24.2.09

Catherine O'Flynn: Was mit Kate geschah

Kate hat eine Detektivagentur, zusammen mit ihrem Partner Mickey. Kate unund Mickey arbeiten in Birmingham, das Jahr ist 1984, und ihr zentrales Operationsgebiet ist das Einkaufszentrum von Green Oaks, wo die beiden diesen und jenen und überhaupt alles im Auge behalten.
Reine Detektivarbeit eben.
Kate ist elf, ihr Partner Mickey ist ein Stoffaffe.

Kates Vater ist tot, die Mutter verschwunden - naja: abgehauen. Jetzt kümmert sich die Großmutter mher schlecht als recht um das Mädchen, das ganz in ihrer Arbeit als Detektivin aufgeht. Alles wird in ihr kleines Notizbuch notiert - auch der seltsame Mann, der immer häufiger in der Nähe des Spielplatzes auftaucht.
Schnitt.

20 Jahre später - im Green Oaks Einkaufszentrum in Birmingham arbeiten Lisa und Kurt. Lisa, Anfang 30, ist in einem Plattenladen beschäftigt. Kurt beim Sicherheitsdienst, der über die Monitore der Videoüberwachung immer alles im Blick behält. Und Kurt macht eines Tages eine seltsame Beobachtung auf den Monitoren: nachts, in den Gängen des Einkaufszentrums, sieht er ein kleines Mädchen, etwa 11 Jahre alt, mit einem Stoffaffen im Arm durch die Gänge irren. Doch als er vor Ort nachsieht, ist das Mädchen verschwunden.
Das Rätsel lässt ihm und Lisa keine Ruhe - gemeinsam versuchen sie herauszufinden, welches Geheimnis dahintersteckt.

WAS MIT KATE GESCHAH ist das Debüt der britischen Autorin Catherine O'Flynn, in Großbritannien mit einem Preis bedacht und für verschiedene andere Preise nominiert. Zu recht: selten waren die ersten Seiten, der erste Teil eines Buches derart charmant, spannend, einfühlend erzählt wie die Geschichte der kleinen Kate und ihrer Detektivagentur - ein Jugendkrimi für Erwachsene, der wahrscheinlich jeden Krimileser nicht nur zurückstürzen lässt in seine ersten Lese- und Krimierfahrungen (Enid Blyton, Trixie Belden), sondern mit seiner einzigartigen Sprache auch die Erinnerungen an die eigene Kindheit und die Magie dieser Zeit, als das Wünschen noch zu helfen schien, zurückgeholt wird.
Nicht weniger spannend aber auch der zweite Teil, das Rätsel der geheimnisvollen Erscheinung in Einkaufszentrum und seine Auflösung, die ein wenig die Grenzen des "normalen" Krimis überschreitet, aber dadurch ihren ganz eigenen Reiz gewinnt.
Eine fastasievolle, brillant erzählte Kriminalgeschichte mit dem gewissen Etwas: Ein Debüt der Spitzenklasse!

Catherine O'Flynn
Was mit Kate geschah
Atrium-Verlag

22.2.09

Richard Stark: Keiner rennt für immer

Sieben Männer haben sich getroffen. Einer ist verdrahtet. Das ist gar nicht gut. Parker, Gangster wie alle anderen in der Runde, bemerkt es als erster und er handelt sofort. Der verdrahtete Spitzel überlebt das Treffen nicht.
Aber damit ist auch alles unsicher geworden, was auf dem Treffen besprochen werden sollte - ein Coup, den man gemeinsam starten wollte.
Parker hält sich an den aus der Runde, den er kennt - Nick. Der hat vage Infos für einen kleineren Coup, mit dem man sich sozusagen zwischenfinanzieren kann: Eine Kleinstadtbank fusioniert mit einer größeren Bank. Dazu müssen alle Akten und das Geld transportiert werden. Der Tipp kommt von einem gefeuerten, vorbestraften Ex-Wachmann der Bank, der mal ein Verhältnis mit der Frau des Bankchefs hatte. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für einen Coup: ein Insider als Tippgeber, ein unsicherer Kantonist als Partner.
Parker denkt noch, dass er die Variablen beherrschen kann. Selbst als die Beteiligten dann immer wieder aus dem Ruder laufen. Weil sie eigene Träume haben, die mit ihrem Anteil an dem Coup verwirklich wollen. Die Frau des Bankdirektors, der Arzt des vorbestraften Tippgebers. Und blöderweise noch ein Kopfgeldjäger, der nach dem Mann sucht, der das Pokerspiel am Anfang nicht überlebt hat...
Spannung pur, Parker in Höchstform: ein Pragmatiker des Verbrechens in einem Ensemble von Träumern, Phantasten, gescheiterten Existenzen und puren Chaoten. Wie es ausgeht leist man in KEINER RENNT FÜR IMMER, und wie es weitergeht liest man in FRAGEN SIE DEN PAPAGEI.

Richard Stark war das Pseudonym des US-ameirkanischen Autors Donald E. Westlake (1933 - 2008), der mit seinem umfangreichen Werk zu den großen Autoren des amerikanischen Krimis gehört - in einer Reihe mit Elmore Leonard und Ed McBain.
Westlake begann in den 50er Jahren mit dem Schreiben und konzentrierte sich auf den Krimi - wo er mit souveräner Meisterschaft die unterschiedlichen Varianten beherrschte.
Etwa den realistisch-humoristisch angehauchten Krimi, den er meist unter seinem wirklichen Namen veröffentlichte. Unvergessen hier: seine "Dortmunder"-Reihe, eine Serie von Krimis über die immer missglückenden Coups des selbsternannten Supergangsters John Archibald Dortmunder.
Den gepflegten Cop-Krimi schrieb Westlake unter dem Decknamen Tucker Coe - eine Serie um den pensionierten und traumatisierten Ex-Cop Mitch Tobin

Sein Meisterwerk schließlich war die Erfindung des Gangsters PARKER, über den er 1962 seinen ersten Roman schrieb ("The Hunter", auf deutsch zuletzt erschienen als: "Payback").
Mit "Parker" stellte Richard Stark sich gegen fast alle Genre-Regeln des Krimis: denn der Gangster ohne Vornamen ist ein Pragmatiker des Verbrechens, ein Einzelgänger, dessen Credo lautet: tue, was der Sache wegen getan werden muss und lass dich nicht von Gefühlen leiten.
Mehr als 20 Romane mit "Parker" hat Richard Stark geschrieben die meisten erschienen in den siebziger und achtziger Jahren auch auf deutsch, in Krimireihen, wo sie als gängiger "pulp" kaum auffielen, denn Richard Stark beherrschte den lakonischen Erzählton der Krimi-Entertainments perfekt.
Erst 2009 - nach längerer Pause - erschien mit FRAGEN SIE DEN PAPAGEI wieder ein Parker-Roman auf deutsch und wurde auch prompt mit dem DEUTSCHEN KRIMI PREIS ausgezeichnet - über den Westlake/Stark sich leider nicht mehr freuen konnte, weil er in der Silvesternacht 2008 während eines Mexiko-Urlaubs an einem Herzinfarkt starb.
Deutsche Website zu Richard Stark:
http://www.richard-stark.de/

Richard Stark
Keiner rennt für immer
Zsolnay