niederländisches (Toes, vorn), das sogar zweisprachig schreibt. Die niederländischen Passagen werden dann von einer Übersetzerin ins Deutsche übersetzt.
http://hoeps.wordpress.com/

Und ihr Roman "Höchstgebot" wurde bereits in der Mordsbeartung vorgestellt

 

 

 

 

 

Birkefeld Hachmeister

alias Richard Birkefeld und Göran Hachmeister
schrieben zwei historische Krimis

 

 

 

 

 

 

 

 

Sebastian Fitzek und Michael Tsokos

Bestsellerautor (Fitzek, rechts) und Rechtsmediziner (Tsokos, links) schrieben gemeinsam einen Thriller.
"Abgeschnitten"









Ein deutsches Autorentrio:

Leenders / Bay / Leenders

in ganzer Länge: Hiltrud Leenders (*1955) und Dr. Artur Leenders (*1954), sowie Michael Bay (*1955).
Wobei Hiltrud Leenders die "Autorin" ist, ihr Mann Artur ist Chirurg und Michael Bay ist Diplom-Psychologe - er arbeitet in der forensischen Psychiatrie. Von ihne stammt - so weit man weiß - jewiels die Plot-Konstruktion und das Fachwissen zu einzelnenen Bereichen.
Sie schreiben seit 1992 Niederrhein-Krimis um das Ermittlerteam der Kripo Kleve unter der Leitung von Kommissar Toppe.


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Krimi-Autorenteams - Internationale Autorenteams



Spezialdossier Internationale Autorenteams

 

 Ellery Queen


Das waren die  Cousins Frederick Dannay (1905  - 1982) und Manfred Bennington Lee (1905 -1971) die gemeinsam unter ELLERY QUEEN veröffentlichten, wobei "Ellery Queen" zugleich der Held ihrer Romane war. Der fiktive Ellery Queen ist der Sohn von Inspektor Richard Queen, durch dessen Vermittlung er häufig an seine Fälle kommt.
(Eine ähnlich absurde Konstruktion gibt es aktuell in der TV-Serie "Castle" mit den  damit zusammennhängenen Romanen)
Mit zunehmendem Erfolg erweiterten "Ellery Queen" im Lauf der Jahre ihr Team, indem sie gemeinsam mit dem Verlag weitere Autoren zum Schreiben von "Ellery Queen"-Stoffen heranzogen, also eine erfolgreiche "Serialisierung" betrieben.
Mehr dazu hier
http://queen.spaceports.com/Whodunit_5.html

 

Boileau-Narcejac

Der Sozialarbeiter und Autor Pierre Boileau (1906-1989) und der Literaturprofessor Thomas Narcejac (1908-1998) waren die Meister des  französischen Psycho-Thrillers. Sie veröffentlichten zwischen 1951 und 1992 mehr als zwei Dutzend Romane, von denen die meisten verfilmt wurde - u.a. vom Alfred Hitchcock ("Vertigo").
Nach den wenigen überlieferten Statements zu ihrer Arbeit war Narcejac der "Planer" des Teams, der für Plot und Handlung zuständig war, während Boileau der "Schreiber" war, der die Pläne ausführte.
Mehr dazu hier:
http://claudialucia-malibrairie.blogspot.de/2013/02/un-livre-un-film-boileau-narcejac-les.html

 

Fruttero & Lucentini

waren die beiden italienischen Schriftsteller Carlo Fruttero (1926–2012) und Franco Lucentini (1920–2002), die zwischen 1972 und 1992 eine Reihe von Romanen, darunter auch Krimis veröffentlichten. Bekanntester Roman war "Die Sonntagsfrau"
Mehr zu den beiden hier:
http://www.girodivite.it/antenati/xx3sec/_fruttero_lucentini.htm

 

 

 

 Maj Sjöwall (*1935) und Per Wahlöö (1926-1975)

Die Erfinder des Schwedenkrimis - sie Lyrikerin und er politischer Journalist, schrieben zwischen 1965 und 1975 die zehn Martin Beck-Romane.
Nach ihren Beobachtungen dauerte die Arbeit an einem Roman zwei Jahre - so lange wie der Bau eines Tankers auf der Werft, auf die sie von ihren Schreibtischen bei der Arbeit schauten. (Anmerkung: Da die zehn Beck-Romane innerhalb von zehn Jahren erschienen, kann die Arbeit an einem Roman rein recvhnerisch nur ein Jahr gedauert haben.) Die regelmäßige Arbeit der Werftarbeiter motivierte sie bei ihrer Autorentätigkeit. Nach ihren Aussagen schrieben sie kapitelweise, wobei jeder nach dem vorab gefassten Handlungsplan die Story weitertreibt.
Alles über die Martin Beck-Romane: hier

 

Michael Hjorth & Hans Rosenfeldt

Sie sind TV-Produzent und Drehbuchautor und Hörfunkmoderator und Schauspieler (Rosenfeldt)
Sie entwickelten den frauenjagenden Kriminalpsychologen Sebastian Bergmann und schrieben "Der Mann, der kein Mörder war" und "Die Frauen, die er kannte"

 

 

 

 

 

P.J. Tracy

sind Mutter und Tochter: Mutter Patricia Jean Lambrecht (* 1947) und ihrer Traci TeAmo Lambrecht (* 1967). Veröffentlichten seit 2007 mehr als ein halbes Dutzend Krimis/Thriller.
Mehr dazu:
http://www.hammett-krimis.de/krimi_autoren/autor/6-P-J-_Tracy




Erwähnt werden muss hier natürlich auch:

James Patterson, (*1947) amerikanischer Erfolgsautor

der erklärtermaßen mit Co-Autoren schreibt.
Patterson stammt aus der Werbebranche und hatte seine ersten großen Erfolge mit der Alex Cross Serie - Romane um einen Polizeipsychologen aus der Pageturner-Schule: kurze Szenen, schnelle Schnitte, gradlinige Handlung, Spannungsmomente und Cliffhanger. Sein "Geheimrezept" formuliert er so:
"I’m going to stop writing the parts that people skim"
Er schreibt also die Teile, die der Leser überliest, erst gar nicht. Seine verkaufte Auflage: 100 Millionen (geschätzt),
Er erklärt seine Arbeitsweise, mit der er bis  zu sieben Büchern im Jahr erzeugt so, dass er die Grundgeschichte schreibt und an den Co-Autor gibt, der sie dann ausführt.  Nach den Schilderungen ist Pattersons Methode dem Drebuchschreiben sehr verwandt, bei dem der zu bearbeitende Stoff durch verschiedene Arbeitsschrite (plot, outline, rough draft, first draft etc /deutsch: Exposé, Treatment, Bildertreatment, erste Fassung etc) strukturiert und immer detaillierter ausgearbeitet wird.

Portrait von James Patterson:
http://www.telegraph.co.uk/culture/books/authorinterviews/7052581/James-Patterson-interview.html

Und Wikipedia über Patterson:
http://de.wikipedia.org/wiki/James_Patterson

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14.2.13

Pferde im Film

SPRECHER: "Ein fairer Tausch ist kein Raub", sagte Billy the Kid ganz realistisch, als sein Freund Doc Holliday entdeckt, dass sein junger Mitstreiter ein Verhältnis mit der überaus hübschen Tänzerin Rio angefangen hat, die er in Billys Obhut zurückgelassen hat. Rio - dargestellt von Jane Russell - sorgt in dem Film "The Outlaw" von Howard Hawks für Verwirrung. Warum?

SPRECHERIN: Weil Billy the Kid mit dem "fairen Tausch", von dem er spricht, einfach meint, dass Doc Holliday ja anstelle seiner hübschen Tänzerin Billys Pferd bekommen habe.

SPRECHER: Eine Frau für ein Pferd? Howard Hughes, dem Produzenten von "The Outlaw" gefiel die Idee so gut, dass er Billy the Kids Dialogsatz eigenhändig änderte, und zwar in: "You borrowed from me, I borrowed from you." Was soviel heißt wie: Du hast dir was von mir geliehen und ich mir was von dir."

SPRECHERIN: Die Zensurinstanzen, die seinerzeit - immerhin schrieb man erst 1940 - über die Einhaltung des Production Code wachten, jenes Verbotskataloges, den sich Hollywood unter dem Druck von Frauenverbänden und Hundezüchtern selbst auferlegt hatte, gefiel die ganze Geschichte mit dem geschenkten Gaul und der getauschten Frau überhaupt nicht. "The Outlaw" wurde verboten und kam erst Jahre nach seiner Fertigstellung in die Kinos - und auch das nur in einer sogenannten "entschärften" Fassung.
SPRECHER: Diese, als "Outlaw-Incident" in die Geschichte Hollywoods eingegangene Episode illustriert überdeutlich das gebrochene Verhältnis der Kinomacher zu einer Gruppe von Darstellern, die mehr als manche anderen zum Erfolg der Illusionsindustrie beigetragen haben: den Pferden.

SPRECHERIN: Vor allem im amerikanischsten aller Filmgenres, dem Western, haben Pferde Unvergleichbares geleistet. Angefangen von kleinen Nebenrollen, beispielsweise 1903 in "The Great Train Robbery" von Edwin S. Porter bis hin zu den großartigen Auftritten in den nach ihnen benannten horse-operas, den Pferdeopern, hat das Pferd Hollywood geprägt. Tapfere Stuten. Hengste und Wallache haben in einer Vielzahl von Filmen wahrhaft tragende Rollen gespielt, ohne damit aber jemals ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu dringen und die Aufmerksamkeit zu erringen, die sie verdienten.

SPRECHER: Von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen - wie beispielsweise der Produktion "Blinde Pferde" von Sidney Lumet mit Richard Burton in der Titelrolle, blieben die Rappen, Schimmel, Schecken und Füchse stets im Dunkel der Anonymität.

SPRECHERIN: Produzenten und Regisseure verweigerten ihnen das Recht einer "eigenen Identität" und missachteten damit die ungeheueren Verdienste, die sich das Pferd  um den Film und das Kino erworben haben.

SPRECHERIN: Mangelnde gewerkschaftliche Organisation hat es bis heute möglich gemacht, dass Pferde ohne Anspruchs auf Namensnennung und Versicherungsschutz in Filmen mitwirken müssen. Zynischer Nebenaspekt der Ausbeutung: Hollywood schreckte nicht einmal davor zurück, das Leiden der geschundenen Kreatur zum Thema eines Films zu erheben: Jane Fonda spielte unter der Regie von Sidney Pollack die Hauptrolle in "Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss".

SPRECHER: Wie unverzichtbar Pferde in der Traumfabrik sind, verdeutlicht der lächerliche Torso des König-Artus-Dramas "Die Ritter von der Kokosnuss", das der Brite Terry Gilliam 1974 inszenierte. Als bei der Produktion sämtliche Pferde wegen der unerträglichen hygienischen Verhältnisse am Drehort - es gab weder überdachte Ställe noch einen Swimmingpool  - und fortgesetzter sexueller Belästigung durch den Regisseur in einem Akt seltener Solidarität ihre Mitarbeit verweigerten, mußten ihre Rollen von Menschen übernommen werden. Das Ergebnis  ist ein Film, der sich selbst der Lächerlichkeit preisgibt und heute nur noch als Kuriosum in Kreisen cinephiler Sammler gehandelt wird.

SPRECHERIN: Neben seiner Rolle als supporting actor erfüllte das Pferd im Film auch eine wichtige dramaturgische Funktion als Hinweisträger für die Beziehungen zwischen dem Menschen und der Natur,, dem Mann und der Frau und Gott und der Welt. Das italienische Regisseur und Reitlehrer Umberto Equo hat dafür den Begriff des Meta-pherds eingeführt, der sich allerdings nur in Fachkreisen durchsetzen konnte.

SPRECHER: Pferde im Film und in der Literatur sind aber auch zugleich Projektionshintergrund psychologischer Entwicklungen und Konflikte. Rih, das schwarze Wunderpferd das Apachenhäuptlings Winnetou verkörperte in zahlreichen Karl-May-Verfilmungen die Einsamkeit des Helden und führt in langen Galoppsequenzen außerdem mit überdeutlicher Präzision vor, dass vier Füße immer noch weiter tragen als zwei.

SPRECHERIN: Große, unschuldige Pferdeaugen starren den Kinobesucher aus den brodelnden Sümpfen der Traurigkeit entgegen, wenn das Wunderpferd Artax in der deutschen Produktion "Die unendliche Geschichte" im Schlamm versinkt - das ist ein Symbol der verlorenen Unschuld seines Besitzers Atreju, des Indianerprinzen. Mit dem Eindringen in die feuchte Weichheit des Sumpfes findet die symbolische Defloration kindlicher Allmachtsphantasien ihren kongenialen Ausdruck, ohne dass jemals bekannt geworden wäre, wie intensiv sich der Darsteller des Artax auf diese Rolle vorbeireitet hat.

SPRECHER: Ebenso wenig wurde zur Kenntnis genommen, wie sich in den Anfängen der Tonfilmzeit viele Pferde aus dem Filmgeschäft zurückzogen, weil die sprechenden Bilder den Menschen auf der Leinwand immer mehr Platz einräumten. Lediglich einige wenige schafften den Sprung auch auf die tönende Leinwand - wie beispielsweise "Champion", das Wunderpferd des singenden Cowboys Gene Autry, oder "Trigger", der treue Genosse von Roy Rogers.

SPRECHERIN: Bezeichnend ist allerdings, dass beide Pferde trotz herausragender schauspielerischer Leistungen nur im Schatten eines Menschen auftreten konnten, dass sie stets der sogenannten männlichen Hauptrolle, dem sogenannten "leading man" untergeordnet wurden. Nur eine Ausnahme bestätigt die Regel: in der gleichnamigen Fernsehserie kam zum ersten und einzigen Mal "Mister Ed, das sprechende Pferd" zum ungeschmälerten Ruhm einer sprechenden Haupt- und Titelrolle.

SPRECHER: Mit dem Fortschritt menschlicher Entwicklung und zunehmender Technisierung sahen sich die Pferde im Filmgeschäft zu Beginn der siebziger Jahre einem neuen Gegner gegenüber. Kaum dass der Tonfilmschock überwunden war, begann das Automobil in zahlreichen Produktionen jene Rollen zu übernehmen, die einstmals den Pferden vorbehalten gewesen waren.

SPRECHERIN: In Filmen wie "Easy Rider", "Convoy" oder "Auf dem Highway ist die Hölle los" spielten Motorräder, Personenautos und Lastwagen Rollen, die ohne weiteres mit Pferden besetzt hätten werden können, aber aufgrund einer blinden Fortschrittsgläubigkeit den technischen Fortbewegungsmitteln eingeräumt wurden, und das, obwohl nicht nur in Hollywood von Anfang eine Störanfälligkeit von Automobilen bekannt war.

SPRECHER: Den Pferden allerdings blieb außer dem selbstgewählten Exil - wie es beispielsweise in "Der schwarze Hengst" 1979 von Carroll Ballard dargestellt wurde - nur noch der Weg in die tiefsten Tiefen der Selbsterniedrigung. In dem pornographischen Film "Die Stute" gibt Joan Collins 1975 ein beredtes Beispiel dafür, wie ein Pferd auf den Hund kommen kann.

SPRECHERIN: Ruhe und Trauer ist eingezogen in den einstmals vor Leben überquellenden Ställen Hollywoods, nur hier und da kann man einen Veteranen der alten, glücklichen Tage sein Gnadenbrot fressen sehen und manches ehemals berühmtes Filmpferd endete schon in den Abdeckereien billiger Studios bei der Produktion von Werbefilmen und Fernsehserien.

SPRECHER: Während "The Duke", in vielen Produktion treuer Begleiter und Dialogpferd von John Wayne sich nach dem Tod seines Partners aus dem aktiven Filmgeschäft zurückzog, wählte einige Jahre früher ein italienisches Pferd den ungewöhnlichen Weg einer Geschlechtsumwandlung, um weiterhin im Geschäft zu bleiben: Nach einer Operation in Casablanca konnte es unter dem Künstlernamen "Pfernandel" zu Beginn der sechziger Jahre im italienischen und französischen Film noch einige bescheidene Erfolge erzielen.

SPRECHERIN: Der Weg des Pferdes im Kino scheint gegangen, Autos, Hubschrauber, Flugzeuge, Schnellboote und lichtschnelle Sternenkreuzer haben heute die Rollen übernommen, die das Pferd einstmals gespielt hat, und abgesehen von einigen Statisterie- und Double-Einsätzen gibt es kaum noch Arbeitsmöglichkeiten für Pferde. Was bleibt, sind einige wehmütige Erinnerungen an die glücklichen Stunden, die sie ins im Kino bescherten und am Ende der letzte Gang zum O.K. Corral.

ENDE



Pferde im Film
Autor: H.P. Karr
Produktion: Süddeutscher Rundfunk
Studio Heidelberg Mannheim 1984
Weiterverbreitung nur mit schriftlicher Genehmigung