22.8.09

Lawrence Block: Abzocker

Joe Marlin wechselt seine Identitäten wie andere die Oberhemden - ein Gauner auf Tour durch die Hotels und die Betten von einigermaßen wohlhabenden Frauen, die er um ihr Geld erleichtert. Als er sich am Bahnhof von Atlantic City mit einem geklauten Koffer ein paar neue Hemden und eine neue Identität organisiert, ahnt er noch nicht, dass damit eine Affäre beginnt, aus der er nicht mehr mit heiler Haut herauskommen wird. In dem Koffer sind nicht nur neue Hemden, sondern auch ein Kilo Heroin. Das heißt, wenn mans richtig anstellt: Unendlich viel Geld. Das Problem ist nur, dass der Besitzer des Koffers im gleichen abgestiegen ist wie Marlin, und des allergrößte Problem ist seine betörende Gattin Mona, die Marlin in aller Unwissenheit am Hotelstrand aufreißt.

Wenn er es schlau anstellen würde, könnte er mit Mona und dem Heroin abhauen... aber Marlin ist nicht schlau. Denn er ist ein Mann.

Ein PULP-Roman (siehe oben) aus den sechzigern, eine Fingerübung eines der besten US-Autoren, der später mit seinen Krimis zu den Erneuerern des Privatdetektiv-Romans wurde.

Lawrence Block
Abzocker
Hard Case Crime bei Rotbuch

11.8.09

Nicci French: Bis zum bitteren Ende

Es geht ganz schnell, so ein Unfall mit dem Fahrrad. Astrid Bell ist Fahradkurierin in London, und sie erlebt es am eigenen Leib. Als die nach der Arbeit heimkommt in die Maitland Road, wo sie mit Freunden in einer WG lebt, passiert es: einen Moment nicht aufepasst, eine Autotür geht auf und Astrid macht den Abflug.

Zum Glück ist ist nicht viel passiert, die Autobesitzerin ist eine Nachbarin, die sich sofort wortreich entschuldigt. Alles nochmal gutgegangen. Denkt Astrid. Bis die Nachbarin zwei Tage später ermordet aufgefunden wird.
Die Polizei nimmt Astrid und ihre Mitbewohner aus der WG unter die Lupe, findet aber keine Anhaltspunkte dafür, dass die etwas mit dem Tod der Frau zu zun haben. Alles noch mal gutgegangen.
Könnte man denken.

Doch soll Astrid als Kurierin bei einer Kunden in einem der besseren Bezirke der London ein Päckchen abholen. Die Kundin macht nicht auf - Astrid schöpft Verdacht und findet die Frau: tot, ermordet, verstümmelt.
Das ist kein Zufall mehr, das denkt sich auch die die Polizei. Genau wie Astrid meint man, dass der Täter wohl unter den Mitbewohnern von Astrid WG in der Maitland Road zu suchen ist.

-Miles, der Vermieter, der mal mit Astrid zusammen war und jetzt Leah heiraten will.
-Owen, der cooole Fotograf.
-Davy, der Mitläufer, der bloß nicht anecken möchte.
-Pippa, die die Männer nimmt wie sie kommen und jede Menge Spaß auf ihrer Bude hat.
-Mick, der große Schweiger und
-Mel, die Anwältin.

Allesamt eine Gruppe von Twenty- und Thirty-Sometings, aus denen man ein Generationsportrait zeichnen könnte - was man aber in einem Krimi nicht unebdingt muss. Es bleibt, so scheint es, also bei der Geschichte von Astrid, die von ihr selbst erzählt wird: Wie die WG-Bewohner mit den Morden fertig werden, was es für Eifersüchteleien wegen der verschiedenen Bettgeschichten gibt und und vor allem: wie man mit der Kündigung umgeht, die Hausbesitzer Miles ausspricht: Alle sollen ausziehen, weil er mit Leah dort allein wohnen möchte. Ja - the times are a-changing.
Und dann passiert noch ein Mord.

Und plötzlich wird alles ganz anders, mit einem erzählerischem Kniff bringt das Autorenteam Nicci French schlagartig neue Spannung in ihre erzählte Kriminalgeschichte: im zweiten Treil wird die ganze Geschichte noch einmal erzählt - und zwar aus der Sicht des Täters.
Wieder einmal versierte Spannung von Nicci French. Lebensnah und mit viel Sympathie für die verschiedenen Personen erzählt.

Nicci French
Bis zum bitteren Ende
C. Bertelsmann

10.8.09

Marcus C. Schulte von Drach: Der fremde Wille

Ein grauenhafter Mord in München, im Englischen Garten. Eine junge Frau wurde überfallen, vergewaltigt, brutal getötet - totgebissen, wie es aussieht, wie von einem Tier. Und noch ein Mord ihn ähnliche Ausführung. Und schließlich, als die Mordkommission mit den Beamten Bauer und Born auch die letzte Spur in den beiden höchst mysteriösen Fallen ausermittelt hat - weitere, ähnlich Morde. In Schottland. Auf Hawaii. In Wichita, USA.

Was steckt dahinter? Die schlimmste Befürchtung der beiden Münchener Kommissare und auch ihrer Kollegin in Hawaii und den USA ist: ein Serienmörder auf Reisen. Aber dann zeigt der DNA-Vergleich der Spuren an den verschiedenen Opfern: es sind verschiedene Täter. Doch wie kann das gehen - bei der absolut identischen Tatausführung. Noch dazu, wo in den USA der Täter/einer der Täter ? bei einem Überfall von einer Polizistin erschossen wird und die Verbrechen plötzlich in München weitergehen.

Das alles hat - wir ahnen es sei dem Prolog des Romans - etwas mit den schrecklichen Erlebnissen ein er Expedition in Afrika zu tun , bei der die Teilnehmer auf ein verlassenes Eingebornendorf stießen und dann nacheinander von einem unheimlichen Dschungelwesen getötet worden. Aber wie es genau zusammenhängt - wir können nur spekulieren.
Und das im Rahmen einer sehr gut und spannend erzählten Story, einer Story, für die der Autor, das merkt man, sehr viel in Polizeikreisen recherchiert hat. Sei es der begriff des Serienmordes, sei es die verschiedenen Arten und Profiling und die Glaubenskämpfe, die sie miteinander ausfechten), seien die Ermittlungstechniken oder auch mal ein rechtsphilosophischer Exkurs zum Thema Todesstrafe: es wird schnell kalr dass hier über etwas schriebt, über das er sich gut kundig gemacht. Kein Wunder- Markus C. Schulte von Drach ist auch im eigentlich Reporter, Journalist, er hat für die Süddeutsche Zeitung und viele andere große Tageszeitungen gearbeitet.

Marcus C. Schulte von Drach
Der fremde Wille
Kiepenheuer und Witsch

HÖRBUCH:
Markus C. Schulte von Drach "Der fremde Wille"
gelesen von Heikko Deutschmann 6 Cds 445 Minuten