31.7.08

Andreas Franz
Spiel der Teufel

Bestseller-Autor aus Hessen

Wallace-Spannung im neuen Gewand

Edgar Wallace lebt. Er heißt jetzt Andreas Franz, lebt in Hessen und hat sich in den letzten 15 Jahren mit 17 Romanen einen Dauerplatz in den Bestsellerlisten erschrieben.
Nun sind Bestseller noch nie durch besondere Stilistik und Sprachkunst aufgefallen - danach muss man auch bei Andreas Franz lange suchen. Bestseller werden Bestseller, weil sie in Story und Sentiment aufs Gigantische setzen, die ganz großen Gefühle, die ganz großen Komplotte, den ganz großen Nervenkitzel. So auch hier, genau wie zu Zeiten von Wallace selig, wo es immer um einen finsteren »Hexer«, einen »Mönch mit der Peitsche« oder wenigstens um den »Safe mit dem Rätselschloss« gehen musste. Dass da mitunter die Logik des Plots ein wenig auf der Strecke blieb, hat damals keinen gestört und stört auch beim »Spiel der Teufel« von Andreas Franz kaum.
Hat sich Kommissar Gert Wegner in der Garage seiner Kieler Vorortvilla wirklich selbst mit Autoabgasen vergiftet? Wegners Kollegen Sören Henning und Lisa Santos, Serienhelden von Andreas Franz, haben ihre Zweifel, zumal in derselben Nacht noch die Leiche einer Asiatin gefunden wird, die eine Profi-Killerin gewesen zu sein scheint.
Und ebenfalls zur gleichen Zeit erhält der angesehener Herzchirurg Besuch von einem zwielichtigen russischen Geschäftsmann und dessen Assistentin. Die beiden machen ihm ein Angebot in Sachen Organhandel, das ihm einen Schauer über den Rücken laufen lässt.
Ab sofort laufen die polizeilichen Ermittlungen von Lisa Santos und Sören Henning und die Geschichte des erpressten Chirurgen parallel zueinander ab und man braucht nicht viel Fantasie, um zu ahnen, dass sie am Ende beim Showdown zum gemeinsamen Höhepunkt kommen werden.
"Spiel der Teufel" orientiert sich an der Erzählweise von Henning Mankell, dem schmucklosen ausgebreiteten Bericht dessen, was geschieht, der gelegentlich durch Szenen mit großem Schauwert akzentuiert wird: Nachteinsätze, Razzien und düstere Dialoge über die Ungeheuerlichkeit des Verbrechens, mit dem man es in diesem Fall zu tun hat. Ganz wie bei Wallace eben.  - Reinhard Jahn

Veröffentlicht am 31.7.2008 in NRZ / WAZ Funke Medien

Andreas Franz
Spiel der Teufel
496 Seiten
Knaur Hardcover

30.7.08

Ken Bruen & Jason Starr: Flop

Nichts für Blondinen:
Harte Kerle, schöne Frauen. So muss Krimi sein.

Von Reinhard Jahn

Max Fisher macht in New York in Internet-Erotik, hat eine Verhältnis mit seiner Sekretärin Angela und seine Gattin Deirdre satt. Als Angela ihm von ihrem - gelinde gesagt: psychopathischen irischen Freund Dillon erzählt, der für gutes Geld miese Jobs erledigt, ist für Max sofort alles klar: Dillon ist der Mann, der ihm helfen kann, Deirdre aus dem Weg zu schaffen.
Was Max nicht ahnt, als er Dillon mit 10000 Dollar in kleinen Scheinen für den Mord an Deirdre engagiert, ist, dass Dillon nicht nur ein Psychopath ist, sondern auch viel, viel mehr als nur Angelas platonischer Freund.
So kommt in "Flop" von Ken Bruen und Jason Starr eins zum anderen und nie kommt es so, wie man es erwartet, denn life is a bitch - was soviel heißt wie: Trau keiner Frau, und einer Blondine schon mal gar nicht.
Das irisch-amerikanische Autorenteam Bruen und Starr lässt in seinem ersten Gemeinschaftswerk die Tradition der "guten alten" Pulp-Krimis wieder aufleben, den Geist der billigen Taschenbücher, die im Nachkriegsamerika der fünfziger das existentialistische Lied vom einsamen Kerl sangen, der eigentlich immer auf seiner Suche nach einem Zipfel vom Glück von einer Blondine beschissen wird. Man spürt das große Vergnügen - und auch die Liebe zum Genre - das die Autoren bei ihrer straighten, klaren Geschichte haben. Hier wird nicht gedacht, sondern gehandelt, hier blitzt die sarkastische Witz aus jeder Dialogzeile, hier lebt PULP FICTION. Und zwar so gut, wie sie in den meisten alten Pulps wahrscheinlich niemals war.
Die Reihe »Hard Case Crime«, die in Deutschland bei Rotbuch erscheint, hat in den USA die Tradition der Pulps wieder aufleben lassen - hier erscheinen Wiederveröffentlichungen alter Titel und - wie bei »Flop« - neu geschriebene Pulps aus unserer Welt. Das ist ein Konzept, das alles auf eine Karte setzt - inhaltlich ebenso wie formal: Hard Case-Crimes kommen nämlich auch mit den Titelbildern daher, mit denen man vor 50 Jahren Krimis verkaufte: Zeichnungen von harten kantigen Kerlen und - unverzichtbar - einer wenig bekleideten Frau. Der Stil ist knapp und zupackend, die Figuren reduziert und die Handlung auf Spannung und Effekte jenseits der bluttriefenden Serienkiller-Romane gestrickt. Krimis für Liebhaber, Krimi für Männer. Und keinesfalls für Blondinen.

Ken Bruen & Jason Starr
Flop
Hard Case Crime bei Rotbuch
288 Seiten

29.7.08

Simone Buchholz: Revolverherz

Liebeserklärung an St. Pauli:
Sentimentaler Kiez-Krimi

Knapp 20 Jahre nachdem Frank Göhre mit seiner St. Pauli-Trilogie deutsche Krimi-Geschichte geschrieben hat, steht die "sündigste Meile" Deutschlands wieder im Mittelpunkt eines Krimis - und was für eines. Wo Göhre die düsteren Verstrickungen zwischen Geld und Gangstern, Verwaltung und Verbrechen sezierte, kommt Simone Buchholz mit ihrem betörenden Debüt "Revolverherz" ganz stylish mit einer Liebeserklärung an ihren Kiez daher. Und überzeugt.
Chastity Riley, Deutsche mit amerikanischem Vater, ist Staatsanwältin in Hamburg, einerseits taff und andererseits gnadenlos romantisch, unschlagbar sentimental, wenn es um ihren Kiez und St. Georg geht. Sie raucht wie ein Schlot und trinkt wie ein Kerl, hängt am Wochenende mit ihrer Freundin Carla beim FC St. Pauli ab und bleibt dabei trotz allem Macho-Getue eine Frau - eine unruhige, suchende, unsichere.
Zum Glück hat sie "den Faller" an ihrer Seite, Kommissar bei der Mordkommission. Ein Kerl, der aussieht wie Robert Mitchum in seinen besten Jahren, einer mit Familie und Kindern. Also das absolute Kontrastprogramm zum Gelegenheitsganoven Klatsche aus der Nachbarwohnung, unsteter Gast in Chastitys Leben und ihrem Bett.
Und wo bleibt der Krimi bei der ganzen Sache? Keine Sorge, da kommt man auch ganz auf seine Kosten: Wer ist der Serienkiller, der die Tänzerinnen aus dem »Acapulco« betört, betäubt und skalpiert, um ihre Leichen auf Hamburgs Straßen auszustellen?
Gemeinsam mit ihren männlichen Unterstützern aus Halbwelt und Polizei, die alle wahrscheinlich ebenso ein bisschen in sie verliebt wie der Leser nach den ersten Seiten, macht sich Frau Staatsanwältin auf die Jagd.
"Revolverherz" ist ein betörendes Debüt, sprachlicher und stilistischer Hochglanz, mit Figuren bigger than life und gerade deshalb unvergesslich. Und außerdem eine Liebeserklärung an Hamburg und seine sündigen Ecken.

Droemer Broschur
272 Seiten

26.7.08

Robert Wilson: Der Blinde von Sevilla

In Sevilla geht ein Serienmörder um, der seine Opfer auf eine perfide Art zu Tode quält. Das erste Opfer des "Blinden", wie ihn die Presse bald nennt, ist Raúl Jiménez, einer der Bau- und Restaurantmogule Sevillas.

In der hat Täter gefesselt und offenbar gezwungen, sich etwas anzuschauen. Und ihm deshalb die Augenlider abgeschnitten. Die perfide Taktik des Killers: Wenn sein Opfer nicht erträgt, was es anschauen soll, stranguliert es sich in der raffinierten Fesselung selbst.
Ein Fall für Kommissar Javier Falcón. Schon bald wird für den Kommissra die Jagd nach dem Mörder zu einer ganz persönlichen Sache.

Das ist abseits aller Klischees der gängigen Serienkiller-Romane eine große, tragische Geschichte aus Spanien, aus Europa. Es geht um Angst, verdrängte und vergessene Vergangenheit - genau wie in Robert Wilsons bereits preisgekröntem Roman "Tod in Lissabon".

Robert Wilson
Der Blinde von Sevilla
Goldmann TB

25.7.08

Markus Stromiedel: Zwillingsspiel

Polit-Thriller aus dem Zentrum der Macht in Berlin.

Berlin, S-Bahn-Station Savignyplatz. Als die S-Bahn einfährt, stehen sieben menschen auf dem Bahnsteig. Noch ehe der Zug zum Stehen gekommen ist, explodiert unterm Bahnsteig die Bombe. Alle sieben Menschen sterben - weitere Opfer eine Attenatsserie offenbar islamistsicher Terroristen, die bereits zwei Attenatte in belrin verübt haben?
Kommissar Paul Selig von der Kripo glaubt es nicht so ganz. Es ist eher ein Gefühl als indiziengestützte Sicherheit, dass hinter dem letzten Anschlag viel mehr steckt. Und vor allem: kein Terrorist.

Paul Selig Ermittlungen werden genauestens beobachtet von Lisa, seiner Zwillingsschwester (und Rivalin seit Kindertagen). Als Staatssekretärin im Innenministerium sitzt sie an den Hebeln der Macht - und das ist in diesem Fall der Innenminister, der deutliche Ambitionen aufs Kanzleramt hat. Falls die Regierungspartei die anstehenden Wahlen gewinnen sollte.
Dass die beiden Komplexe - das Attenatt und der Kampf ums Kanzleramt - etwas miteinander zu tun haben, wird schnell klar. Doch wie eng und dicht hier in Berlin Macht und Gewalt. Korruption und Intrige miteinender verschmolzen sind, wird erst am Ende dieses Thrillers deutlich. Das ist - trotz der mehr als 600 Seiten - alles sehr knapp und ökonomisch erzählt, so dass nirgendwo Langeweile aufkommt.

Und das Fazit, das man aus dem Geflecht von Intrigen und Gewalt zieht, kann nur lauten: Traue niemand. Und zwar immer.

Markus Stromiedel:
Zwillingsspiel
Knaur

24.7.08

Andras: Schatten

Winter in Wien. Die Leiche einer jungen Frau wird gefunden, an ein Kreuz gefesselt, nackt, offenbar zuvor - ja was? gequält? misshandelt? gefoltert? Die Spuren die ihr Körper zeigt, stammen ganz eindeutig von verschiedenen Ritualen, wie sie in der SM-Szene üblich sich, sind also Ergebnis sadomsoschistischer Praktiken. Die eigentlich stets einvernehmlich - und auch dann nur mit einem vereinbarten safeword ausgeübt werden.

Wenn es einen gibt, der sich in dieser Szene auskennt, dann ist das Marcus Wolf, Besitzer und Betreiber des DOMINION; eines exclusiven SM-Clubs und früher einmal Kripokommissar. Zum Rollenwechsel kam es, als er von seinem Onkel den Club und ein Bordell erbte, und man ihn wegen des angeblichen Interessenskonfliktes aus dem Polzeidienst gemobbt hat.
Jetzt wird Marcus Wolf zuerst als Experte und später auch wieder als Polizist in die Ermittlungen in der Mordserie eingebezogen. Und schnell stellt er zu seinem Erschrecken fest, dass die beiden Opfer offenbar Gast in seinem DOMINION waren - in Begleitung eines Unbekannten mit einer Lackmaske.
Der Autor von SCHATTEN nennt sich ganz anonym nur "Andreas" und soll über intime Kenntnisse aus der SM-Szene verfügen. Das glaubt man schnell, nicht nur weil die Schilderungen dessen, was im DOMINION geschieht so explizit sind, dass man das Buch einem unbefangenen Leser eigentlich nicht ohne weiteres empfehlen kann.

Die Droge, um die es geht, ist SCHMERZ. Im Zusammenhang mit Liebe. Da ist Marcus Wolf der "Dom", der seiner Neigung mit seinen drei "Sklavinnen" Caro, Amber und Jacqueline auslebt - auf der einen Seite hoch ästhetisch, auf der anderen für den unbefangenen Zuschauer auch höchst befremdlich.

SCHATTEN von der Schilderung des Milieus her viel interessanter als von der Krimi-Handlung, die sich in den bekannten Bahnen des Serienmörder-Romans bewegt: ein Thriller, der Einblicke nicht nur in die die dunkleren Seiten der Sexualität, sondern auch die dunklen Seiten der Liebe gibt.

Andras:
Schatten
Heyne HARDCORE

23.7.08

Sebastian Dönhoff: Savoy Blues

Ein Fall für Kommissar Sebastian Fink. Schauplatz ist Hamburg, ein alter Postbote ist tot ins ener Wohnung gefunden worden. Der Verdacht auf Mord wird von einer Angehörigen ausgesprochen, die den ambulanten Pfleger des Toten verdächtigt. Und tatsächlich steht bals fest, dass der Tote statt einer Vitaminspritze eine Insulininjektion bekommen hat.
Doch der verdächtigte Pleger hat ein Alibi.

Zeit für ein wenig privatleben unseres neuen Kommissars Sebastian Fink- ein Neuling im Hamburger Polizeipräsidium. Sein erster Auftritt ist recht souverän: kein Grübler, sondern eher ein Pramatiker, einer mit dem Hezr am rechten Fleck und dem nötigen Quentchen kriminalistischer Intuition und Nonkonformismus, die ein guter Krimi-Held braucht.
Dass des Tod des alten mannes, der eine Sammlung alter Jazzblatten sein eigen nannte, keine isolierte Tat war, wird Sebastian Fink klar, als DJ Jack am Tag nachs einem Auftritt in einer Fernsehshow tot aufgefunden wird. Todesurscahe - klar: Insulin. Zum TV- und Popmusik-Star war der greise Mann geworden, weiler eine alte Swingnummer - den SAVOY BLUES von Louis Armstrong - zu einer modernen Disco-Version gemixt hatte. Sollten die Morde vielleicht etwas mit den Swing-Kids zu tun, die im Hamburg des III. Reiches heimlich die amerikansiche Musik hörten und deshalb verfolgt wurden?

Souveräner erster Auftritt eines neunen deutschen Krimi-Heldne. Kommissar Sebastian Fink von der Kripo Hamburg gerät bei seinen Ermittlungen zum Tod zweier alter Männer tief in die deutsche Vergangenheit.

Friedrich Dönhoff
Savoy Blues - Ein Fall für Sebastian Fink
Diogenes Taschenbuch

22.7.08

Pieter Aspe: Blaues Blut

Belgien ist kompliziert - es gibt den Sprachenstreit, es gibt den zwar befriedeten, aber wohl doch nicht ausgestandenen Konflikt zwischen Flamen und Wallonen, und es gibt mehr als eine Handvoll konkurrierender Polizeiorganisationen, die eifersüchtig auf ihre Zuständigkeiten pochen und sich dabei immer wieder gegenseitig im Wege stehen. Und überall laufen Touristen herum.

Kein Wunder also, dass Commissaris Pieter Van In von der Polizei in Brügge es schwer hat mit seinem aktuellen Fall. Denn zu allem Überfluss kommt auch noch Eifersucht dazu: da taucht plötzlich der ehemalige Liebhaber seiner Freundin, der Untersuchungsrichterin Hannelore Martens auf - Valentjin Heyden ist der etwas durchgeknallte Sohn des pensionierten Kassationsgerichtsrates Marcus Heyden, der offenbar gerade an dem Abend unmgebracht worden ist, an dem Valentijn seine Ex wieder ins Bett zu kriegen versuchte. Kein Wunder, dass Commissaris Van In gleich an das nächstliegende denkt - dass sich hier jemand ein bombensicheres ALibi verschaffen wollte.

Doch einfach ist die Sache natürlich nicht, denn - wie gesagt - Belgien ist kompliziert, und deshalb sind auch die Mordfälle hier ziemlich vertrackt. Die Spur, die Pieter Van In mit seinem treuen Mitsreiter, dem harmlos schwulen Inspektor Versavel aufnimmt, führt nicht nur zur Beziehungskrise mit Hannelore, sondern auch am Ende über die verschiedenen Kinder des Ermordeten bis ins belgische Königshaus. Denn Belgien ist zwar kompliziert, aber auf der anderen Seite auch ziemlich klein und übersichtlich. Und voller Touristen.

Pieter Aspe:
Blaues Blut
Fischer Taschenbuch

20.7.08

Ilkka Remes: Das Erbe des Bösen

Der alte Mann, der da eines Tages in Berlin dahlem vor dem Gebäude des Institutes für Politische Wissenschaft der Freien Universität Berlin steht, ist Rolf Narva, finnischer Wissenschaftler, der nach dem Krieg lange bei der NASA mit Wernher von Braun an der Eroberung des Weltraum gearbeitet hat. Rolf Narva ist hier in Berlin-Dahlem, weil er das Geäude noch aus der Zeit des Dritten Reiches kennt - als hier das berüchtigte "Institut für Rassenhygiene" untergebracht war. Hier hat damals auch mit einer ganz privaten Liebesaffäre die Geschichte ihren Anfang genommen, deren Folgen sich jetzt daramatisch auf das Leben von Rolfs Sohn Erik Narva und seine Familie auswirken.

Denn als sein Vater in Berlin bei der Verfolgung seiner Vergangenheit plötzlich verschwindet, setzt Erik, Inhaber einer Firma für Gentechnologie, alle Hebel in Bewegung, um Licht ins Dunkel der Verstrickungen zu bringen, in die seine Eltern seinerzeit geraten sind.
Die ersten Spuren, die Erik in Deutschland aufbnimmt, führen ihn auf einen Friedhof in Thüringen, wo die Handlanger offenbar islamistischer Terroristen eines der letzten Vermächtnisse der Nazi-Waffenschmiede im "Mittelbau 2" deponiert haben, wo bis zum Kriegsende an der Konstruktion der "Wunderwaffe" gearbeitet wurde. Es geht um ein paar Gramm Radium, waffenfähiges Material, das als Bombe gezündet den atomaren GAU in Europa auslösen könnte.

Die Suche nach dem Radium wird für Erik Narva zugleich auch zur Reise in die Familiengeschichte - weil er Zug um Zug herausfindet, dass seine Eltern als finnische Wissanschaftler in deutschen Diensten nach Kriegsende zusammen mit ihren deutschen Kollegen im Rahmen der "Operation Paperclip" in die USA gebracht wurden - wo sie entscheidend am Aufbau des Raketenprogrammas der NASA und in anderen Bereichen mitarbeiteten.+

Diese Hintergrundgeschichte, mit der der finnische Spannungsspezialist Ilkka Remes seinen mitunter vielleicht etwas zu hektischen Thriller grundiert, ist das wirklich interessante an dem Buch: er zeigt nicht nur die bekannten Linien, die von der Nazi-"Wunderwaffe" nahezu geradewegs zum Weltraumprogramm der USA führten, sondern er deckt auch die idelogischen Verbandelungen zwischen der "Rassenhygiene" und Eugenik des Dritten Reiches und der modernen Genforschung und Gentechnologie auf.

Ilkka Remes
Das Erbe des Bösen
dtv Broschur

19.7.08

A.J. Holt: Internet-Kill / Chamäleon

Wissen Sie, wer alles Ihre Daten hat? Wo Sie als "Profil" gespeichert sind? Bei Ihrem Internetbuchhändler, Ihrer Telefongesellschaft, Ihrer Bank, allen staatlichen Behörden, bei Ihrem Fitnessstudio, Ihrem Solarium, Ihrem Stammrestaurant, vielleicht sogar in der Stammkundendatenbank beim Käsehändler Ihres Vertrauens.

Jay Fletcher könnte Ihnen das alles sagen, innerhalb kürzester Zeit hätte sie, eine der besten Computerspezialistinnen des FBI, alles über Sie herausgefunden. Denn auf dem Information-Highway und im Internet ist sie nicht zu schlagen - und an ihrer Arbeit kann man erkennen, wieviel Daten jeder Mensch in einer Industrienation wie den USA hinterlässt. Diesen sogenannten "Datenschatten" ausfindig zu machen und zu jagen - das ist das Spezialgebiet von Jay Fletcher, die es dabei manchmal mit den Vorschriften nicht so genau nimmt.
Das lassen sich allerdings ihre Vorgesetzten nicht bieten und schieben sie deshalb ab in die Provinz, nach Santa Fe.

Aber natürlich ist so eine Versetzung in so ein Nest für jemanden, der im globalen Dorf zuhause ist, absolut lächerlich. Schließlich hat Jay auch in Sante Fe einen Internetzugang und den nutzt sie, um sich in die Ermittlungen und Fahndung nach einem höchst raffinierten Serienkiller einzuschalten.

Chamäleon:
Nachdem Jay Fletcher den Serienkiller "Billy Bones" zur Strecke gebracht hat, muss sie untertauchen. Nicht nur, um sich der Rache des Täters zu entziehen, sondern auch weil sie eine Pause braucht, ausgebrannt ist In Nordkaliforniern findet sie die Ruhe, die sie braucht - allerdings nicht lange.
Denn schon bald gerät sie ins Visier eines Killer, gegen den die Mordphantasien von Billy Bones nur harmlose Träume sind.
Und selbst auf ihrem ureigensten Gebiet, der Datenrecherche und dem Internet ist der neue Gegner Jay Fletcher überlegen. Und die Jagd endet schließlich in den Sümpfen von Lousiana, weitab von jedem Datenanschluss und nur Auge in Auge.

A.J. Holt
InternetKill
Bastei Lübbe

A.J. Holt:
Chamäleon
Bastei-Lübbe

18.7.08

Dan Brown: Diabolus

Der Erstlings-Roman des SAKRILEG-Autors. Es geht um Kryptografie, eines der zentralen Themen im Internet: Verschlüsselungstechnologien und die Methoden, wie man verschlüsselte Nachrichten entschlüsselt.

Damit befasst man sich selbstverständlich auch in der NSA, der amerikanischen National Sercurity Agency in Fort Meade, Maryland. Dort ist die Zentrale - ein gigantische Bürohaus mit schwarz verspiegelter Front, durch deren Scheiben, wie man sagt, kein Funk- oder anderes Signal dringen kann. Crypto-City heißt das NSA-Gelände, das eine eigene Autobahnabfahrt hat, die nur von NSA-Angestellten benutzt werden darf. Die NSA ist schon von jeher DIE Hassbehörde aller Verschwörungstheoretiker und DER Lieblingsgeheimdienst eines jeden Thriller-Autors.

Susan Fletcher arbeitet als Kryptologin bei der NSA und ist dort zuständig für das Schnüffelprogramm, das verschlüsselte Nachrichten aus den Datenströmen des Internets dekodiert.
Alarmiert wird sie, als das Programm auf einen Code stößt, den es NICHT knacken kann. Die ersten Recherchen ergeben schnell: Ein ehemaliger NSA Mann, der Japaner Tanaka, scheint diesen Supercode entwickelt zu haben. Und aus einigen Indizien geht auch hervor, wozu er ihn nutzen wollte: Um die Machenschaften und den Machtmissbrauch der NSA an die Öffentlichkeit zu bringen.

Nur leider kann er das nicht mehr - denn er wurde in Spanien ermordet. Doch den Schlüssel zum Knacken seines Codes müsste er noch bei sich haben.
Auftritt David Becker, der sportliche, gutaussehende, abenteuerlustige Freund unserer Heldin Susan. Susans Chef und Susan selbst können ihn überreden, nach Spanien zu fliegen, um sich die Hinterlassenschaften von Tanaka anzusehen und nach dem verborgenen Schlüssel des Supercodes zu suchen.

Doch auch andere Parteien haben allergrößtes Interesse an dem Codes, und so kommts, wie es bei Dan Brown kommen muss: Eine Jagd von einem Cliffhanger zum nächsten, bis am Ende das Showdown in der super-geheimen NSA-Zentrale stattfinden kann...

Dan Brown:
Diabolus
Bastei-Lübbe, HC und TB

17.7.08

David Peace: 1974

Yorkshire, Freitag, 13. Dezember 1974, zehn Tage vor Weihnachten: Edward Dunford, Polizeireporter bei der EVENING POST, ist auf der Pressekonferenz, die Detective Chief Superintendent George Oldman gibt. Ein Mädchen ist verschwunden: Clare Kemplay, 10 Jahre, auf dem Schulweg verschwunden.
Das ist DIE Story für Eddie Dunford, Kriminalreporter für Nord-England, die Story, mit der er seinen dandyhaften Kollegen Jack Whitehead. Eine düstere Story, düsterer, als Eddie es sich jemals vorgestellt hat. Clares Leiche in einer Baugrube gefunden: zu Tode gequält und mit zwei angenähten Schwanenflügeln auf dem Rücken. Eddie weiß, dass noch andere Mädchen verschwunden sind: Jeanette Garland, seit Juli 1969, und Susan Ridyard, seit März 1972.

David Peaces Auftakt zu seiner wegweisenden Yorkshire-Trilogie: (1974 / 77 /80), so düster, schmutzig und absolut zynisch hat man die Vorweihnachtszeit noch nie beschrieben.

David Peace
1974
Liebeskind Hardcover
Heyne Taschenbuch
HÖRBUCH: gelesen von Michael Hansonis, 8 CD
Hörspielfasssung: Zwei Teile, WDR 2007

15.7.08

Jacques Berndorf: Ein guter Mann

Wie heißt ein GUTER MANN im Polit-Thriller oder im Action-Roman? Ein GUTER MANN heißt Bond, James Bond, oder Graf Hamilton, oder manchmal heißt er auch Siggi Baumeister, wie in den Eifel-Krimis von Jacques Berndorf.

Aber KARL MÜLLER? Müller ist Agent des Bundesnachrichtendienstes.
Dazu gehört - so fängt alles an - dass Müller nach Damaskus fliegt, um seinen Informanten Achmed zu treffen, einen an und für sich harm- und bedeutungslosen Computerfreak.

Mysteriös wird die Sache erst, als der BND einige Tage später Achmed zufällig in Berlin sichtet. Was der Syrer in Deutschland macht - wie er überhaupt eingereist ist: keine Ahnung. Karl Müller ist alarmiert, seine Vorgesetzten ebenso. Zurecht, wie sich bald herausstellt, wenn die Geschichte an Tempo gewinnt.

Radioaktives, hochgefährliches Kobalt wird geraubt. Achmed ist in die Sache verwickelt und beim BND schrillen alle Alarmglocken. Die Stichworte sind: Islamisten, Al Kaida und "Schmutzige Bombe". Auf diese Spur wird Karl Müller gesetzt - wie gesagt: EIN GUTER MANN.
Aber als ob das alles noch nicht genügte, gibt es in Müllers Privatleben eine dramatische Entwicklung nach der anderen: die Trennung von seiner Frau, der plötzliche Tod seines Vaters, die Begegnung mit der betörend schönen Werbe-Managerin Karen - das alles muss Müller quasi zwischendurch noch verarbeiten, während er mit wechselndem Erfolg die Spur seines Freundes Achmed in Deutschland verfolgt, der keine Skrupel hat, tatsächlich eine schmutzige Bombe mitten ins Herz Berlins zu schleusen: ins SONY-Center. Wird er Karl Müller gelingen, den schrecklichen Plan der geheimnisvollen Terroristen zu vereiteln?

Es ist vielleicht Geschmackssache, ob man mit diesem KARL MÜLLER so richtig warm wird, wenn man bisher auf die Siggi Baumeister-Romane Jacques Berndorf abonniert gewesen ist. EIN GUTER MANN ist ein hektischer, manchmal atemloser Geheimdienstthriller, der seine Schauplätze quer durch Deutschland öfter wechselt als der Held sein Oberhemd und mit seinem Terrorismus-Thema auch ein ganz anderer Stoff, als wir von den Eifel-Romanen gewohnt sind.

Jacques Berndorf:
Ein guter Mann
Heyne

14.7.08

Theo Pointner: Der Dominoeffekt

Der Niederrhein und das Ruhrgebiet als Schauplatz des europaweit operierenden organisierten Verbrechens: das ist die Geschichte, die Theo Pointner aus Essen in seinem inzwischen achten Kriminalroman auffächert. Im Mittelpunkt steht wieder seine Lieblingsheldin, die Kommissarin Katharina Thalbach von der Bochumer Kripo - die übrigens nichts, aber auch gar nichts mit der Berliner Schauspielerin gleichen Namens zu tun hat.

Für Katharina Thalbach beginnt der Fall mit dem nächtlichen Überfall auf einen Bochumer Juwelier, bei dem ein Wachmann zu Tode kommt - ungeplant, wie wir aus der Vorgeschichte wissen.

Aber mit dem Tod gerät das sorgfältig eingefädelte Szenario einiger deutsch-russischer Dunkelmänner aus dem Gleichgewicht, die ihr kriminelles Personal - ganz nach den Gesetzen moderner Produktion JUST IN TIME - aus Rumänien und der ehemaligen Sowjetunion einfliegen lassen.
Die Verfolgung der Bochumer Spuren führen Katharina Thalbach und ihre Männer bis an den Niederrhein und wieder zurück, und ihre Ermittlungen kreuzen dabei auch die Wege des dubiosen Privatdetektivs Vollmert, für den sich ein scheinbar ganz normaler Ehegatten-Auftrag schließlich als höchst gefährliches Unternehmen entpuppt - aber wie es beim Dominoeffekt halt so ist: wenn erst einmal ein Stein umgestoßen worden ist, fallen die anderen ganz automatisch.
Damit ist das Prinzip von Pointners Geschichte auch sehr gut umrissen: Aktion und Reaktion, Verfolgung und Verhaftung, Zug um Zug folgt in der durchaus realistisch angelegten Geschichte aus der Halbwelt des Ruhrgebiets eins aus dem anderen - bis am Ende die ganze Reihe von Dominosteinen umgefallen ist und Kommissarin Thalbach nur noch eines übrig bleibt: ihre privaten Liebesprobleme zu lösen. Aber darüber werden wir wahrscheinlich mehr im nächsten Roman erfahren.

Theo Pointner
Der Dominoeffekt
grafit Taschenbuch

13.7.08

Ilkka Remes: Ewige Nacht

In Europa werden mehrere Geldtransporter überfallen - das ist noch kein Grund, für die Terror-Abwehr, aufmerksam zu werden. Das passiert erst, als bei einem neuerlichen Überfall in Finnland an der russischen Grenze die Gangster mit dem gestohlenen Transporter eine seltsame Stippvisite aufs russische Territorium machen, ehe sie sich absetzen.

Ein Fall, der das Interesse des "verrückten Finnen" bei der TERA, der in Brüssel stationierten Anti-Terror-Einheit der Europäischen Union, weckt.
Der "verrückte Finne" heißt Timo Nartumo und ist bei allem James-Bond-Heldentum, das er bei seiner Jagd nach den Gangstern an den Tag aber auch ein besorgter Vater und Mann, der zwischendurch immer wieder sein Liebes- und Familienleben koordinieren muss: vorzugsweise per Mobiltelefon.

Die Verfolgung der Gangster, die bei ihrem Überfall nicht nur - man ahnt es - auf Bares aus waren, sondern auf einen nuklearen Sprengkopf aus russischen Restbeständen, führt unseren Helden durch halb Europa und weiter bis nach Afrika, wo sich dann am Ende erst der ganze Schrecken des terroristischen Planes offenbart, mit dem die Erde in die EWIGE NACHT gestürzt werden soll.

So weit, so gut - nur ein weiterer Thriller aus der "Ein Mann rettet die Welt"-Schublade, könnte man jetzt sagen, wenn Ilkka Remes seine rasante Action-Geschichte nicht nur historisch, sondern auch politisch genau und überraschend engagiert verortet hätte: es geht um das belgische Kolonialregime im Kongo, das König Leopold II. im 19. Jahrhundert aufgebaut hat, als er den afrikanischen Staat quasi als seine persönliche Schatzkammer betrachtete, aus der er und seine Gefolgsleute sich in einem dicht geknüpftes Netz aus Korruption und Günstlingswirtschaft bedient haben.

Ilkka Remes ist mit EWIGE NACHT nicht nur ein Euro-Thriller erster Güte gelungen, sondern auch ein engagierter Spannungsroman, der neben dem Nervenkitzel auch noch ein wenig Erkenntnisgewinn über die europäische Kolonialgeschichte bringt. Der Autor, Jahrgang 1962, ist so etwas wie der Mikka Häkinnen der finnischen Spannungsliteratur: mit seinen bislang acht Büchern extrem erfolgreich in seinem Heimatland und jetzt auf dem besten Weg, neben dem bekannten finnischen Autorennfahrer der nächste weltweit erfolgreiche Exportartikel Finnlands zu werden.

Ilkka Remes
Ewige Nacht
dtv broschur

12.7.08

Theodore Roszak:Schattenlichter

Ein Roman, eine Liebeserklärung an die - wie manche meinen - schönste aller Künste:
DAS KINO.
Zugleich ein Thriller von wahrhaft Dan-Brownscher Dimension um:
Das Geheimnis des KINOS.

Es geht um Jonathan Gates, einen Filmstudenten und Kinofreak, der im Los Angelas der 60er Jahre in dem abgewrackten Kunstkino CLASSIC die betörende Programm-Macherin Clare kennen lernt. Und durch sie zum ersten Mal einen Film von MAX CASTLE sieht: ein schauriges Schundprodukt aus der post-expressionistischen Phase (Kenner sagen: "später Caligari") des deutschstämmigen Regisseurs, der nach seinen Anfängen bei der UFA in den 30er Jahren nach Amerika kam und dort in Hollywood als Verfertiger von B- und C-Pictures endete, die Titel trugen die "Die Rache des Ghuls" oder "Die Stunde des Henkers".

Dieser Max Castle - eigentlich Max von Kastell - lässt Jonathan nicht los - weil Jonathan in Castles Filmen, die er nach und nach auf abenteuerlichsten Umwegen auftreibt - etwas sieht - nein: SPÜRT, was einzigartig ist. Denn Max Castle beherrschte eine einzigartige Methode der technischen und psychologischen Mani-pulation, durch die er das Publikum dem reinen Terror, dem Blick in die eigene Seele, aussetzen konnte.

Je weiter Jonathan in die Geheimnisse des Filmemachers Max Castle eindringt, dessen Biographie vom Autor trickreich ins die echte Kino-Geschichte eingeflochten ist, desto klarer wird Jonathan, das er hier einer gigantischen Verschwörung auf der Spur ist, die bis weit in die vor-christliche Zeit zurückreicht und deren aktuelle Bestrebung es - natürlich - ist, die Welt ins Verderben zu stürzen.

Ein plot, das zu weit her geholt klingt? Nur auf den ersten Blick. Denn SCHATTENLICHTER ist genauso doppelbödig, so vielfach verschachtelt wie die Meisterwerke des Max Castle: Fakten und Fiktion sind derart geschickt ineinander verwoben, dass man sich diesem suggestiven Bann der Geschichte als Leser nicht entziehen kann. Einem Bann, der um so stärker ist, je mehr man selbst das KINO liebt. Damit ist das Buch einer der intelligentesten Thriller, die in der letzten Zeit erschienen sind.

Theodore Roszak
Schattenlichter
Heyne Softcover

Ken Follett: Eisfieber

Kurz vor Weihnachten in Schottland. Es ist kalt, es wird bald schneien, es wird bald GANZ SCHLIMM schneien. Eigentlich gute Voraussetzungen für eine nette familiäre Weihnachtsfeier am heimeligen Kamin im Landhaus der Familie Oxenford.

Stanley Oxenford, der geniale Pharmaforscher hat seine ganze Familie über die Feiertage eingeladen: die Töchter Olga und Miranda mit Gatten oder Lebensgefährten und Kindern und sogar seinen mißratenen Sohn Kit, den er vor einiger Zeit aus seinem Bio-Labor entlassen musste, weil er Geld unterschlagen hatte.

Schöne Weihnachten also - wenn nicht... Toni Gallo, die Sicherheits-Chefin von Stanleys Bio-Labor entdecken würde, dass ein Laborant ein Versuchskaninchen gestohlen hat und sich an dem Tier mit dem absolut tödlichen Virus infiziert hat, mit dem in Stanely Firma geforscht wird. (Und absolut tödlich heißt hier in der Tat: ABSOLUT TÖDLICH, ein Virus schlimmer als Marburg oder Ebola oder alles andere, was wir bisher aus den entsprechenden Medizin-Thrillern kennen.)

Schöne Weihnachten also - wäre da nicht auch noch der Plan von Stanleys mißratenem Sohn Kit, Weihnachten ins Bio-Hochsicherheitslabor seines Vaters einzubrechen, um seinem zwielichtigen Komplicen Nigel und dessen Freunden Zugang zu den hochinfektiösen und ABSOLUT TÖDLICHEN Virenkulturen zu verschaffen.

KEINE schönen Weihnachten also für alle zusammen: nicht für Toni Gallo, die patente und schlagkräftige Ex-Polizistin, die heimlich (aber dafür um so leidenschaftlicher) in ihren Boss Stanley verliebt ist, KEINE SCHÖNEN Weihnachten für den kriminellen Kit, dessen Einbruchsplan mit minutiöser Perfektion schiefgeht, so dass er sich plötzlich mit seinen Komplicen auf der Flucht durch den tobenden Schneesturm befindet - und ihm nichts besseres einfällt, als im Familiensitz des Oxenfords Unterschlupf zu suchen.

EISFIEBER von Ken Follett ist eiskalte Spannung pur, ein Landhaus-Krimi aus der Action-Schublade, etwas was dabei herauskommt, wenn Bruce Willis (DIE HARD) auf Rosamunde Pilcher trifft. Ein Popcorn-Roman zum Runterlesen - am besten an einem langen Weihnachtstag.

Ken Follett
Eisfieber
Bastei Lübbe

11.7.08

James Sallis: Driver

Ein Buch, so knapp und so lakonisch wie einer der frühen Clint Eastwood-Filme. Nur 158 Seiten, das ist knapp die Hälfte dessen, was andere aktuelle Thriller auf die Waage bringen - aber dafür fast doppelt so viel Inhalt: Driver - einen Namen bekommt er nie - ist ein Fahrer - ein Stuntfahrer für Hollywood-Filme. Er hat alles drauf, was der Action-Kinofan gerne sieht - über die Straße schleudern, Verfolgungsjagden, Überschläge. Am Anfang des Romans sitzt der Driver in einem Hotelzimmer in Arizona, mit einem toten Mann und einer toten Frau - und einer Tasche mit Geld, viel Geld, das ihm nicht gehört.

Was ist passiert? Neben seinen Jobs als Stuntfahrer hat der Driver sich hin und wieder auch als Fahrer für Überfalle anheuern lassen. Er ist der Typ mit dem Fluchtwagen - man musste ihm nur sagen, wo er auf wen zu warten hatte - mehr wollte er gar nicht wissen.
In Vor-und Rückblenden, in kurzen Kapiteln, in knappen Sätzen erzählt James Sallis, wie Driver in den ganzen Schlamassel hinein geraten ist - und wie er versucht, wieder herauszukommen. Erstmal ist der Coup, für den man ihn engagiert hatte, schiefgangen. Dann ist die Beute bei ihm hängengeblieben - und jetzt muss er zusehen, dass er die Beute demjenigen zurückgibt, dem sie gehört. Und zwar ehe dessen Killer ihn erwischen.

DRIVER ist das, was man noir nennt - eine Skizze aus der Welt jenseits des Gesetzes - die nach ihren ganz eigenen Regeln funktioniert. Noir ist auch eine Schreibhaltung - die James Sallis perfekt beherrscht: lakonisch, auf den Punkt, kein Wort, kein Satz zuviel. Aber auch kein Wort und keinen Satz zu wenig.
James Sallis:
Driver
Liebeskind Verlag,

10.7.08

Sebastian Fitzek: Das KInd

Robert Stern ist ein erfolgreicher Strafverteidiger in Berlin - aber bei dem Fall, mit dem er bei seinem neuen Klienten zu tun bekommt, erfordert viel mehr als nur Kenntnisse im Strafrecht. Es ist ein zehnjähriger Junge - Simon, der meint, Sterns anwaltliche Hilfe zu brauchen.

Beim Treffen auf einem alten Inudustriegelände offenbart der Halbwüchsige, er sei in seinem früheren Leben ein Serienmörder gewesen. Und zum Beweis führt er Stern auch gleich zu den sterblichen Überresten eines seiner angeblichen Opfer: Ein Skelett, dessen Schädel mit einer Axt gespalten wurde.

Bis dahin haben wir erst knapp 30 Seiten des Thrillers DAS KIND von Sebastian Fitzek hinter uns und in diesem Tempo geht es weiter. Fitzek, das Wunderkind der neuen deutschen Thriller-Szene weiß, wie er seine Leser um den Nachtschlaf bringt: Cliffhanger folgt auf Cliffhanger, mysteriöse Geschehnisse, aufregende Verfolgungsjagden durch Berlin und immer neue Wendungen lassen keine Langeweile aufkommen.

Wie schon in seinen Vorgängern DIE THERAPIE und AMOKSPIEL fesselt Fitzek mehr durch seinen versierten Umgang mit den Bausteinen der Spannungsdramaturgie und des Popkornkinos als durch subtiile gezeichnete Charaktere. Und das ist auch gut so, denn Geschichten wie diese leben von ihren Effekten, ihrem Tempo und dem ständigen Mitfiebern der Leser - als perfekte Reise- oder Urlaubslektüre oder Zeitvertreib für eine schlaflose Nacht.

Spannung und Tempo, Action und Geheimnis im perfekten Zusammenspiel - Sebastian Fitzeks Thriller sorgt garantiert für eine schlaflose Nacht.

Sebastian Fitzek
Das Kind
Droemer Hardcover

9.7.08

Doro Wiebe: Im System

Renata ist glücklich: Die junge Frau hat gleich nach ihrem Studium ein Volontariat in der Redaktion des "Weltkurier" bekommen, einer neu gegründeten Wochenzeitung für Auslansdeutsche.

Alles ist ganz wunderbar, der Chef ein Schatz, die Kollegen total lieb, die Arbeit toll. Das liegt, erfährt Renate, am SYSTEM. Das SYSTEM ist eine schräge Ideologie über den Ursprung von Unfreiden und Aggression. Nach dem Lehrsätzen des SYSTEMS rührt alles Unglück in der Welt dahr, dass an unzähligen Stellen die Farben ROT und BLAU miteinander kombiniert werden.
Der Weg zum perfekten Glück und zum Weltfrieden ist danach absolut einfach - man muss nur vermieden, dass beide Farben miteinander in Kontakt kommen. Weder bei Speisen, weder bei der Kleidung, bei Plakaten, bei Logos.

Renata wird Stück für Stück zur hundertprozentigen Anhängerin des sektenmäßig aufgezogenen SYSTEMs - ohne zu begreifen, dass sie damit in den persönlichen Abgrund stürzt.

Das klingt simpel, und der Roman ist es in Sachen Plot und Sprache auch - aber wenn man ihn als Protokoll der Persönlichkeitsveränderung liest, die bei jemandem vor sich geht, der einer Ideologie verfällt, ist er von einigem aufklärersichen Wert.

Doro Wiebe
Im System
R. Brockhaus

8.7.08

James Bennetts: TRICKY

Aldo Harrison ist ein Gangster des 21. Jahrhunderts. Sein Metier ist Identitätsdiebstahl. Aus ein paar zerrissenen Rechnungen aus dem Hausmüll kann er geschickt den ganzen Datensatz desjenigen rekonstruieren, der die Rechnung weggeworfen hat. Damit hat er den Faden in der Hand: aus dem Fetzen eines Kontoauszuges aus einem Müllsack in einem besseren Viertel ermittelt er die Daten des Besitzers der Villa, vor der der Sack stand. Damit beginnt er "The Name Game", wie der Thriller im original heißt - das Namensspiel. Er verschafft dem ahnungslosen Villenbesitzer eine Wohnung, eine Postadresse, eine Telefonnummer, eine Kreditrkarte, ein Bankkton - und dann zieht er den gesamten Investmentfonds des Opfers ab, indem er es auf die Doppel-Konten transferiert.

Soweit, so gut. Fatal, dass der Bewohner der Villa, mit dem Also das Namensspiel spielt, ein hochrangiger Zeuge im Zeugenschutzprogramm des FBI ist, der noch gegen einen Immobilienhai aussagen soll. Und dessen Männer kennen keine Skrupel.

TRICKY schnurrt ab wie OCEANS ELEVEN, ein perfektes geöltes Thriller-Uhrwerk im Milieu der Computerkriminalität. Und zudem voller Fakten darüber, was passieren kann, wenn die eigenen Daten in die falschen Hände geraten. Vieles natürlich auf die USA bezogen - aber sicher bald auch hier in Europa möglich.

James W. Bennetts
TRICKY
Fischer (Tb.)

7.7.08

Astrid Paprotta: Feuertod

Schauplatz Frankfurt. Ein Feuer in einem Wohnhaus - aber kein gewöhnlicher Wohnungsbrand. Die Wohnung der Star-Anwältin Ellen Rupp ist nur noch ein Trümmerfeld. Die Juristin, die sich in der Kommunalpolitik für eine Law-and-Order-Initiative engagierte, ist samt eines unbekannten jungen Mannes vollkommen verbrannt - allem Anschein nach haben sie und das zweite Opfer sich nicht gerührt, als sich die tödlichen Falmmen näherten.
Natürlich nicht - die Obduktion ergibt, dass sie betäubt worden waren, ehe jemand die Wohnung anzündete.
Ein Fall für eine Sonderkommission, und hier besonders für die beiden Kommissare Niklas und Potofski. Die sind kein Friede-Freude-Eierkuchen-TATORT-Team, sondern werden für die SoKo zusammengesteckt, müssen sich kennenlernen, sind oft zerstritten, sich einander fremd.

Kaum haben die beiden den bürgerlich-radikalen Hintergrund der toten Anwältin abgeklärt, da brennt es wieder in Frankfurt - Herr Brecht, ein scheinbar harmloser Versicherungsvertreter ist das Opfer. Was steckt hinter den Anschlägen? Die bürgerlichen Investoren in einen Wohnblock, die es darauf abgesehen, die A-Mieter (Arbeitslos, Alkoholiker, Asozial) dort herauszubekommen, um aufwändig zu sanieren? Oder liegt das Motiv für beide Morde im privaten Umfeld der toten Anwältin und ihrer Kanzleipartnerin Anna Westheim?

FEUERTOD ist trotz des "heißen" Themas angenehm kühl erzählt, fast spröde. Astrid Paprotta zeigt die sozialen Verwerfung, aber sie zeigt nicht mit dem Finger darauf. Sie erklärt, aber sie will nicht belehren.

Astrid Paprotta:
FEUERTOD
Piper

2.7.08

Kriminalromane aus und über China

Die tote Katze umdrehen
Kriminalromane aus und über China

In Schanghai liegen acht Leichen am Ufer des Hungpu, sieben Männer und eine Frau, grässlich entstellt und zusammengekettet. Kein gewöhnlicher Fall für Kommissar Sun Piao und seinen Kollegen Yoabang von der örtlichen Polizei. Denn am Tatort stehen Männer der Staatssicherheit herum, um ihn nach Kräften zu behindern. Und der Rechtsmediziner meint, er könne, warum auch immer, die Toten nicht obduzieren. Der Student der Gynäkologie, den Piaos Kollege aus seiner Verwandtschaft für eine notdürftige Obduktion organisiert, stirbt unter seltsamen Umständen. Die Kühlhalle des Schlachthofs, in dem der Kommissar die Toten zwischenlagert, brennt ab. Piaos Polizeichef tut alles, was in seinen Kräften steht, um seinen Kommissar abzuschieben. Doch Sun Piao hat sich in den Fall verbissen. Er will "die tote Katze umdrehen", wie er seine Ermittlung umschreibt.
Zur gleichen Zeit versucht eine Amerikanerin Kontakt zu ihrem Sohn in Schanghai aufzunehmen: Barbara Hayes sucht ihren Sohn Bobby, der zuletzt im Jinjian-Hotel gewohnt hat. Doch auf einmal will ihn dort niemand mehr kennen. Barbara lässt alle ihre politischen Kontakte spielen und bricht auf nach Schanghai, wo Kommissar Sun Piao sich immer noch fragt, was es mit den Toten aus dem Fluss auf sich hat. Fünf von ihnen waren Häftlinge aus dem örtlichen Gefängnis. Gefangene, die zum Tode verurteilt waren. Gefangene, die nach den Berichten des Gefängnisses auch tatsächlich hingerichtet wurden.
Als Barbara Hayes in Schanghai eintrifft, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie Sun Piao begegnet, bis sie herausfindet, dass einer der Toten aus dem Fluss ihr Sohn war. Und dass die tote Frau bei ihm seine Freundin war - eine aus China abstammende amerikanische Kunsthändlerin.
Gemeinsam machen sich Sun Piao und Barbara Hayes auf die Suche nach der Wahrheit - steckt "nur" ein Drogenring hinter der Tat, oder geht es um Antiquitätenschmuggel? Nein, es geht um etwas viel Grausameres.
"Drachenaugen" von Andy Oakes ist ein Insiderbericht über das Leben im China des 21. Jahrhunderts, ist Stadtportrait von Schanghai und Reisebericht über Ausflüge ins Hinterland. Und vor allem: ein Bericht über Macht und Korruption im modernen China. Sein Kommissar Sun Piao ist der perfekte Held für den trockenen, und zugleich doch poetischen Blick, den Andy Oakes auf Schanghai wirft, wo er als Berater für Rüstungsprojekte zwei Jahre verbracht hat. Was man seinem Roman in jeder Zeile anmerkt - in den kleinen Geschichten, die am Rande geschehen und den genauen Beobachtungen der chinesischen Mentalität.

Mit den "Drachenaugen" hat Andy Oakes für China das gleiche geschafft, was Martin Cruz-Smith mit "Gorky Park" für die damalige Sowjetunion geleistet hat: sich als Westler in die Mentalität eines anderen Landes hineinzuversetzen und die Atmosphäre des Fremden als Hintergrund für eine Crime Story zu verwenden.

Aber wie sieht es mit der Kriminalliteratur in China selbst aus? Gibt es Kriminalromane in China?
Literatur unterliegt in China der Zensur. Während der Kulturrevolution (1966 bis 1976) wurde nur Propagandaliteratur veröffentlicht, erst nach Maos Tod (1976) wurde die Zensur etwas gelockert. Und nach dem Massaker auf dem "Platz des himmlischen Friedens" (1989) wieder verschärft.

Die Niederschlagung der Demokratiebewegung veranlasste unter anderem den Übersetzer, Literaturwissenschaftler und Autor Qiu Xiaolong, von einem Auslandsaufenthalt nicht mehr nach China zurückzukehren. Er lebt seither in den USA und hat mit seinen beiden Kriminalromanen "Tod einer roten Heldin" (2000 dt) und "Die Frau mit dem roten Herzen" (2002 dt) das Leben in Schanghai beschrieben, in dem sein Held, Inspektor Chen Cao, ermittelt: Die Welt zwischen Kulturrevolution, Kommunismus und Kommerz.

Qiu Xiaolong ist damit einer der wenigen Autoren aus China selbst, deren Krimis wir hier zu Lande lesen können. Von ihm erfahren wir, dass ein Handy in China "Großer Bruder" heißt, und, wenn es einer Frau gehört: "Große Schwester". Sein dichtender Inspektor Chen Cao bringt dem Leser chinesische Lyrik nahe, und natürlich auch so landestypische Weisheiten wie: „Schlangenblut regt die Durchblutung an. Schlangengalle kann Schleim lösen und verbessert das Sehvermögen." Und neben seinem Dienst bei der Krimipolizei befasst sich Inspektor Chen Cao mit Kriminalliteratur - er übersetzt ausländische Krimis ins Chinsische - da gleicht er seinem Erfinder: Qiu Xiaoling hat unter anderem Raymond Chandler ins Chinesische übersetzt.
Einheimische sowie westliche Literatur und Kriminalliteratur wird in China unter strenger Aufsicht veröffentlicht.
Private Verlage sind offiziell nicht erlaubt, ausländische Verlage oder Agenturen dürfen in China nicht selbstständig arbeiten. Auch joint-ventures zwischen chinesischen und ausländischen Partnern sind nicht erlaubt, dennoch gibt es in einer Grauzone die Möglichkeit der Zusammenarbeit. Während Lizenzverkäufe deutscher Literatur nach China auf Platz 1 der Liste der Auslandsverkäufe stehen, gibt es bislang kaum eine nennenswerte Zahl von chinesischen Lizenzen, die in den deutschen Sprachraum verkauft werden. Experten meinen zwar ein "gesteigertes Interesse des Publikums" ans chinesischer Literatur zu erkennen, aber um sie hier zu lange durchzusetzen bedarf es wohl doch - ganz china-mäßig - noch eines "langen Marsches".

Der "klassische" chinesische Detektiv, den wir kennen, ist "Richter Di", der von dem gebürtigen Niederländer Robert van Gulik bekannt gemacht wurde.
Van Gulik, geboren 1910, wuchs in Indonesien auf, wo sein Vater als Arzt arbeitete, später studierte er asiatisches Recht und verschiedene asiatische Sprachen und arbeitete als Diplomat unter anderem in Japan, Ägypten, Indien, China und den USA. 1949 übersetzte er den Jahrhunderte alten chinesischen Detektivroman "Dee Goong An" (andere Schreibweise: Di Gung An), in dessen Mittelpunkt "Richter Di" steht.
Der Erfolg dieser Übersetzung war so groß, dass van Gulik begann, selbst weitere Romane um und mit "Richter Di" zu schreiben - insgesamt kamen so bis zu seinem Tod 1967 mehr als ein Dutzend "Richter Di"-Bücher zusammen.

Im "Originalbuch" - "Die merkwürdigen Kriminalfälle des Richter Di" führen uns drei Geschichten vor, wie "Richter Di" im China der Tang-Dynastie (581 bis 907) nicht mit den klassischen Methoden eines Detektivs, sondern auch mit so unkonventionellen Methoden wie Folter Kriminalfälle löst. Als Bezirksrichter ist Di nicht nur Ermittler, Staatsanwalt und Richter, dessen Urteil nur bei einer Todesstrafe von einer übergeordneten Instanz geprüft werden - eine Machtfülle, die nicht nur jeder zeitgenössischen rechtsstaatlichen Auffassung widerspricht, sondern auch einigen Grundgegebenheiten des Krimis. In „Doppelmord im Morgengrauen" geht es um einen Mord aus Habsucht im Milieu der Seidenhändler und, Geschäftemacher, die von der Seidenstraße leben. „Die fremde Leiche" spielt im dörflichen Milieu und „Die vergiftete Braut" schließlich in der damaligen Oberschicht.

Zu den aktuellen Autoren, die sich mit China befassen gehört unter anderem Eliot Pattison, ein amerikanischer Journalist, der sich mit China und der tibetanischen Kultur befasst und von dem bisher vier Titel auf Deutsch erschienen:
Der fremde Tibeter (2000), Das Auge von Tibet (2001). "Das Tibetanische Orakel (2002) und um vergangenem Jahr "Der verlorene Sohn von Tibet"
Im Mittelpunkt steht stets sein Held Shan, ein Ermittler, der seinen Vorgesetzten in Peking hätte gefährlich werden können und deshalb ins Gefängnis gesteckt wurde. Hier wird er - im ersten Roman - vom Direktor dazu bestimmt, einen Toten zu identifizieren und ein paar Ermittlungen zu führen. Das ist der Beginn von Shans zweiter Karriere. Als er wegen seines Ermittlungserfolges freigelassen wird, beschließt er, in Tibet zu bleiben und in ein Kloster zu gehen.



Grenzfall Hongkong

Seit der Rückgabe der britischen Kronkolonie Hongkong an Rotchina (1989) ist des westlich beeinflusste Hongkong ein Sonderverwaltungsgebiet unter chinesischer Souveränität.

Mit seinem britischen Gepräge und den chinesischen Ambiente bot Hongkong lange Zeit einen gern benutzten Hintergrund für Unterhaltungsliteratur - und besonders auch Kriminalromane - und dem Leser damit eine Schlüssellochperspektive für den Blick ins Reich der Mitte. Wobei in den - natürlich - von westlichen Autoren verfassten Geschichten die Rolle des Gegners, des Bösewichts, die Position des Fremden, gern mit Chinesen besetzt wurde.
Im britisch geprägten Hongkong spielt über große Teile der Spionage-Klassiker "Eine Art Held" (The Honourable Schoolboy, 1977) von John le Carré: Jerry Westerby ist einer der Agenten des legendären britischen Geheimdienstchefs George Smiley. Westerby wird als Journalist getarnt nach Hongkong geschickt, um dort sie Spur von Smileys altem Gegenspieler "Karla" aufzunehmen.

Die Übergabe Hongkong bildet den Hintergrund von Christine Gräns Roman "Hongkong 1997" ´(erschienen 1991), spielt - fiktiv - ein halbes Jahr vor der Übernahme durch China. Plötzlich geschehen merkwürdige Dinge in Politik und Kriminalität.

Zu den besten Kriminalromanen, die in Hongkong spielen, gehören die Geschichten um die Mannschaft des Polizeireviers "Yellowthread Street". Marshall, geboren 1944 in Sydney, hat lange Jahre in Hongkong gelebt und konnte daher den Schauplatz seiner absurd-komischen Polizeigeschichten sehr dicht beschreiben. Im Yellowthread-Revier tut eine bunt gemischte Mannschaft aus Briten, Chinesen, Malaien und Eurasierern Dienst. In "Hongkong Roadshow" (1985) sucht die Truppe etwa nach einem Attentäter, die Straßen in die Luft sprengt, um einen Verkehrskollaps in Hongkong anzurichten.