20.7.08

Ilkka Remes: Das Erbe des Bösen

Der alte Mann, der da eines Tages in Berlin dahlem vor dem Gebäude des Institutes für Politische Wissenschaft der Freien Universität Berlin steht, ist Rolf Narva, finnischer Wissenschaftler, der nach dem Krieg lange bei der NASA mit Wernher von Braun an der Eroberung des Weltraum gearbeitet hat. Rolf Narva ist hier in Berlin-Dahlem, weil er das Geäude noch aus der Zeit des Dritten Reiches kennt - als hier das berüchtigte "Institut für Rassenhygiene" untergebracht war. Hier hat damals auch mit einer ganz privaten Liebesaffäre die Geschichte ihren Anfang genommen, deren Folgen sich jetzt daramatisch auf das Leben von Rolfs Sohn Erik Narva und seine Familie auswirken.

Denn als sein Vater in Berlin bei der Verfolgung seiner Vergangenheit plötzlich verschwindet, setzt Erik, Inhaber einer Firma für Gentechnologie, alle Hebel in Bewegung, um Licht ins Dunkel der Verstrickungen zu bringen, in die seine Eltern seinerzeit geraten sind.
Die ersten Spuren, die Erik in Deutschland aufbnimmt, führen ihn auf einen Friedhof in Thüringen, wo die Handlanger offenbar islamistischer Terroristen eines der letzten Vermächtnisse der Nazi-Waffenschmiede im "Mittelbau 2" deponiert haben, wo bis zum Kriegsende an der Konstruktion der "Wunderwaffe" gearbeitet wurde. Es geht um ein paar Gramm Radium, waffenfähiges Material, das als Bombe gezündet den atomaren GAU in Europa auslösen könnte.

Die Suche nach dem Radium wird für Erik Narva zugleich auch zur Reise in die Familiengeschichte - weil er Zug um Zug herausfindet, dass seine Eltern als finnische Wissanschaftler in deutschen Diensten nach Kriegsende zusammen mit ihren deutschen Kollegen im Rahmen der "Operation Paperclip" in die USA gebracht wurden - wo sie entscheidend am Aufbau des Raketenprogrammas der NASA und in anderen Bereichen mitarbeiteten.+

Diese Hintergrundgeschichte, mit der der finnische Spannungsspezialist Ilkka Remes seinen mitunter vielleicht etwas zu hektischen Thriller grundiert, ist das wirklich interessante an dem Buch: er zeigt nicht nur die bekannten Linien, die von der Nazi-"Wunderwaffe" nahezu geradewegs zum Weltraumprogramm der USA führten, sondern er deckt auch die idelogischen Verbandelungen zwischen der "Rassenhygiene" und Eugenik des Dritten Reiches und der modernen Genforschung und Gentechnologie auf.

Ilkka Remes
Das Erbe des Bösen
dtv Broschur

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