27.12.12

Didier Daeninckx:
PULP und die alte Linke

Didier Daeninckx:
PULP und die alte Linke
(Vormals "NAZIS in der METRO" - der Titel spielt auf ZAZIE DANS LE METRO von Raymond Queenau an.)

Gabriel Lecouvreur, genannt PULP,(im Original "Le Poulpe") ist ein Detektiv in Paris, seine Abenteuer werden in der Serie "PULP und..." von verschiedenen Autoren erzählt.
Hier geht es um den 75jährigen Schriftsteller Sloga, der in einer Tiefgarage zusammengeschlagen wurde und seither im Krankenhaus mit dem Tod ringt. Ansprechbar ist er nicht, er murmelt nur etwas von einem "Max"

Lecouvreur schnüffelt Slogas Briefkasten durch und findet zwei Spuren
- einen alten Roman, den Sloga sich von einem Antiquariat beschaffen ließ - ein offenbar rassistisches und nationalistisches Machwerk und
- das Manuskript von Slogas aktuellem Roman, in dem Sloga ein authentisches Verbrechen zum Vorbild genommen hat: der Mord an einer Krankenschwester, Tochter eines äußerst reichen Industriellen und Wirtschaftsbosse, ein Mord, für den man lange einen Landstreicher verdächtigte, bis dieser entlastet wurde. Der Mord ist bis heute nicht aufgeklärt.
Über eine zufällige Zeitungsnotiz kommt Decouvreur an einen Lokaljournalisten, der die Hintergründe der authentischen Affäre aufgeklärt hat - dass die Tote seinerzeit alle Honoratioren ihrer Gemeinde mit AIDS infizierte, um sich dafür zu rächen, dass sie einmal von ihnen vergewaltigt worden war und - dass ihr Vater sie schließlich umgebracht hat, als dies ans Licht zu kommen drohte.

Den Hintergrund für das Attentat auf Sloga liefert dieses Buch freilich nicht - der tritt auf einer Diskette aus Slogas Hinterlassenschaft zutage, auf der er Presseausschnitte aus der Nationalistischen Presse gesammelt hat - offenbar um seine Theorie einer Annäherung von Kommunisten und Nationalisten zu stüptzen. (Die Annährung bekommt Pulp von zwei ideologisch vertrauenswürdigen Zeitgenossen bestätigt) Die Spur führt wieder zu Sloga zurück - der den wichtigen Hinweis zur Klärung der Frage, wer ihn überfallen hat gibt: Offenbar hat er sich inkognito in eine Runde kommunistisch-nationalistischer Idelogen eingeschlichen, die sich in einer Buchhandlung traf. Und dort einmal eine äußerst prominente Person gesehen, deren Nähe zu dem Kreis offenbar nicht bekannt werden sollte, weshalb man ihn zusammenschlug.
Dieser Prominente ist der Herausgeber/Verleger eines bekannten Wörterbuches, der jetzt aktuell einen Platz in der Akademie Francaise erhalten soll. Pulp stört die Inaugurationsveranstaltung - kann er aber damit die Ehrung des Krypto-Nationalisten verhindern?


Didier Daeninckx:
1996 Nazis dans le Métro
1996 Nazis in der Metro, dt. von Ronald Voullié, Transit, Berlin 1996.
1998 Pulp und die alte Linke, gleiche Übersetzung, Rowohlt: Reinbek

Profi Krimi-Tipp:
Wie fange ich den Krimi richtig an?

Profi Krimi-Tipp:
Wie fange ich den Krimi richtig an?


Springen Sie sofort in eine interessante Szene. Befassen Sie sich sofort mit einer interessanten Figur. Schreiben Sie nicht "Es war ein grauer, trüber Dezembermorgen.", sondern schreiben Sie: "Der Schuss, der den tristen Dezembermorgen zerriss..." oder schreiben Sie: "Susanne hasste den Dezember. Sie hasste den Morgen. Ganz besonders hasste sie diesen Dezembermorgen."
Entwickeln Sie sofort eine Situation, die den Leser fesselt, indem Sie von ungewöhnlichen Geschehnissen erzählen - oder von Menschen, die sich entscheiden müssen. Schreiben Sie nicht: "Sie überlegte, ob sie sich von ihrem Mann trennen sollte", sondern schreiben Sie: "Als sie an diesem Dezembermorgen aus dem Haus ging, wusste sie, dass die nie wieder zurückkehren würde …"
Wenn Sie einen guten Anfang haben, entwickelt sich das erste Kapitel wie von selbst. Und für das zweite Kapitel suchen Sie sich wieder einen guten Anfang!
H.P.Karr

Profi Krimi-Tipp für Rheinische Post

16.12.12

Thomas Hoeps und Jac Toes
Höchstgebot



Ein Magritte aus Privatbesitz wird versteigert für sensationelle 43 Millionen Euro. Der Restaurator Robert Patati soll die Überführung des Bildes vom Verkäufer, der Industriellenfamilie Roeder in Deutschland zu einem mysteriösen Konsortium in den Niederlanden überwachen - und prompt kommt das Bild weg: die beiden Transporterfahrer hängen Patati ab und verschwinden. Damit hat Patati ein Problem - nicht nur mit der holländischen Polizei, die ihn erst einmal nicht ernst nimmt und dann für einen der Täter hält.

Zur gleichen Zeit bekommt die freiberufliche Sicherheitsbeauftragte Micky Spijker den Auftrag, die Hintergründe des seltsamen Brandes zu durchleuchten, bei dem die Aachener Niederlassung der Familienfirma Roeder in Schutt und Asche gelegt wurde: Ausgerechnet die Entwicklungsabteilung, in der die Unterlagen über die Neuentwicklungen der Firma gespeichert waren: Kampfroboter, die auf der medizinischen Prothesentechnik beruhen, mit der die Firma Roeder großgeworden ist. Und als ob das nich reichte: In den Trümmern findet man die Leiche einer Frau.

Dass beide Fälle - der gestohlene Magritte und das mysteriöse Feuer zusammenhängen ist schnell klar, und es ist gut, dass sich Robert Patati und Micky Spijker bereits von früheren Fällen kennen, in denen sie deutsch-niederländische Zusammenarbeit in Sachen Mordermittlung praktiziert haben.

Was sie bei ihren temporeich erzählten Recherchen ermitteln, ist ein Wirtschafts-Krimi aus der Euregio-Region zwischen Aachen, Belgien und den Niederlanden. Das ist das Gebiet, wo sich die beiden Autoren - Thomas Hoeps aus Deutschland und Jac Toes aus den Niederlanden hervorragend auskennen. Deshalb kommt auch ein toll geschriebener, und in den Bereichen Kunstrestaurierung und Industriespionage äußerst sachkundiger Thriller heraus.

Spannende, actionreiche Thriller-Unterhaltung mit Hintergrund und-Anspruch: Hoeps und Toes beherrschen ihr Handwerk wirklich perfekt - das "Höchstgebot" ist Krimi in höchster Vollendeung.
Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung

Thomas Hoeps und Jac Toes
Höchstgebot
Grafit

15.12.12

Krimi-Tipps

Litt Leweir
Am Ende des Fegefeuers
konkursbuchverlag

Lisa, 39, Berlinerin, macht eine schwere Zeit durch. Zuerst trennt sich ihre Lebensgefährtin Bettina von ihr, dann sieht sie sich plötzlich mit Michael konforntiert - einem Bruder, von dem sie nichts wusste. Und von Michael erfährt sie, dass sie noch einen BrUDER hat - Matthias, der bislang unauffindbar ist.
Was ist also vor mehr als 30 Jahren in dem kleinen Schwarzwalddorf passiert, aus dem sie stammen? Lisa wurde adoptiert, ohne dass man ihr das jemand sagte, Martin wuchs bei seinen Großeltern auf - und hat erst nach dem Tod der Großmutter vons einen beiden Geschwistern erfahren. Und Matthias ist , wie gesagt, verschwunden.
Litt Leweir ist Jahrgang 1962, geboren und aufgewachsen unweit von Freiburg, lebt seit 1984 in Berlin.

Die Suche nach der eigenen Identität führt die beiden in ihre Vergangenheit zurück. Das alles ist vielschichtig und literarsich erzählt - keine atemlose Psychothriller-Spannung, sondern ein Sammlung der leisen Töne, der genauen Beobachtung und der sensiblen Schilderung. Trotzdem wird eine auf keiner der fast 500 Seiten langweilig, denn Litt Leweier kann außerordentlich gut erzählen
Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung

Ingo Thiel
(mit Bertram Job)
SOKO im Einsatz
Ullstein

Drei große Kriminalfälle aus dem wirklichen Leben, erzählt von einem er Chefermittler der jewieligen Mord- oder Sonderkommissionen. Der spektakulärste davon ist sicherlich die Suche nach dem Mörder des 11jährigen Mirco aus Mönchengladbach, die im Jahr 2011 Aufsehen erregte.
Nach dem Verschwinden des Jungen arbeitete die bis zu 70 Mann starke Sonderkommission - unter anderem unter der Leitung von Ingo Thiel - verbissen an dme Fall, um dn Täter zu finden.
Thiels Dokumentarbericht ist sachlich, aber durchgehend spannend. Es ist die Schildeurng der unterschiedlichen Ermittlungsansätze, mit denen die SOKO immer wieder neu ansetzt, wenn eine Spur sich im Sande verlaufen hat.
Wohltuend unspektakulär und reportagenhaft geschrieben ist das, mit Unterstützung seines Ghostwriters Bertram Job, eines Journalisten, dessen Spezialität eigentlich Box-Reportagen sind.
Im Vergleich zu den Lebenserinnerungen anderer MK-Chefs - wie eie des Münchner Antons Wilfulng wird deutlich, dass Thiele ine andere Generation Polizist ist: jünger, zupackender und auch auf technsichem Gebiet viel versierter und organisierter als die klassischen "aus dem Bauch heraus"-Ermittler.

Kari Köster-Lösche
Der Tote am Hindenburgdamm
Ruetten und Loening/Aufbau

Sylt 1923 - die neue Stationierung für Kriminalinspektor Niklas Asmus, der hierher versetzt wurde. Der Preusse hat so seine Schwierigkeiten mit den Insulanern, aber die auch mit ihm. Sylt trägt zwar schon Züge der Nobel-Fereinisnel, ist aber doch viel viel bodenständiger als heute.

Es ist die Zeit der Nachwirkungen des Ersten Krieges, Zeit der Inflation (eine Tasse Kaffee kostet 10000 Mark), Zeit der politischen Umbrüche und Unsicherheiten. Das zeigt sich auch uns besonders an Niklas Asmussens erstem Fall - ein Mann, der ihm als kommunistischer Agent aufgefallen ist, kommt ums Leben - nachdme er auf dem Polizeirevier der Insle war. Dessen Revierleiter im übrigen Anhänger der Kommunisten ist - nicht unproblematisch als Beamter und in einer Zeit in der die Nationalen und die Nationalsozialisten auf die politische Bühne drängen.
Der tote Kommunist ist zudem nicht die einzige Leiche auf der Insel - zuvor ist ein Obdachloser an der Baustelle des Hindenburgdammes tot aufgefunden wurde. Der Damm - Verbindung der Insel zum Festland, ist heftig umstritten - eine Art Stuttgart 21 der Zwanziger - und die Auseinandersetzung liefert den Hintergrund für die Ganze Geschichte.

Stimmungsvoller Syltkrimi, der ein liebevolles, detailreiches Bild der Insel und ihrer Bewohner in den Zwanziger Jahren zeichnet.
Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung


Michael Sears
Am Freitag Schwarz
Deutscher Taschenbuch Verlag

Spannendes, gut geschriebenes Thriller-Debüt nicht nur aus der Welt der Banker und Börsen.

Jason Stafford ist genau der Mann, den Stockmann für sein Finanzhandelshaus sucht: Jason kommt direkt aus aus dem Knast, wo er zwei Jahre wegen Finanzmanipulation gessessen hat: eine knappe halbe Milliarde haben er und seine Kumpel bei einer Bank verdaddelt.
So eine kennt sich aus, denkt sich Stockmann und beauftragt Stafford damit, den Tod des JungBörsenmaklers Brian zu untersuchen - angeblich ein Unfalltod bei Segeln.
Stafford nimmt den Auftrag als Chance - auch um wieder Struktur in sein Privat- und Familienleben zu bringen, wo er sich um seinen autistischen Sohn Kid kümmern muss, was sich mitunter als arge Belastung erweist: Rain Man trifft Wall Street

Michael Sears erfasst in sienem Debüt sehr genau die Menschen, die in den Händlerräumen der Finanzzentren arbeiten - mit ihren Defiziten und ihren Problemen, die sie anfällig machen für illegalen Geschäfte. Und er schafft mit Jason Stafford einen Potagonisten, mit dem man bei aller kritsichen Distanz - mitleiden udn mitfüheln kannn, besonders, wenn es um seinen Kmapf um die Leieb seines Sohnes geht.

Brillantes Thriller-Debüt aus der Welt der Finanzen - die Geschichte eines Mannes, die einen von dr ersten Seite an gefangennnimmt.
Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung



Mark Zak
Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar
KiWi

Josif Bondar, Ex-KGB-Agent, Afghanistan-Veteran und Ex-Leibwächter, ist jetzt heruntergekommener Privatdetektiv in Köln-Mülheim - ein bisschen von der klassischen Art, aber auch ein bisschen wie aus der Migranten-Comedy.
Er ist befreundet mit Kommissarin Judith Wendel von der Kripo, und wie das in solchen Romanen ist, führen ihre jeweiligen Recherchen zu einem Fall, den sie dann gemeinsam zu lösen haben.
Neben ein paar "kleinen Fällen", die Josif souverän mit zupackendem Köln-Mülheimer Charme löst, geht es um einen Brandanschlag auf ein Privattheater, in dem gerade eine Homosexuellen-Version des Heiligen Abendmahls Premiere hatte. Dabei ist der Jesus-Darsteller gestorben - und man hat jede Menge Verdächtige: christliche Fundamentalisten, abgelegte Liebhaber und Liebhaberinnen, eine Mutter, die ein Kind in Jesus hat und ein Vater, der sich nicht zus einem Sohn bekennen will..
Das alles wird witzig, kurz und knapp erzählt- in bester PULP-Manier.

Autor Mark Zak ist Schauspieler und weiß, wei man eine Geschichte richtig aufzieht - mit treffenden Dialogen und vielen überraschenden Wendungen. Unterhaltsame rheinische Krimi-Comedy mit Migrationshintergrund.
Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung

Horst Evers
Der König von Berlin
Rowohlt

Ein Krimi, als habe man Quentin Tarantino beauftragt, den neuen Berlin-Tatort zu drehen. Schräge Typen, schrille Geschichte, beste Unterhaltung...-
Kommissar Carsten Lanner ist direkt aus Clopenburg in die Hauptstadt versetzt worden - und hier wartet er auf den "großen Fall", der ihn bei seiner Karriere im Polizeidienst weiterbringen soll. So richtig gut sieht es da nicht aus .- Lanner wird, sagen wir's ehrlich, von seinen Kollegen im Kommissariat, gemobbt, übergangen und als "Dorfsheriff" nicht ernst genommen. Was wird also sien großer Fall? Der Tote aus dem Hinterhaus, in desen Wohnung mehr als 100000 Euro verstreut herumliegen, und der als Ghostwriter unter anderem erfolgreiche Krimis schrieb? oder der mysteriöse Tod des Schädlingskämpfer Machallik, des Gottes der Ratten, der sich angeblich selbst mit einem eigens entwickelten Rattengit vergiftete (sehr zur Erleichterung der gesamten Berliner Polit- und Promo-Schickeria) - aber zuvor noch einen Fluch hinterleiß: dass 55 Tage nachs eienm Tod die Ratten die Macht in Berlin übernehmen werden.
Horst Evers, Kabarettist, bevölkert seine ins absurde abgedrehte Kriminalgeschichte mit einem bunten Ensemble schräger und schrägster Typen, dass man nie weiß, was auf de rnächsten Siete geschieht. Dabss der Roman dabei aber nie den Boden unter den Füßen verliet - also trotz aller Komödie immer "Krimi" bliebt., ist seine große Sträke

Eine knallbunte Krimi-Komödie aus der Hauptstadt. Comedy trifft Tarantino: absurdes Theater am Tatort - ein absoluter loser vom held, dafür aber absolut perfektes Lesevergnügen.
Reinhard Jahn WDR5 Mordsberatung




Marco Pfeiffer
Sechs minus eins
Leda
Ein Duisburg wird ein Rechtsanwalt ermordet und in Hamburg eine junge Frau. Dass beide Taten etwas miteinander zu tun habne, eröffnet ein Bekennerbrief, der bei der Kripo in Köln eingeht – und der Täter kündigt weitere Morde an. Ein Fall für Kommissar Maurer und sein Team – die sich durch die Vergangenheit der beiden Opfer graben und feststellen, dass sie in ihrer Jugend einmal im gleichen Kölner Viertel gewohnt haben und auf die selbe Schule gegangen sind.

Ein klasssisch aufgebauter und erzählter Kommissars-Krimi in der TATORT-Schule.


Reinhold Erz
Maskenball (Debüt)
Silberburg

Eine SwingerParty in einem noblen Club in Stuttgart. Einer der Gäste ist neu, er hat sich als Zorro maskiert und sieht sich um - und steht auf enmal in einem der Spielzimer vor einem Toten, der mit einer Plastiktüte erstickt worden ist. Eine dumme Situation, denn unser Zorro ist Michael schwerdstfedger, Kommissar bei der Mordkommssion bei der Stuttgarter Kripo.
Schwerdtfeger macht sich davon - aber wie das Leben so spielt: wird ausgerechnet er Leiter der Mordkommission, die in dem Todesfall ermittelt. Das Opfer stammt aus dem Management des in Stuttgart beheimateten KONZERNS (Daimler) und war dabei, brisante Informationen über die Verflechtung - oder sagen wir Korruption - zu liefern, die es zwischen der Konzernspitze und der Stadtverwaltung gibt.

Ein Krimi-Debüt, das gleich in die Vollen geht. Stimmige Szenerie, konsequent konstruiertes Plot und ein Kommissar, der ein Problem mit seinem Privatleben hat.


3.12.12

Thema: Psycho-Thriller

Psycho-Thriller

Geschichten um die Verwicklungen von Menschen ins Verbrechen. Die Aufklärung steht weniger im Mittelpunkt als die Lösung der Verwicklung.

Psycho-Thriller reißen uns mit: mit dem Schicksal der Hauptperson. Sie stellen die Frage: wie würden ICH reagieren.
Psycho-Thriller spannend uns LESER natürlich auf die Folter:
Was ist überhaupt los?
Was passiert als nächstes?
Wie verhält sich unser Held? Unsere Heldin?


Patrcia Highsmith: Zwei Fremde im Zug
Die Geschichte eines Mordes auf Gegenseitigkeit: Was würden Sie tun, wenn man Ihnen anbietet, Ihre ungeliebte Gattin umzubringen - wenn Sie dafür jemand anderen töten müssten?

Patricia Highsmith: Die gläserne Zelle
Philip Carter sitzt unschuldig im Gefängnis. Sein Anwalt kümmert sich um seine Frau und nicht um ihn. Wir werden Zeuge, wie Carter sich verändert - vom gutmütigen sorglosen Menschen zum berechnenden Zyniker. Er begeht im Gefängnis einen Mord - bleibt unenetdeckt und nach seiner Entlassung tötet er den Anwalt und einen lästigen Zeugen - und bringt damit sein Leben wieder in Ordnung.


Daphne DuMaurier: Rebecca
Mrs de Winter und ihr Gatte Maxim leben auf Manderley unter dem Schatten der verstorbenen ersten Mrs de Winter: Rebecca. Der Verdacht kommt schnell auf, dass bei Rebeccas Tod nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist - und als sich schließlich herausstellt, dass Maxim de Winter in der Tat die schöne Rebecca offenbar umgebracht hat, hilft seine zweite Frau Maxim gegen einen Erpresser...


Boileau/Narcejac: Die Teuflischen (Das Nebelspiel)
Fernand hat ein Verhältnis mit Lucienne - beide planen Fernands Frau umzubringen. Und so scheint es auch zu sein: Fernand sieht die Leiche seiner Frau - doch zwei Stunden ist die Tote verschwunden. Und alles scheint, als lebe sie weiter: es gibt Mitteilungen von, Zeugen wollen sie gesehen haben - und so weiter. Welches Komplott steckt dahinter?


Zoran Drvenkar
„Du bist zu schnell"
Klett-Cotta, 2003
Val erwacht in einer geschlossenen Anstalt. Nichts ist mehr wie zuvor. Sie hat Dinge gesehen, die sie nicht hätte sehen dürfen. Eine Welt, verborgen in unserer. Die Welt der Schnellen. Val stellt Nachforschungen an, denn sie glaubt, den Schnellen auf die Spur zu kommen. Bis mit Blut auf ihrem Spiegel steht: "Wo bist du gewesen?!"

Das Leben ist spannend - aber auch ziemlich gefährlich

Eine Wahnsinnsfahrt nach Berlin: Marek hat seine Freundin Valerie - Val - auf dem Rücksitz, es ist Nacht, und es ist etwas geschehen. Was - das ist nicht so leicht zu sagen. Hat es etwas mit den Pillen zu tun, die Val seit langem heimlich genommen hat? Konsequent und spannend nähert sich der Roman seinem ersten Höhepunkt, bei dem wir erfahren, dass Marek und Val fliehen, weil es eine Tote gegeben hat. Sie liegt in Vals Wohnung, und Marek hat Val neben ihr entdeckt. Die Schlußfolgerung liegt nahe: Val hat eine schreckliche Dummheit gemacht.

Doch nichts ist so, wie es zunächst scheint in diesem Buch - wie wechseln die Perspektive und erfahren alles von Val: Von ihrer Jugend mit Drogen und der Clique, den psychotischen Schüben unter denen sie leidet, den Pillen, die sich beschafft, um die zu bekämpfen.
Und schließlich erfahren wir auch, wer die Tote in Vals Wohnung ist - ihre alte Freundin Jenni. Doch was hat Val mit ihrem Tod zu tun? Noch ist es nicht in der Zeit, das Geheimnis aufzulösen, das Marek und Val in dieser Nacht aneinanderkettet. Und was "die Schnellen" für eine Rolle dabei spielen, von denen Val sich verfolgt und bedroht fühlt. Einbildung eines Psychotikerin? Reale Bedrohung?

"Du bist zu schnell" ist wirklich schnell. Rasant erzählt und von einer bestechenden Stilsicherheit: knallbunte Effekte im perfekten Gleichgewicht mit einfühlsamen, nachfühlenden Annährungen an die Personen. Der Roman sagt uns etwas über die Menschen, mit denen wir zusammenleben. Und damit auch etwas über uns und die Welt, in der wir leben.

Der Autor:
Zoran Drvenkar wurde 1967 in Krizevci, Jugoslawien geboren. Als er drei Jahre alt war, zog er mit seinen Eltern nach Berlin, wo er seine Kindheit im typischen Gastarbeitermilieu verbrachte. Er begann seine Kindheits- und Jugenderlebnisse aufzuzeichnen und arbeitet seit 1990 als freier Schriftsteller. Für seine Romane, Gedichte und Kurzgeschichten erhielt er mehrere Literaturstipendien und wurde bereits mit einer Vielzahl von Preisen ausgezeichnet. Zoran Drvenkar lebt heute in Potsdam.


Petra Hammesfahr:
Die Lüge
Verlag: Wunderlich

Es ist Juli, viel zu heiß für ein Vorstellungsgespräch, und Susanne Lasko glaubt kurz an eine Fata Morgana. Tritt da aus dem Aufzug des Gerler-Bürohauses nicht ihr lebendig gewordenes Spiegelbild? Aber die Illusion währt nur einen Augenblick. Die andere Frau gleicht ihr zwar wie eine Zwillingsschwester

Ich bin Du, aber Du bist nicht ich - Partnertausch extrem

So fangen Alpträume an: Man sieht sich selbst. So fängt die Geschichte von Susanne Lasko un Nadia Trenkler an: Susanne - das arme Mädchen mit der nicht immer einfachen Vergangenheit trifft in Nadia ihre Doppelgängerin: smart, reich, erfolgreich in der Geldanlagebranche. Und so gehen Alpträume weiter: Die reiche Nadia wirbt die arme Susanne als ihre Stellvertreterin an. Denn Nadia möchte - angeblich - hin und wieder ein paar Tage mit ihrem Liebhaber verbringen und findet es eine gute Idee, wenn Susanne sie so lange daheim in der Luxusvilla bei ihrem Gatten vertritt.

Eine Geschichte wie aus einem RTL-Movie - aber was Petra Hammesfahr daraus macht, ist schon gekonnt: Sie führt Susanne - das arme Mädchen - in alle Höhen und Tiefen, die eine solche Partnertauschgeschichte nach sich zieht. Nicht nur, dass das Bäumchen-wechsel-dich-Spiel scheinbar funktioniert. Nicht nur dass Susanne sich Hals über Kopf in Nadias Mann verliebt. Nicht nur, dass Susanne plötzlich meint, Nadia habe das alles nur arrangiert, um sie umzubringen. Nichts nur das... genug - beziehunsgwiese: nicht genug. Denn immer wenn man dem Komplott hinter der Geschichte auf die Sour gekommen zu sein glaubt, findet Petra Hammesfahr eine neue Wendung und stürzt Susanne und uns Leser in neue, tiefere Verwirrung.
Das ist geschickt und aufwendig konstruiert, und gut erzählt - im typischen suggestiven Hammesfahr-Tonfall, der uns auch die alltäglichsten Vorkommnisse wie ein riesengroßes Geheimnis erscheinen lässt.
Ein absoluter TIPP für Unterhaltungsleser.

Die Autorin:
Petra Hammesfahr, geb. 1951, schrieb mit 17 Jahren ihren ersten Roman. Mit ihrem Buch »Der stille Herr Genardy« kam der große Erfolg. Sie veröffentlichte zahlreiche Kriminalromane, die inzwischen eine Gesamtauflage von mehreren Millionen Exemplaren erreicht haben.