3.3.08

Michael Herzig: Saubere Wäsche

Die Schweizer, heißt es, schrieben ja eigentlich die besseren deutschen Krimis.
Im Fall Friedrich Glauser und Friedrich Dürrenmatt hat das gestimmt, und im Fall Michael Herzig gibt es zu den besten Hoffnungen Anlass. Sein Debüt SAUBERE WÄSCHE ist ein Polizeiroman - und damit für einen schweizer Krimi - soweit wir ihn hierzulande kennen - schon einmal eine Überraschung.

Dazu noch ein Polizeiroman mit einer gebrochenen Polizistin aus dem Revierdienst als Hauptfigur - Johanna di Napoli ist die Quotenfrau der Zürcher Stadtpolizei, ambitioniert, aber leider zu impulsiv, knallhart gegen sich selbst und manchmal zu weich gegenüber den anderen - egal ob Kollegen oder Verbrecher. Zwei Fälle bereiten ihr Kopfzerbrechen: die Vergewaltigung eines dominikanischen Prostituierten und der Doppelmord an einem bosnischen Ehepaar, das in kleinbürgerlicher Unauffälligkeit eine Wäscherei betrieben hat. Vera und Milan Dilic sind in aller Herrgottsfrühe in ihrem Geschäft brutal zusammengeschossen worden - eine Familiengeschichte, wie Johannas Vorgesetzte und Kollegen schnell vermuten, oder doch eher irgendwas mit organisierter Kriminalität? Schließlich ist Milans Bruder ein bekannter Drogenabhängiger und in dunkle Geschäfte verwickelt.

Johanni Di Napoli verbeißt sich in den Mordfall, den ihr die Chefs von der Kripo gern aus der Hand nehmen möchten und verstrickt sich dabei auch in die eine oder andere ungute Liaison mit Männern, die einerseits ziemlich attraktiv, aber andererseits auch ziemlich verdächtig sind. Bei allem Spurengetüftel rund um den Mordfall verliert Miachel Herzig in seinem sehr gelungenem Krimidebüt dabei auch nie die Stadt in allen ihren Schattierungen aus dem Blick: Zürich ist nach dem Bild, das er in seinem Krimi zeichnet, kaum von den anderen Metropolen des Verbrechens zu unterscheiden - es geht zwar etwas schweizerisch gemütlich, aber trotzdem hart zur Sache in Sachen Korruption, Rotlicht und organisiertem Verbrechen.

Dass der Kampf gegen die wirklichen Herrscher am Limmat nicht zu gewinnen ist, ist die bittere Erkenntnis, die Johanna di Napoli am Ende ziehen muss - und das, obwohl die beiden Fälle eine ordentliche Lösung finden, aber ganz bestimmt keine, die Johanna zufrieden stellt.
Michael Herzig
Saubere Wäsche
grafit 338

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