5.4.11

Selbstversuch: Jan Wallentin - Strindbergs Stern 1/3

Strindbergs Stern
Prolog
(weil solche Bücher auch immer einen PROLOG haben)
Die Promo, mit der „Strindbergs Stern“ daherkommt, ist einigermaßen größenwahnsinnig: ein grellroter Umschlag fürs Rezensionsstüpck, drinnen neben dem Buch eine Art 3-D-Guckkastengerät aus Pappe zum Selberbauen, damit man den Buchtrailer im Netz betrachten kann (In 3D! Wow),
Laut Klappentext ist „Strindbergs Stern“ DAS BUCH. Worum es geht, darüber steht eigentlich nichts im Klappentext. Nur eben, dass es DAS BUCH ist, also so etwas wie die BIBEL oder HARRY POTTER UND DAS GEHEIMNIS DES KRISTALLSCHÄDELS.
Okay, schaun wir mal....

Kapitel 1 bis 10
Natürlich gibt es einen Prolog. Der ist einigermaßen unverständlich... pardon: mysteriös aufgezogen, lässt aber die Vermutung zu, dass der dort auftretende Don Titelmann später mal der Held der Geschichte sein wird.

Dann geht’s los mit Erik Hall, einem Freak, einem „urban explorer“, also jemand der hobbymäßig in zugelaufene Bergwerkstollen taucht. Das ist interessant und der Tauchgang in das alte Kupferbergwerk in der Nähe von Falun ist spannend erzählt. Und sorgfältig. Es geth rein, es geht runter, es wird mysteriös, es wird spannend, es wird grudlig. Und klaustrophisch, als die Gänge enger werden – bis unser Tauchter dann auf einmal eine Höhle findet, und darin einen seltsamen Opferstein, ein seltsames Kreuz oder so und... eine Leiche.
Das wird grell und sehr effektsicher inszeniert, aber wir haben nichts anderes erwartet, denn schließlich ist „Strindbergs Stern“ ein Thriller, beziehungsweise laut promo mehr als das, also nicht sowas billiges wie HARRY HOLE UND DAS DREIBEINGE MONSTER, sondern eher etwas wie MATER DOLOROSA – SCHREI, WENN DICH DER BISCHOF KÜSST.
Die nächsten Kaptel vergehen dazu vergleichsweise unspektakulär: es wird überwiegend erzählt, wie diePresse auf diesen seltsamen Leichenfund reagiert und sich langsam herausstellt, dass der Tote gar kein aktuelles Todesopfer ist (worauf sein gut erhaltener Zustand schließen ließ) sondern eine höchst alte, in Kupfervitriol konservierte Leiche, Nach diesem weiten Bogen wenden wir uns wieder unserem tauchenden Freund Erik zu, dem die italienische Journalistin, der er ein Interview über die Umstände seines Fundes gibt nicht so komisch vorkommt wie dies auf den Lleser wirkt. Und ich sag noch: Pass auf, Erik, da hat sie ihn auch schon erwischt, mit einer abgebrochenen Flasche, mitten ins Gesicht, und bei der Schilderung der Verletzung schenkt uns der Autors NICHTS.

Was auf diesen ersten fast hundert Seiten auffällt: das ist alles solide und durchschnittlich spannend erzählt. Es geht nicht so ruck-zuck wie in den amerikanischen Thrillern zu, wo spätestens auf Seite 30 der Held aufwacht, sich Kaffee macht und in den Kampf zieht.
So richtig neu ist allerdings auch nichts an diesem Einstieg – die Tauchszene zielt ganz klar auf unsere Klaustrophie und der konservierte Tote – nun ja: irgendwas mysteriöses müssen wir ja haben, am Anfang, nicht wahr?
Worum es wirklich gehen wird, ist noch nicht klar. Sekten? Riten? Kulte? Weltverschwörung? Keine Ahnung.
Wir werden sehen.

Lieblingssatz – es geht um ein Mobiltelefon, mit dem jemand den Fund des Toten melden will: „Und während er weiterhin versuchte, seinen Brechreiz zu unterdrücken, begannen seine Finger nach den drei Knöpfen zu suchen, die mit eins, eins und zwei beziffert waren.“
Was fällt uns daran auf – abgesehen davon, dass schwedische Handys offenbar gleich zwei Tasten (nicht „Knöpfe“) haben, die mit der Ziffer „eins“ versehen (und nicht „beziffert“) sind?
Genau – drei Fehler in einem Satz – und das in einem Buch aus dem Verlag, in dem mal Kafka erschienen ist.

weiter zu Teil 2

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