5.4.11

Selbstversuch: Jan Wallentin - Strindbergs Stern 3/3


Was bisher geschah
Teil 2

Oder: Alles auf Anfang#
Teil 1


Kapitel 17 bis …30
Es wird wohl Zeit, dass ich
ACHTUNG SPOILER

schreibe.
Langsam kommt jetzt etwas Dramatik in die Gsechichte – aber gaaanz langsam. To cut a long story short: Don Titelmann und seine treue Anwältin Eva Strand erfahren von der Polarexpedition, die Ende des 19 Jh zu jenem Ort durchgeführt wurde, auf die die seltsamen mystischen Projektionen des Strindberg-Kreuzes wiesen – und wie keiner die Expedition überlebte und dann auch noch alles von der Regierung vertuscht wurde.
Wer es bisher noch nicht wusste, erfährt spätestens jetzt, dass zu dem mysteriösen Kreuz, das der Taucher aus dem Bergwerk geholt hat, und das ihm von Elena, der vorgeblichen Journalistin geraubt wurde – ein zweiter Teil, ein Stern, gehört, durch den erst die magische, mystischen oder was auch immer für Fähigkeiten des Kreuzes entstehen.
Den Stern wollen die Deutschen von unserem Helden haben, weil sie meinen, er habe ihn aus dem Haus der Tauchers mitgenommen – und wie wir Deutschen halt so sind - bedrohen sie unseren Helden.
Doch dem gelingt – samt Anwältin, die Flucht – und mit Hilfe seiner ziemlich durchgeknallten Schwester Hex schaffen es Don (und seine Anwältin) nach Ypern in Belgien, Schauplatz der großen Schlacht im 1. Weltkrieg.
Was sie da wollen? Okay, Don hat – eher zufällig – aus dem Haus des toten Tauchers eine historische Postkarte mit einem Bild der Kathedrale von Ypern und einigen Liebesversen auf der Rückseite mitgenommen. Und weils halt keine andere Spur gibt (mit der man die Handlung in Gang halten könnte) nimmt er halt diese – und die führt unseren Helden über viel Touristisches in Ypern und einer Menge Baudelaire-Deuterei (von dem stammen die Liebesverse) schließlich (samt Anwältin) auf einen Soldatenfreidhof in der Nähe – auf der Suche nach einem bestimmten Grab. Das finden sie in einer großen Grabhalle, und der Akt, mit dem unseren beiden Helden den toten Soldaten dann unten in der Gruft aus dem Sarg holen, um ihm eine neue Geheimnisbotschaft (buchstäblich) aus den Zähnen zu ziehen – diese Szene erreicht fast wieder das Gruselniveau der Einstiegsszene mit dem Taucher im Bergwerk. Und siehe da – bei dem toten Soldaten befindet sich aus der seltsame Stern, durch den das seltsame Kreuz erst zur magischen Sache wird.

Damit ist dann jetzt auch halbwegs klar, wohin die Geschichte laufen wird: Elena, die Killerin, die inzwischen in Deutschland bei ihren Auftraggebern, einer mysteriösen „Stiftung“ ist, hat den einen Teil des Schatzes, unser Held den anderen. Die einen werden jetzt den anderen jagen – der immer noch nicht ganz begriffen hat, worum es überhaupt geht.

Der Roman schlingert in diesem Mittelteil erheblich – da ist zuerst einmal die lange Geschichte über die Herkunft des Kreuzes bis zur Polarexpedition, die wir allein aus einem langen Monolog des Deutschen Eberlein erfahren. Solche Vorgeschichten von einer Person erzählen zu lassen ist zwar die einfache, aber eigenlich nie die klügste Lösung, um die backstory zu vermitteln. Wie Wallentin das hier löst, ist dennoch respektabel, aber man wird das Gefühl nicht los, dass er eine Menge Potential verschenkt. Besonders, wenn man dann die endlos lange (und überflüssige) Beschreibung der Methode liest, wie unsere Helden dann von Schweden nach Belgien kommen.
Mit der Ankunft in Ypern beginnt im Buch dann ein neuer Teil - zuerst mal mit der vollen Dosis Zeitgeschichte, die vom Erzähler präsentiert wird (der sich bisher diskret zurückgehalten hat) Sekundierend fällt unseren Helden dann immer im rechten Moment das passende Prospekt des Verkehrsvereins Ypern in die Hände.

Ja, unseren Helden. Don Titelmann und seine tapfere Anwältin. Schwach gezeichnet. Kaum motiviert. Von der Anwältin wissen wir nichts und erfahren auch nichts. Kein Vergleich zu den Figuren, mit denen es Titelmanns Kollegen Robert Langdon oder Indiana Jones zu tun haben. Niemand scheint genau zu wissen, wieso diese Frau Don Titelmann überhaupt auf dieser Tour begleitet, sie selbst am wenigsten. (Okay, wir haben noch die Hoffnung, dass sie entweder im geheimen Auftrag an unseren helden herangespielt wurde oder zu den Bösen gehört und ihn beobachten soll). Aber bis jetzt wirkt sie irgendwie wie Meg Ryan in den meisten ihrer Filme: überflüssig
Und unserem Helden fehlt der echte Impuls, warum er sich in die Sache reinhängt. Kein Zeitdruck (wie in „Das verlorene Symbol“), kein Erkenntnisinteresse, noch nicht mal ein übersteigertes Ego (wie im „Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten“) oder einfach nur Abenteuergeilheit (wie in „Lara Croft“) . Aber okay, es soll wohl kein pageturner der klassischen Art sein, der hier geschrieben wird – also hoffen wir auf das große Geheimnis von Strindbergs Stern, das sicher irgendwann enthüllt wird.

Lieblingsstelle: Es wird erzählt, wie gegen Ende des 19 Jahrhunderts eine Stiftung gegründet wird, die nach den Willen der Gründer „unbedingt in Nordhrein-Westfalen“ angesiedelt sein musste.
Blöd nur, dass NRW erst nach dem Krieg (dem zweiten!) von den Briten aus „Westfalen“ und der „Rheinprovinz“ geschaffen wurde.


Kapitel 31 bis Ende (55)

Natürlich hier ganz klar:

Vorsicht

SPOILER

Nach der Episode in Ypern geht es Schlag auf Schlag – fast wie bei einem Hit and Run-Videogame: Die bösen (nennen wir sie mal so) Deutschen schaffen es, die Anwältin und des Kreuz in ihre Gewalt zu bringen, damit erpressen die von Don Titelmann den „Stern“, durch den die – nennen wir sie mal „Funktionalität“ von Stindbergs Stern als Wegweiser erst hergestellt wird.
Übergabe soll in der Wewelsburg in der Nähe von Paderborn sein (einer alten Nazi.-Ordenburg, über deren Geschichte wir natürlich eingehend aufgeklärt werden).
Mit einem Trick schafft es Don Titelmann nach der Übergabe, als die bösen (nennen wir sie mal so) Deutschen ein Ritual mit Strindbergs Stern vollziehen wollen, alles in die Luft zu sprengen und mit der Anwältin Eva weiterzufliehen.
Es geht ihm und ihnen jetzt – kurz gefasst – daraum, den ort in der Polarregionb auszusuchen, auf den Strindbergs Stern stets verweist, wenn er „aktiviert“ wird.
Dazu fahren sie – getarnt als Touristen – mit einem russichen Eisbrecher-Abenteuer-Schiff los, lernen an Bord bald einen sehr sehr alten und sehr sehr mysteriösen Argentinier kennen, der sich – sagen wir mal Hintermann der ganzen Suche nach den beiden Teilen vonm Strindbergs Stern entpuppt.

Dann wird’s ziemlich mystisch – gemeinsam mit dem Argentinier stöbern unsere heldne das „Tor zu einer anderen Welt“, als den Punkt, auf dne Strindbergs Stern verweist, auf – eine Art Tunnel in die Erde. Alsbald sind dann auch wieder die Deutschen zur Stelle (wenigstens die, die die Explosion überlebt haben) und stellen unsere Heldencrew unten in einer mythischen Halle vor einem Ding, das der Beschreibung nach so etwas sein muss, wie wir es bei „Stargate“ jede Woche auf RTL2 sehen könne.
Spätestens hier habe ich aufgegeben, die Geschichte nach logischen Verbindungen abzuklopfen – es gibt ein mythsichen Transitionserlebnis unseres Helden, der sich dann am Ende wieder auf der wirklich Erde befindet und glatt aus der Story rauskommt.

Fazit: Strindbergs Stern ist ein crossover von Action-Thriller, Mystery-Thriller und Fantasy, gespritzt mit einem Schuss Skandinavienkrimi und einer Dekoration aus ein paar Splittern Reiseführer.. Die Geschichte bietet wenig Identifikationspunkte für Leser, die einen straken helden suchen, die vielleicht doch etwas „character“ wünschen, um sich in einer Geschichte treiben zu lassen. Stattdessen fährt Jan Wallentin ein ums andere Mal europäische Geschichte als Hintergrund für seine Story auf, ohne dass irgendwie klar würde, warum er diese aufwändige Dekoration eigentlich braucht. Anders herum gesagt besteht das Buch zu zwei Dritteln nur aus dieser Dekoration und das letzte Drittel ist ein arg konventionelles Thriller-Abenteuer. Erkenntnisgewinn vermittelt es NULL, und unterhaltsam ist es eigentlich nur in Grenzen.

Over and out

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