3.12.12

Thema: Psycho-Thriller

Psycho-Thriller

Geschichten um die Verwicklungen von Menschen ins Verbrechen. Die Aufklärung steht weniger im Mittelpunkt als die Lösung der Verwicklung.

Psycho-Thriller reißen uns mit: mit dem Schicksal der Hauptperson. Sie stellen die Frage: wie würden ICH reagieren.
Psycho-Thriller spannend uns LESER natürlich auf die Folter:
Was ist überhaupt los?
Was passiert als nächstes?
Wie verhält sich unser Held? Unsere Heldin?


Patrcia Highsmith: Zwei Fremde im Zug
Die Geschichte eines Mordes auf Gegenseitigkeit: Was würden Sie tun, wenn man Ihnen anbietet, Ihre ungeliebte Gattin umzubringen - wenn Sie dafür jemand anderen töten müssten?

Patricia Highsmith: Die gläserne Zelle
Philip Carter sitzt unschuldig im Gefängnis. Sein Anwalt kümmert sich um seine Frau und nicht um ihn. Wir werden Zeuge, wie Carter sich verändert - vom gutmütigen sorglosen Menschen zum berechnenden Zyniker. Er begeht im Gefängnis einen Mord - bleibt unenetdeckt und nach seiner Entlassung tötet er den Anwalt und einen lästigen Zeugen - und bringt damit sein Leben wieder in Ordnung.


Daphne DuMaurier: Rebecca
Mrs de Winter und ihr Gatte Maxim leben auf Manderley unter dem Schatten der verstorbenen ersten Mrs de Winter: Rebecca. Der Verdacht kommt schnell auf, dass bei Rebeccas Tod nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist - und als sich schließlich herausstellt, dass Maxim de Winter in der Tat die schöne Rebecca offenbar umgebracht hat, hilft seine zweite Frau Maxim gegen einen Erpresser...


Boileau/Narcejac: Die Teuflischen (Das Nebelspiel)
Fernand hat ein Verhältnis mit Lucienne - beide planen Fernands Frau umzubringen. Und so scheint es auch zu sein: Fernand sieht die Leiche seiner Frau - doch zwei Stunden ist die Tote verschwunden. Und alles scheint, als lebe sie weiter: es gibt Mitteilungen von, Zeugen wollen sie gesehen haben - und so weiter. Welches Komplott steckt dahinter?


Zoran Drvenkar
„Du bist zu schnell"
Klett-Cotta, 2003
Val erwacht in einer geschlossenen Anstalt. Nichts ist mehr wie zuvor. Sie hat Dinge gesehen, die sie nicht hätte sehen dürfen. Eine Welt, verborgen in unserer. Die Welt der Schnellen. Val stellt Nachforschungen an, denn sie glaubt, den Schnellen auf die Spur zu kommen. Bis mit Blut auf ihrem Spiegel steht: "Wo bist du gewesen?!"

Das Leben ist spannend - aber auch ziemlich gefährlich

Eine Wahnsinnsfahrt nach Berlin: Marek hat seine Freundin Valerie - Val - auf dem Rücksitz, es ist Nacht, und es ist etwas geschehen. Was - das ist nicht so leicht zu sagen. Hat es etwas mit den Pillen zu tun, die Val seit langem heimlich genommen hat? Konsequent und spannend nähert sich der Roman seinem ersten Höhepunkt, bei dem wir erfahren, dass Marek und Val fliehen, weil es eine Tote gegeben hat. Sie liegt in Vals Wohnung, und Marek hat Val neben ihr entdeckt. Die Schlußfolgerung liegt nahe: Val hat eine schreckliche Dummheit gemacht.

Doch nichts ist so, wie es zunächst scheint in diesem Buch - wie wechseln die Perspektive und erfahren alles von Val: Von ihrer Jugend mit Drogen und der Clique, den psychotischen Schüben unter denen sie leidet, den Pillen, die sich beschafft, um die zu bekämpfen.
Und schließlich erfahren wir auch, wer die Tote in Vals Wohnung ist - ihre alte Freundin Jenni. Doch was hat Val mit ihrem Tod zu tun? Noch ist es nicht in der Zeit, das Geheimnis aufzulösen, das Marek und Val in dieser Nacht aneinanderkettet. Und was "die Schnellen" für eine Rolle dabei spielen, von denen Val sich verfolgt und bedroht fühlt. Einbildung eines Psychotikerin? Reale Bedrohung?

"Du bist zu schnell" ist wirklich schnell. Rasant erzählt und von einer bestechenden Stilsicherheit: knallbunte Effekte im perfekten Gleichgewicht mit einfühlsamen, nachfühlenden Annährungen an die Personen. Der Roman sagt uns etwas über die Menschen, mit denen wir zusammenleben. Und damit auch etwas über uns und die Welt, in der wir leben.

Der Autor:
Zoran Drvenkar wurde 1967 in Krizevci, Jugoslawien geboren. Als er drei Jahre alt war, zog er mit seinen Eltern nach Berlin, wo er seine Kindheit im typischen Gastarbeitermilieu verbrachte. Er begann seine Kindheits- und Jugenderlebnisse aufzuzeichnen und arbeitet seit 1990 als freier Schriftsteller. Für seine Romane, Gedichte und Kurzgeschichten erhielt er mehrere Literaturstipendien und wurde bereits mit einer Vielzahl von Preisen ausgezeichnet. Zoran Drvenkar lebt heute in Potsdam.


Petra Hammesfahr:
Die Lüge
Verlag: Wunderlich

Es ist Juli, viel zu heiß für ein Vorstellungsgespräch, und Susanne Lasko glaubt kurz an eine Fata Morgana. Tritt da aus dem Aufzug des Gerler-Bürohauses nicht ihr lebendig gewordenes Spiegelbild? Aber die Illusion währt nur einen Augenblick. Die andere Frau gleicht ihr zwar wie eine Zwillingsschwester

Ich bin Du, aber Du bist nicht ich - Partnertausch extrem

So fangen Alpträume an: Man sieht sich selbst. So fängt die Geschichte von Susanne Lasko un Nadia Trenkler an: Susanne - das arme Mädchen mit der nicht immer einfachen Vergangenheit trifft in Nadia ihre Doppelgängerin: smart, reich, erfolgreich in der Geldanlagebranche. Und so gehen Alpträume weiter: Die reiche Nadia wirbt die arme Susanne als ihre Stellvertreterin an. Denn Nadia möchte - angeblich - hin und wieder ein paar Tage mit ihrem Liebhaber verbringen und findet es eine gute Idee, wenn Susanne sie so lange daheim in der Luxusvilla bei ihrem Gatten vertritt.

Eine Geschichte wie aus einem RTL-Movie - aber was Petra Hammesfahr daraus macht, ist schon gekonnt: Sie führt Susanne - das arme Mädchen - in alle Höhen und Tiefen, die eine solche Partnertauschgeschichte nach sich zieht. Nicht nur, dass das Bäumchen-wechsel-dich-Spiel scheinbar funktioniert. Nicht nur dass Susanne sich Hals über Kopf in Nadias Mann verliebt. Nicht nur, dass Susanne plötzlich meint, Nadia habe das alles nur arrangiert, um sie umzubringen. Nichts nur das... genug - beziehunsgwiese: nicht genug. Denn immer wenn man dem Komplott hinter der Geschichte auf die Sour gekommen zu sein glaubt, findet Petra Hammesfahr eine neue Wendung und stürzt Susanne und uns Leser in neue, tiefere Verwirrung.
Das ist geschickt und aufwendig konstruiert, und gut erzählt - im typischen suggestiven Hammesfahr-Tonfall, der uns auch die alltäglichsten Vorkommnisse wie ein riesengroßes Geheimnis erscheinen lässt.
Ein absoluter TIPP für Unterhaltungsleser.

Die Autorin:
Petra Hammesfahr, geb. 1951, schrieb mit 17 Jahren ihren ersten Roman. Mit ihrem Buch »Der stille Herr Genardy« kam der große Erfolg. Sie veröffentlichte zahlreiche Kriminalromane, die inzwischen eine Gesamtauflage von mehreren Millionen Exemplaren erreicht haben.